Klein, aber oho!

Lennart Karl (17) begeistert aktuell Fußball-Deutschland. Das Offensiv-Juwel des FC Bayern brillierte vergangene Woche in der Champions League gegen Brügge (4:0) und in der Bundesliga in Gladbach (3:0).

Er zeigte einen beeindruckenden Zug zum Tor und erzielte bei beiden Auftritten auch noch jeweils einen Traum-Treffer aus der Distanz – seine ersten beiden Pflichtspiel-Tore für das Star-Ensemble von Trainer Vincent Kompany (39)!

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Was an Super-Karl optisch auffällt: Er ist mit einer Körpergröße von 1,68 Metern der kleinste Spieler im Kader des deutschen Rekordmeisters. Bei seinen bisher elf Profi-Spielen war er meist sogar der Kleinste auf dem Platz.

Im körperbetonten Spitzenfußball wird eine unterdurchschnittliche Größe oft als Nachteil angesehen – vor allem mit Blick auf die Zweikämpfe in der Luft, aber auch am Boden. Bei der neuen Nummer 42 der Bayern ist davon bisher aber nicht viel zu sehen.

Der Größenunterschied zwischen Karl (r.) und Mitspielern wie Goretzka (1,89 Meter) oder Upamecano (1,86 Meter) ist im Bayern-Training immer wieder deutlich sichtbar

Der Größenunterschied zwischen Karl (r.) und Mitspielern wie Goretzka (1,89 Meter) oder Upamecano (1,86 Meter) ist im Bayern-Training immer wieder deutlich sichtbar

Foto: Dennis Brosda

Spannend: Laut Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse (68) hat das mit einem Vorteil zu tun, den Karl mit dem achtmaligen Weltfußballer Lionel Messi (38/inzwischen bei Inter Miami) gemeinsam hat, der auch nur 1,70 Meter klein ist!

Der Professor der Sporthochschule Köln zu BILD: „Wir haben in den vergangenen Jahren bei Messi gesehen, welche Vorteile er hat. Ein kleiner Körper ist gerade auf dem Flügel besser. Ein Wirbelwind, der viele Richtungswechsel machen kann. Kleine Spieler sind wendiger, haben eine engere Ballführung. Sie machen kürzere, schnellere Schritte, können meist besser dribbeln, ihr Bewegungsradius ist viel enger.“

Lionel Messi wurde trotz kleiner Statur zu einem der größten Fußballer aller Zeiten

Lionel Messi wurde trotz kleiner Statur zu einem der größten Fußballer aller Zeiten

Foto: LEONARDO FERNANDEZ/Getty Images via AFP

Froböse weiter: „Bei Lennart Karl ist es genauso. Ich sehe bei ihm große Ähnlichkeiten zu Messi, gerade beim Dribbling. Solche Spieler kommen durch die kleinste Lücke durch. Und der tiefe Körperschwerpunkt ist effizienter, wenn man abrupt abbremst und wieder beschleunigt.“

Karl profitiert also vom Messi-Vorteil!

Prof. Dr. Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler an der Sporthochschule Köln

Prof. Dr. Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler an der Sporthochschule Köln

Foto: Christian Knieps

Wie der Argentinier, der aufgrund seiner Statur seit seiner Jugend sogar den spanischen Spitznamen „La Pulga“ (Deutsch: der Floh) trägt, kann Karl seinen kleinen Körper nutzen, um seine größeren und dadurch weniger beweglichen Gegenspieler mit besonders flinken Bewegungen auszuspielen.

Besonders deutlich wurde der Floh-Vorteil zuletzt bei Karls 1:0 gegen Brügge: Vor seinem fantastischen Fernschuss unter die Latte löste er sich zunächst mit spielerischer Leichtigkeit von fünf Gegenspielern, schien für alle unaufhaltsam.

Lennart Karl im Bayern-Training neben einem Dummy

Lennart Karl im Bayern-Training am Montagmittag neben einem Dummy

Foto: Dennis Brosda

Interessant: Froböse sieht sogar noch einen weiteren Vorteil!

Der Sportwissenschaftler (Experte für bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation) und Ratgeber-Autor: „Kleine Spieler machen ihr Leben lang schon nichts anderes, als sich gegen Größere durchzusetzen. Immer wieder kommen da dunkle Schatten. Sich da durchzusetzen, sorgt auch für mentale Stärke. Man bekommt eine große Resilienz (psychische Widerstandskraft; Anm. d. Red.).“

Deutliche Worte zu Bayerns Karl: „Wenn wir so arm dran sind…“Teaser-Bild

Quelle: BILD27.10.2025

Froböse: „Kleine Spieler eignen sich ein wahnsinniges Repertoire an. Sie haben einen bunten Blumenstrauß an Bewegungen. Mit ihrer Dynamik werden sie dadurch unkalkulierbar.“

Ein paar Nachteile hat eine kleine Statur aber auch. Der Experte erklärt: „Die Großen können dich körperlich wegdrücken. Du bist drauf angewiesen, einen gewissen Abstand zu halten.“

Arbeiten erfolgreich zusammen: Karl und Bayern-Trainer Vincent Kompany

Arbeiten erfolgreich zusammen: Lennart Karl und Bayern-Trainer Vincent Kompany (l.)

Foto: Dennis Brosda

Gut für Karl: Durch das extrem dominante Kombinationsspiel der Bayern unter Coach Kompany kommt er selten in Situationen, in denen er durch seinen kleinen Körper einen Nachteil hätte – zum Beispiel bei Kopfball-Duellen.

Karl wird meist flach angespielt und hat wegen der Dominanz der Bayern oft die Aufgabe, sich auf engem Raum durch viele Gegner in Richtung Tor zu zaubern. Seine jüngsten Auftritte haben gezeigt, dass er das trotz seines jungen Alters schon auf höchstem Niveau außerordentlich gut kann – auch dank seines Messi-Vorteils!