Einst drohte er den Sympathisanten der Partei – zumindest lyrisch – mit Gewalt. Nun hat sich Capital Bra positiv zur AfD geäußert. Bei der Vergabe der Staatsbürgerschaft bemängelt er die fehlende Gleichbehandlung.

Er gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Rappern – und bislang zu den eher unpolitischen. In einem Livestream mit Influencer Vegeraldt Belkason hat sich Capital Bra zustimmend zur AfD geäußert. „Früher habe ich die AfD sehr, sehr, sehr, sehr kritisiert“, sagte er im Gespräch. „Mittlerweile denke ich mir, bei manchen Sachen haben sie recht.“ Vor allem die fehlende Gleichbehandlung von Migranten missfällt ihm demnach. „Ich habe 22 deutsche Nummer-eins-Hits, ich habe vier deutsche Kinder, ich habe eine deutsche Frau gehabt“, zählte er auf. „Die geben mir trotzdem keinen deutschen Pass.“

„Auf einmal kommen hier Leute her, die wohnen hier einen Monat, die kriegen einen deutschen Pass“, führte der in Russland geborene und in der Ukraine aufgewachsene Rapper weiter aus. Deutschland habe ihn „hochgebracht“ und verweigere ihm zugleich die Staatsbürgerschaft. „Obwohl ich hier Steuern zahle in sehr großen Summen. Die wollen 45 Prozent von mir haben, aber ich gebe sie gerne ab, weil in der Ukraine wäre ich kein Rap-Star geworden.“

Das klang vor einigen Jahren noch völlig anders. Auf dem Song „Sturmmaske auf“ mit Kollegah und dem erklärten AfD-Gegner Farid Bang zeigte er sich weniger sanftmütig im Umgang mit der Anhängerschaft der Partei. „Ich fahr’ nach Ukraine, doch mein Benz liegt tiefer, weil mein Kofferraum ist voll mit AfD-Mitglieder. Ficke ihre Mütter, breche ihre Kiefer und du siehst sie nie wieder so wie Kamikaze-Flieger.“ 2018 charakterisierte er Rechtspopulisten in „Gutes Herz“ als Heuchler: „Eure Nazis sind schon lustig, gucken Anime, holen bei Kanacken Schnee, doch wählen dann die AfD.“

2017 hatte ihn Moderator Marco Seiffert in der „Abendshow“ des RBB befragt, ob er die schon damals hohen Wahlergebnisse der AfD in seinem Berliner Heimatbezirk nachvollziehen könne. „An die AfD und an alle, die die AfD gewählt haben“, antwortete er damals direkt in die Kamera gerichtet. „Ihr seid auf jeden Fall richtige Hurensöhne.“ Im selben Gespräch äußerte er sich auch zu Wladimir Putin, den er als „Playboy“ titulierte. Ob er ihm auch politisch etwas bedeute? „Nein, ich hab’ mit Politik nichts zu tun. Ich mach’ mein Ding“, winkte der Rapper damals ab.

Das hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, dem russischen Präsidenten den Song „Vladimir Putin“ zu widmen, in dem Capital Bra fortwährend dessen Namen skandiert, wie es für das Subgenre Trap durchaus typisch ist. Über reines Namedropping hinaus ist 2014 der Song „Kein Krieg“ gegangen, in dem er seine eigenwillige Sicht auf die Annexion der Krim wiedergegeben hat.

„Ein Kampf zwischen Gut und Böse, aber wer ist wer?“, fragt er darin raunend. „Sie wollen keinen Streit, sie wollen keinen Krieg. Doch die da oben haben eigene Absichten.“ Als wahren Aggressor macht er schließlich die Vereinigten Staaten aus. „Wir Ukrainer, wir wollten nie mit Russland Streit, doch die Amis provozieren aus dem Hinterhalt“, rappte er. „Scheiß auf die Amis, guck, wie Putin unser Land verteidigt.“

Capital Bra, 1994 als Vladyslav Balovatsky in Sibirien geboren und ukrainischer Staatsbürger, zählt zu den bekanntesten Deutschrappern. In den letzten zehn Jahren veröffentlichte er neun Alben, zwei Kollaborationsprojekte und knapp 150 Singles. Sein jüngstes Album ist im Frühjahr 2024 unter dem Titel „Vladyslav“ erschienen. 22 seiner Songs erreichten Rang 1 der Single-Charts. Bislang konnte er zudem 34 Goldene und 14 Platin-Schallplatten erlangen.

Seiner rotzig vorgetragenen Anti-Haltung blieb er dabei stets treu. „Fick den Staat, fick die Bull’n, oh, ich ficke jeden“, wie es in „Das Leben ist so“ heißt, in dem er sich metaphorisch kurzerhand selbst zum Volksverführer erklärt. „Komm’ vom Untergrund, Untergrund wie Ninja Turtles – und überzeug’ die Deutschen so wie Joseph Goebbels.“