Kontrolle bei laufendem Betrieb
Hätte man die Drohne nicht, müsste man großen Aufwand betreiben, um die Brücke so eingehend in Augenschein zu nehmen. Gerüste aufstellen oder Industriekletterer einsetzen. All das entfällt hier. „Die Drohnentechnologie hat den großen Vorteil, dass wir die Brücke für die Inspektion nicht sperren müssen. Sie kann in Betrieb bleiben“, erklärt Chris Hobusch.
Das spart sehr viel Zeit und Geld. Was früher Tage oder gar Wochen gedauert hat, ist jetzt innerhalb weniger Stunden erledigt, bestätigt der Ingenieur, während Drohnenpilot Franzeck seine Drohne sanft auf dem Landepad aufsetzt. In dieser Zeit entstehen zwischen 10.000 und 12.000 Bilder vom inspizierten Bauwerk.
Allerdings zeigen die im Zweifelsfall auch all jene, die während der Inspektion die Brücke überquert haben. Sorgen machen müssten die sich aber nicht, versichert Chris Hobusch. „Gesichter und Nummernschilder werden unkenntlich gemacht, damit wirklich der Fokus auf dem Bauwerk liegt.“
Auswertung dank KI
Beim Unkenntlichmachen und vor allem bei der Auswertung der Aufnahmen hilft künstliche Intelligenz. Hier kommt das hallesche Unternehmen Denkweit ins Spiel, das sich auf die Nutzung visueller KI spezialisiert hat. Die Analyse von Drohnenaufnahmen ist nur eine von unzähligen Einsatzmöglichkeiten der Technologie.
Im Firmensitz am halleschen Weinberg-Campus sind auf einem großen Monitor Detailaufnahmen einer Brücke zu sehen. Ein Mausklick genügt und alle Nieten, die das Bild zeigt, werden grün markiert. Die KI erfasst, wie viele es sind. Kein Mensch muss sie mehr zählen oder die Stelle suchen, an der die Aufnahme gemacht wurde – denn auch das verrät die KI-Analyse. „Man weiß sofort, in welchem Bereich der Brücke Schäden zu beheben sind“, freut sich Chris Hobusch. „Es ist einfach ein rationeller Arbeitsablauf.“
Technologie mit großem Potential
Man kann eine KI darauf trainieren, alle Bilder zu analysieren, die das menschliche Auge sehen kann. Nur schneller und besser als der Mensch, erklärt Denkweit-Geschäftsführer Dominik Lausch. Die Auswertung der Drohnenaufnahmen von der Brücke ist der Beweis. „Die Drohne ist für uns wie ein Auge. Man kann sehr gut Stellen analysieren, die man kaum erreichen kann oder auch sehr große Flächen und das super-kostengünstig“, sagt Dominik Lausch. Er ist sich sicher, dass die Technologie Zukunft hat und die Inspektion von Bauwerken grundlegend verändern wird.
Die Drohne ist für uns wie ein Auge. Man kann sehr gut Stellen analysieren, die man kaum erreichen kann oder auch sehr große Flächen und das super-kostengünstig.
Dominik Lausch, Geschäftsführer „Denkweit“
Chris Hobusch stimmt ihm zu. Der Ingenieur ist begeistert von den Möglichkeiten, die die künstliche Intelligenz seiner Branche bietet. Die Aufnahmen eines Bauwerks dienen als Grundlage für Gutachten aus denen dann Instandhaltungskonzepte erarbeitet werden. Die wiederum ermöglichen es, alte, wertvolle Bauwerke – wie zum Beispiel Brücken – zu bewahren. Das liegt Chris Hobusch besonders am Herzen.
Die hallesche Mesebergbrücke braucht so ein Konzept noch nicht – sie war heute nur Demonstrationsobjekt. Doch sollte es mal soweit sein, könnte man sie binnen weniger Stunden inspizieren: rasch und gefahrlos. Der Drohnentechnik sei Dank.