Die USA verringern ihre Militärpräsenz im östlichen Europa nach Angaben der Regierung in Bukarest. Unterdessen vermeldet Kreml-Chef Putin erfolgreiche Tests seines atomwaffentauglichen Supertorpedos. Mehr im Liveticker.
Während sich die militärische Lage für die Ukraine in der Stadt Pokrowsk erheblich verschlechtert, verstärkt die ukrainische Armee ihre Angriffe auf Ziele in Russland. Washington setzt eine frühere Ankündigung um, nachdem andere Nato-Staaten die Ostflanke des Bündnisses verstärkt haben.
Alle Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine und die Sicherheitspolitik in Europa im Liveticker:
13:00 Uhr – Putin: Haben atomwaffentauglichen Supertorpedo „Poseidon“ getestet
Russland hat nach Angaben von Präsident Putin einen atomwaffentauglichen Supertorpedo vom Typ Poseidon getestet. Dies sei ein großer Erfolg, sagte Putin. Der Test habe am Dienstag stattgefunden. Die Leistung des „Poseidon“-Torpedos übertreffe die der Interkontinentalrakete Sarmat, fügte der Präsident hinzu.
Experten in den USA und Russland haben den „Poseidon“ als eine neue Kategorie von Vergeltungswaffe beschrieben, die in der Lage sei, radioaktive Wellen im Meer auszulösen, die Küstenstädte unbewohnbar machen könnten.
10:40 Uhr – Polens Luftwaffe fängt russischen Aufklärer über Ostsee ab
Kampfjets der polnischen Luftwaffe haben ein russisches Aufklärungsflugzeug über der Ostsee abgefangen. Die Maschine vom Typ Iljuschin IL-20 sei am Dienstag im internationalen Luftraum ohne Flugplan und mit ausgeschaltetem Transponder unterwegs gewesen, teilte das Oberkommando der polnischen Streitkräfte am Mittwoch auf X mit.
10:37 Uhr – USA verringert Militärpräsenz an Nato-Ostflanke
Die USA werden ihre Militärpräsenz im östlichen Europa nach Angaben der Regierung in Bukarest verringern. Die USA hätten Rumänien und andere Verbündete darüber informiert, dass sie einen Teil ihrer Truppen an der Nato-Ostflanke reduzieren würden, teilte das rumänische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. „Die Entscheidung der USA besteht darin, die Rotation einer Brigade in Europa aufzuheben, die Einheiten in mehreren Nato-Ländern hatte.“
Der Außen-Experte Nico Lange sagte bei WELT TV: „Das ist nichts Plötzliches, sondern ist Teil der Strategieentwicklung der Amerikaner. Das ist ja auch ein Grund, warum Deutschland zum Beispiel eine Brigade in Litauen stationiert, warum die Europäer mehr Verantwortung für die Ostflanke übernehmen wollen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir mehr machen müssen in Europa selbst. Die Amerikaner gehen aber nicht ganz, sondern sie ziehen bestimmte Einheiten weg. Und dann diese Fähigkeiten müssen durch die Europäer aufgefangen werden.
08:10 Uhr – Energieversorger meldet nach Angriff auf Odessa Stromausfälle
Nach einem russischen Angriff auf die ukrainische Region Odessa kommt es dem örtlichen Energieversorger zufolge zu Stromausfällen. 26.900 Haushalte seien am Morgen ohne Elektrizität, teilt das Unternehmen DTEK mit. Für 7000 Haushalte sei die Versorgung bereits wiederhergestellt worden. Bei dem Angriff in der Nacht sei eine Energieanlage erheblich beschädigt worden.
07:57 Uhr – Russland meldet erneut Abschuss von Drohnen aus der Ukraine
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht erneut zahlreiche ukrainische Drohnen abgewehrt. Über verschiedenen russischen Regionen seien insgesamt 100 Drohnen abgefangen und zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium laut Nachrichtenagentur Tass mit. Sechs Drohnen seien in der Region der russischen Hauptstadt abgewehrt worden, darunter vier mit Ziel Moskau. Ebenso seien unter anderem in der Region Brjansk 46, in der Region Belgorod 8 und der Region Krasnodar 7 abgefangen worden. Solche Informationen sind nicht unabhängig überprüfbar, sie lassen aber Rückschlüsse auf den Umfang eines Angriffs zu.
07:03 Uhr – Treibstofflager auf Krim brennt nach ukrainischem Drohnenangriff
Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist nach Angaben russischer Behörden ein Treibstofflager in Brand geraten. Die Anlage in Simferopol sei von einer ukrainischen Drohne getroffen worden, schreibt der von der Moskauer Regierung eingesetzte Gouverneur Sergej Aksjonow auf Telegram. Opfer gibt es seinen Angaben zufolge nicht.
02:30 Uhr – Angriffe auf russisches Industriegebiet
Die Ukraine greift russischen Angaben zufolge mit Drohnen das Industriegebiet Budjonnowsk in der russischen Region Stawropol. Der Angriff habe jedoch keine Schäden verursacht, teilte der Gouverneur der Region, Wladimir Wladimirow, über den Nachrichtendienst Telegram mit.
Dienstag, 28. Oktober:23:30 Uhr – Medien: Erneut Öllager in Russland von Drohnen getroffen
In der russischen Region Uljanowsk an der Wolga ist Medienberichten zufolge ein Treibstofflager von ukrainischen Drohnen angegriffen worden. Getroffen worden seien Reservoirs der Firma NS-Oil, berichtete der ukrainische Telegram-Kanal Exilenova. Auf den dort veröffentlichten Fotos und Videos sind Brände zu erkennen, die von dem Öllager stammen sollen.
23:10 Uhr – Zwei Moskauer Flughäfen müssen schließen
Die Ukraine greift russischen Angaben zufolge die dritte Nacht in Folge die Region Moskau mit Drohnen an. Der Flugverkehr um die russische Hauptstadt wird gestört. Die russische Flugabwehr zerstört nach Angaben des Verteidigungsministeriums innerhalb von drei Stunden 57 ukrainische Drohnen, darunter vier über der Region Moskau. Zwei der vier Moskauer Flughäfen stellen vorübergehend den Betrieb ein. Berichte über Schäden liegen zunächst nicht vor.
17:14 – Ungarn will Bund gegen Ukraine mit Tschechien und Slowakei
Ungarns rechtspopulistischer Ministerpräsident Viktor Orban strebt ein „Ukraine-skeptisches“ Bündnis mit den EU-Staaten Tschechien und Slowakei an. Das sagte Orbans politischer Berater Balazs Orban dem Portal „Politico“. Er wolle sich künftig mit seinem slowakischen Kollegen Robert Fico und dem Kandidaten für das Amt des tschechischen Ministerpräsidenten, Andrej Babis, stets vor EU-Gipfeltreffen über gemeinsame Positionen darüber abstimmen.
Zwar sei eine feste politische Allianz zwischen den drei Ländern bisher nicht in Sicht, jedoch könnten diese die Bemühungen der EU, die Ukraine finanziell und militärisch zu unterstützen, erheblich behindern, schrieb „Politico“ weiter. Die Zusammenarbeit der östlichen EU-Länder habe bereits während der Flüchtlingskrise von 2015 „sehr gut funktioniert“, sagte der Berater Orban, der nicht mit dem Ministerpräsidenten verwandt ist, mit Blick auf das Visegrad-Bündnis, zu dem neben den drei Ländern formell auch Polen gehört. Allerdings haben sich die Beziehungen zwischen Ungarn und Polen gerade wegen unterschiedlicher Haltungen in der Ukraine-Russland-Frage deutlich abgekühlt.
16:18 Uhr – Selenskyj: Kiew braucht noch jahrelange Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland
Die Ukraine braucht nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch weitere zwei bis drei Jahre lang europäische Finanzhilfen, um sich gegen den russischen Angriffskrieg zur Wehr setzen zu können. Er habe den europäischen Staats- und Regierungschefs erneut deutlich gemacht, dass sein Land „noch einige Zeit auf stabile finanzielle Unterstützung“ angewiesen sein werde, erklärte Selenskyj am Dienstag.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im September vorgeschlagen, rund 140 Milliarden Euro eingefrorener russischer Zentralbankgelder für Kredite an die Ukraine zu nutzen. Russland soll demnach erst dann wieder auf das Geld zugreifen können, wenn es Reparationen an Kiew zahlt. Für das Geld haften würden zunächst die EU-Mitgliedstaaten. Die Ukraine müsste das Geld nur zurückzahlen, wenn Russland ihr Kriegsreparationen zahlt.
Sollte der Krieg in einem Monat enden, würde Kiew die EU-Hilfen für den Wiederaufbau nutzen, erklärte Selenskyj am Dienstag. „Wenn er nicht in einem Monat endet, dann werden wir das Geld für Waffen ausgeben. Wir haben einfach keine andere Wahl.“
15:20 Uhr – Russland setzt Reservisten im Kampf gegen Kiewer Drohnen ein
Russland setzt zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen gegen wichtige Anlagen etwa der Energieinfrastruktur nun erstmals Reservisten ein. Im Leningrader Gebiet um die Millionenmetropole St. Petersburg (früher Leningrad) hat die erste Einheit, die auch Sabotageakte verhindern soll, ihre Arbeit aufgenommen, wie die Zeitung „Kommersant“ unter Berufung auf Gouverneur Alexander Drosdenko berichtet.
Demnach sollen in einem ersten Schritt dort 105 Reservisten zum Einsatz kommen. Zugleich verabschiedete das russische Parlament im Eilverfahren ein Gesetz, um dieses neue Modell zum Schutz strategisch wichtiger Objekte durch Reservisten zu legalisieren.
Laut Gouverneur Drosdenko werden die Reservisten im Leningrader Gebiet mit Waffen und Fahrzeugen ausgestattet – praktisch als eine Verstärkung der Flugabwehr. Im Leningrader Gebiet mit seiner wichtigen Hafen-, Energie- und Industrieinfrastruktur gab es wie in anderen Regionen Russlands bereits mehrfach folgenreiche Drohnenschläge der Ukraine.
13:38 Uhr – Lawrow bringt Nichtangriffsgarantie für Europa ins Spiel
Russland ist nach Worten von Außenminister Sergej Lawrow bereit zu einer Nichtangriffsgarantie für EU- und Nato-Staaten. „Wir haben mehrmals gesagt, dass wir nicht die Absicht hatten und haben, irgendein derzeitiges Nato- oder EU-Mitglied anzugreifen.“ Das sagte Lawrow bei einem Sicherheitsforum für den eurasischen Raum in Minsk in Belarus. „Wir sind bereit, diese Position in künftigen Sicherheitsgarantien für diesen Teil Eurasiens zu verankern“, sagte er laut Wortlautprotokoll auf der Website seines Ministeriums in Moskau.
Lawrow machte den Vorschlag in einer Rede, in der er ansonsten bekannte Moskauer Kritik an EU und Nato wiederholte. Mit den derzeitigen Eliten der EU-Länder sei kein sinnvoller Dialog möglich, erklärte er. Führende EU-Politiker verweigerten das, was er „echte kollektive Sicherheitsgarantien“ nannte, weil sie auch bei einem Ende des Ukraine-Kriegs nur Garantien gegen Russland, aber nicht mit Russland wollten.
Der von Kremlchef Wladimir Putin befohlene Krieg gegen die Ukraine hat die Sicherheitsarchitektur in ganz Europa untergraben. Bei den Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs ist eine Frage, wie das Land vor möglichen neuen Angriffen Russlands geschützt werden kann.
10:42 Uhr – Polen warnt Ukrainer vor Anwerbeversuchen russischer Geheimdienste
Polens Regierung warnt die im Land lebenden Ukrainer vor Anwerbeversuchen russischer Geheimdienste. „Ich appelliere an die ukrainischen Staatsbürger, die sich in Polen aufhalten, sich nicht für ein paar Tausend Euro zu solchen Aktionen verleiten zu lassen“, sagte Geheimdienstkoordinator Tomasz Siemoniak dem Sender Polsat. „Wozu Jahre im Gefängnis sitzen? Und wozu Russland helfen, das die Ukraine angegriffen hat?“
Die russischen Geheimdienste könnten so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, erklärte der Minister. „Erstens bereiten sie Sabotageakte vor, und zweitens spalten sie Polen und Ukrainer.“
Die Anwerbung laufe meist über Messenger-Dienste im Internet, sagte Siemoniak. „Das ist keine Spionage mehr im alten Stil, bei der sich ein Bewohner nachts mit jemandem trifft und Informationen weitergibt.“ Im Jargon polnischer Geheimdienstler würden diese Spione „Wegwerf-Agenten“ genannt. „Sie bekommen keine großen Summen, sie werden nicht speziell ausgebildet, und am Ende kümmern sich die Auftraggeber überhaupt nicht um ihr Schicksal.“
09:43 Uhr – Selenskyj: Zu Friedensgesprächen bereit – nicht aber zu Gebietsabtretungen
Die Ukraine ist nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Friedensgesprächen bereit, solange diese nicht in Russland oder Belarus stattfinden. Zudem müssten die Gespräche den Krieg tatsächlich beenden, sagte Selenskyj. Die ukrainische Armee werde allerdings auf dem Schlachtfeld „keinen Schritt zurückweichen“, um Territorium abzutreten. Selenskyj forderte zugleich den US-Kongress auf, schärfere Sanktionen gegen Russland zu verabschieden. Zudem benötige sein Land für weitere zwei bis drei Jahre eine stabile Finanzierung durch seine europäischen Verbündeten und die Luftwaffe brauche insgesamt 250 neue Flugzeuge. Die Ukraine habe zuletzt verstärkt im Inland hergestellte Raketen der Typen „Ruta“ und „Flamingo“ gegen russische Ziele eingesetzt und wolle diese künftig in größeren Mengen produzieren. Durch ukrainische Langstreckenangriffe auf Russland sei die Treibstoffversorgung dort um 22 bis 27 Prozent reduziert und mehr als 20 Prozent der Ölraffineriekapazität zerstört worden.
07:00 Uhr – Selenskyj droht mit Angriffen auf weitere russische Regionen
Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit einer Ausweitung der ukrainischen Drohnen- und Raketenangriffe auf weitere russische Regionen gedroht. „Die Fähigkeiten für weitreichende Angriffe sind ein Bestandteil (unserer) Unabhängigkeit und werden zum größten Bestandteil für die Garantie des Friedens“, sagte der Staatschef in seiner abendlichen Videobotschaft. Zuvor seien bei einer Beratung mit dem Armee-Oberkommando die Ziele für Angriffe bis Ende des Jahres besprochen worden und dabei auch eine „geografische Ausweitung“ der Attacken. Am Vortag hatte Selenskyj allerdings ein „technisches Problem“ bei der Produktion von seit Längerem angekündigten ukrainischen Marschflugkörpern des Typs „Flamingo“ einräumen müssen.
06:05 Uhr – 17 Drohnen über Moskau zerstört
Russland hat nach eigenen Angaben die zweite Nacht in Folge einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Hauptstadt Moskau abgewehrt. Insgesamt seien 17 Drohnen zerstört worden, teilt das Verteidigungsministerium mit. Russische Luftabwehreinheiten hätten die übrigen drei Drohnen über der Region Brjansk, die im Westen an die Ukraine und im Nordosten an die Region Kaluga grenzt, zerstört. In Brjansk wurde dem dortigen Gouverneur zufolge ein Zivilist verletzt. Von der Ukraine gibt es dafür bislang keine Bestätigung.
06:00 Uhr – UN-Bericht: Russische Drohnen jagen gezielt ukrainische Zivilisten
Russland jagt in der Ukraine nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen gezielt Zivilisten in der Nähe der Frontlinie mit Drohnen. Ziel sei es, die Menschen aus diesen Gegenden zu vertreiben, heißt es in dem Bericht der Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission für die Ukraine, der diese Woche der UN-Generalversammlung vorgelegt werden soll. Demnach werden Zivilisten über weite Strecken von Drohnen verfolgt und manchmal bei der Suche nach Schutz mit Brandbomben oder Sprengstoff angegriffen. „Diese Angriffe wurden als Teil einer koordinierten Strategie begangen, um Zivilisten aus diesen Gebieten zu vertreiben“, heißt es in dem 17-seitigen Dokument.
dpa/rtr/afp/AP/cvb/dp/fro/ll/dol/saha