Je höher die Kurse an der Wall Street steigen, desto häufiger erinnern sich Anleger an die 1990er Jahre – ein Jahrzehnt, das in der berüchtigten Dotcom-Blase gipfelte. Doch die zentrale Frage lautet: Ist diesmal wirklich alles anders? Ob man dies bejaht oder nicht – die Aussicht auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China, Zinssenkungen der Federal Reserve, robuste Unternehmensgewinne und Milliardeninvestitionen in Künstliche Intelligenz befeuern weiterhin die Risikobereitschaft der Finanzwelt. Manche Investoren kehren sogar Gold den Rücken, um verstärkt auf Nvidia zu setzen.
Mit nur einem Verlusttag in den letzten sieben Sitzungen setzen US-Aktien ihren Rekordlauf fort und nähern sich dabei symbolträchtigen Marken: Der S&P 500 liegt nur noch 1,8% unter der 7.000er-Schwelle, der Nasdaq 100 benötigt lediglich ein Plus von 0,7%, um die Marke von 26.000 Punkten zu erreichen. Selbst die einst mythisch anmutende 50.000-Punkte-Grenze beim Dow Jones ist inzwischen Gegenstand ernsthafter Diskussionen – wenngleich dafür noch ein Anstieg um 5,1% nötig wäre. Kurzfristig rückt die 48.000er-Marke ins Blickfeld, nur noch 1% entfernt. Wird diese Entwicklung für die Märkte zum Kap der Guten Hoffnung oder zum Kap Hoorn? Das bleibt die entscheidende Frage. Unsere Großeltern nannten sie die „Millionen-Dollar-Frage“, unsere Eltern die „Milliarden-Dollar-Frage“. Für uns geht es längst um mehrere Billionen – angesichts der heute investierten Summen.
In den vergangenen Monaten ist eine Fülle fundierter Analysen erschienen, die den digitalen Boom der 1990er Jahre mit dem aktuellen KI-Hype vergleichen. Vor rund drei Jahrzehnten löste das Aufkommen des Internets eine explosionsartige Rally an den Märkten aus – mit anschließendem spektakulärem Zusammenbruch. Schon damals warnten viele vor einer Blase, und es herrschte verbreitet Skepsis gegenüber John Templetons berühmtem Diktum, wonach der gefährlichste Satz beim Investieren lautet: „Diesmal ist alles anders.“ Ist die seit 2023 andauernde KI-Revolution also vergleichbar mit dem Internetboom – oder handelt es sich um ein neues Phänomen? Hinter dieser Frage verbirgt sich eine noch drängendere Sorge: Steuern die Märkte auf einen echten Crash zu? Gemeint ist nicht eine der vielen kleinen Korrekturen der letzten 17 Jahre, die schnell wieder aufgeholt wurden, sondern ein Kollaps wie im Jahr 2000. Zwei Beispiele zeigen die mögliche Wucht eines solchen Einbruchs: Erstens notierte der Nasdaq 100 zu Beginn der Subprime-Krise im August 2008 noch immer 60% unter seinem Höchststand vom März 2000; zweitens dauerte es bis Mai 2015 – also mehr als 15 Jahre –, bis der Index dieses Niveau wieder erreichte. Ein solcher, langanhaltender Rückschlag würde Anleger tatsächlich hart treffen. Solange Indizes rasch wieder steigen, bleibt der Schaden begrenzt.
Eine weitere Lehre aus dem Platzen der Spekulationsblase im Jahr 2000 lautet: Trotz der massiven Verluste bei Start-ups setzte sich die amerikanische Tech-Industrie letztlich durch. Das Silicon-Valley-Ökosystem war bereits etabliert, seine globale Dominanz aber geht auf jene Ära zurück. Diese Vormachtstellung scheint sich angesichts der gewaltigen Investitionen in Künstliche Intelligenz in den vergangenen Monaten noch verfestigt zu haben – und dürfte auch Bestand haben, selbst wenn es in den kommenden Monaten an den Märkten turbulenter zugeht.
Der jüngste Kursschub an der Wall Street, unter anderem getragen von der Hoffnung auf eine baldige Annäherung im Handelsstreit zwischen China und den USA, hat Europa abgehängt. Der Stoxx Europe 600 konnte in den vergangenen Wochen zwar etwas Boden gutmachen, bleibt aber zurück. Seit Jahresbeginn liegt der Index bei soliden +13,8%, doch der Nasdaq 100 verzeichnet bereits ein Plus von 22,9%.
Während der US-Markt weiter auf der Welle des Optimismus hinsichtlich einer möglichen Entspannung mit Peking reitet, ist Donald Trump zu einer Asienreise aufgebrochen, die am Donnerstag in einem mit Spannung erwarteten Treffen mit Xi Jinping in Korea gipfelt. Zuvor hatte der US-Präsident bereits intensive Gespräche zur Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Japan geführt.
Auch wenn heute kaum makroökonomische Daten anstehen, ist der Tag dennoch reich an Unternehmenszahlen – darunter HSBC, Visa, Novartis, BNP Paribas, PayPal und UnitedHealth – als Vorspeise vor einem vollgepackten morgigen Menü. Dann stehen die Zinsentscheidung der Federal Reserve sowie Quartalszahlen von Microsoft, Alphabet und Meta auf der Agenda. Unterdessen verliert Gold an Glanz und fällt unter die Marke von 4.000 USD pro Unze, während Kupfer angesichts steigender Nachfrage für den KI-Boom neue Höchststände erklimmt.
Die Märkte im asiatisch-pazifischen Raum folgen dem Aufwärtstrend aus New York nicht. Sie schließen oder notieren in den späten Sitzungen sämtlich im Minus. Australien, Japan und Hongkong liegen jeweils rund 0,5% im negativen Bereich. Die europäischen Futures zeichnen ein uneinheitliches Bild.
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Wirtschaftliche Höhepunkte:
Auf der heutigen Agenda: Neuzulassungen von Autos in der EU27; in den Vereinigten Staaten der FHFA-Hauspreisindex MoM, das Verbrauchervertrauen des Conference Board und der Richmond Fed Manufacturing Index. Die gesamte Agenda gibt es hier.
- EUR / USD: 1,17 $
- Gold: 3.937,11 $
- Rohöl (Brent): 64,69 $
- Anleihe Vereinigte Staaten 10 Jahre: 3,98 %
- BITCOIN: 114.165 $
In den Nachrichten:
- Deutsche Börse: meldete für das dritte Quartal 2025 starke Geschäftszahlen mit gestiegenem Umsatz und EBITDA und bestätigte trotz schwieriger Marktbedingungen die Jahresprognose.
- Symrise: senkte ihre Wachstumsprognose für 2025 wegen schwacher Verbrauchernachfrage und steigender Kosten, obwohl das dritte Quartal in wichtigen Bereichen gut verlief.
- Siltronic: passte die Finanzprognose für 2025 an und senkte die Erwartungen für Investitionen und Abschreibungen nach schwachen Quartalszahlen.
- Nordex: veröffentlichte starke Q3-Ergebnisse mit deutlich höherem EBITDA und hob die Prognose für die EBITDA-Marge im Gesamtjahr an.
- Hypoport: senkte die Umsatz- und Rohertragsprognose für 2025 aufgrund schwacher Ergebnisse im Gemeinschaftsunternehmen mit der Deutschen Bank.
- Novartis: verzeichnete starkes Wachstum durch neue Medikamente und Übernahmen, trotz Herausforderungen wie US-Handelsspannungen und Konkurrenz durch Generika.
- BNP Paribas: erzielte gemischte Q3-Ergebnisse mit gutem Ergebniswachstum, musste aber höhere Kreditverluste und rechtliche Probleme verkraften.
- Air Liquide: steigerte den Umsatz im dritten Quartal um 1,9%, getragen von guten Geschäften in den Bereichen Gesundheit und Industrie, und bestätigte die Jahresprognose.
- Capgemini: hob die Jahresprognose für 2025 an und erwartet nach einem starken dritten Quartal ein höheres Umsatzwachstum.
- Danone: übertraf im dritten Quartal die Umsatzerwartungen, vor allem dank hoher Nachfrage in China, und bestätigte die Jahresprognose.
- Norma: bestätigte die Finanzziele für 2025 trotz einer nicht zahlungswirksamen Wertminderung in Höhe von 50 Millionen Euro in der EMEA-Region.
- Aurubis: der Vorstandschef kritisierte die im Vergleich zu den USA schwierigeren Investitionsbedingungen in Deutschland.
- Suss: senkte die Prognose für 2025 wegen schwacher Margen und schlechter Ergebnisse im dritten Quartal.
- Meta: ernannte Vishal Shah zum Leiter eines neuen KI-Bereichs und stellte unter der Führung von Mark Zuckerberg neue Social-Media-Funktionen vor.
- Welltower: kündigte eine Expansion in Höhe von 23 Milliarden US-Dollar im Bereich Seniorenwohnen an und legte Zahlen zum Mietumsatz im dritten Quartal sowie zur Prognose des bereinigten FFO pro Aktie vor.
- NextEra Energy: einigte sich mit Google darauf, das Atomkraftwerk Duane Arnold in Iowa wieder in Betrieb zu nehmen, um Googles KI-Rechenzentren mit Strom zu versorgen.
- Google: siehe NextEra Energy.
- Principal Financial Group: veröffentlichte die Q3-Zahlen für 2025 und erhöhte die Quartalsdividende auf 0,79 US-Dollar je Aktie.
- UBS: strebt eine Banklizenz in den USA an, um ihre Finanzdienstleistungen auszubauen.
- iRobot: geriet nach dem geplatzten Amazon-Deal unter Druck, mit Kursverlusten und finanziellen Schwierigkeiten.
- HSBC: der Vorsteuergewinn sank im dritten Quartal um 14% wegen einer hohen Rückstellung für Rechtsrisiken; dennoch hielt die Bank an der Dividende fest und hob die Prognose für die Nettozinserträge an.
Weitere Nachrichten von Unternehmen, die in Deutschland notiert sind, finden Sie hier.
Analystenempfehlungen:
- Nordex Se: Oddo BHF hält an seiner neutralen Empfehlung fest und erhöht das Kursziel von 25 auf 25,30 EUR.
- Fresenius Se & Co. Kgaa: Oddo BHF stuft von Neutral auf Outperform mit einem Kursziel von 59 EUR hoch.
- Suss Microtec Se: Deutsche Bank hält an seiner Halte-Empfehlung fest und senkt das Kursziel von 41 auf 36 EUR.
- Prosiebensat.1 Media Se: Deutsche Bank hält an seiner Halte-Empfehlung fest und senkt das Kursziel von 7 auf 6 EUR.
- Gerresheimer Ag: Berenberg hält an seiner Halte-Empfehlung fest und senkt das Kursziel von 55 auf 30 EUR.
- Bechtle Ag: Cantor Fitzgerald stuft von Neutral auf Übergewichtung mit einem von 38 EUR auf 43 EUR erhöhten Kursziel.
- Porsche Ag: Bernstein hält an seiner Marktperformance-Empfehlung fest und erhöht das Kursziel von 39 auf 42 EUR.
- Mtu Aero Engines Ag: Morgan Stanley hält an seiner Marktgewichtung-Empfehlung fest und erhöht das Kursziel von 407 auf 409 EUR.
- Bilfinger Se: AlphaValue/Baader Europe hält an seiner Reduzieren-Empfehlung fest und erhöht das Kursziel von EUR 90,80 auf EUR 101.
- Puma Se: AlphaValue/Baader Europe nimmt die Berichterstattung mit einer Empfehlung zum Reduzieren und einem Kursziel von 22,20 EUR auf.