Gyeongju – Donald Trump (79) und Chinas Präsident Xi Jinping (72) treffen am Donnerstag im südkoreanischen Gyeongju aufeinander – es ist das erste persönliche Treffen der beiden seit 2019 und Trumps Rückkehr ins Weiße Haus. Nach monatelanger Eskalation im Handelsstreit kündigt sich zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt ein Handelsdeal an.

Seit April hatte Trump die Einfuhrzölle auf chinesische Waren schrittweise auf bis zu 145 Prozent erhöht. Peking reagierte mit Gegenzöllen von 125 Prozent auf Importe aus den USA.

Jetzt soll das Treffen die Wende bringen.

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► Auf dem Weg nach Südkorea erklärte Trump zuversichtlich: „Die Beziehungen zu China sind sehr gut. Ich denke also, dass wir ein sehr gutes Ergebnis für unser Land und für die Welt erzielen werden.“ An Bord der Air Force One sagte der US-Präsident weiter: „Ich erwarte, dass wir die Zölle senken werden.“ Woher kommt der Sinneswandel?

Kampf gegen Fentanyl-Krise

Nach Informationen des „Wall Street Journals“ habe Peking angeboten, den Export von Chemikalien, insbesondere von Grundstoffen der Droge Fentanyl, strenger zu kontrollieren. In den USA sterben jedes Jahr Zehntausende an dem Opioid – viele der Stoffe kommen aus China. Washington wirft Peking seit Jahren vor, für die Fentanyl-Krise in den USA mitverantwortlich zu sein. „Ich glaube, dass sie uns helfen werden bei der Fentanyl-Situation“, sagte Trump vor dem Treffen.

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Laut US-Berichten könnte es bei dem Treffen auch um Seltene Erden gehen – jene Metalle, die für Handys, E-Autos und Waffen unverzichtbar sind. China kontrolliert mehr als 90 Prozent der weltweiten Verarbeitung und hat die Ausfuhr zuletzt eingeschränkt.

► Auch die Sojabohnen sind Teil des Machtspiels: Peking war jahrelang der wichtigste Käufer amerikanischer Bohnen, hat die Importe aber seit Mai komplett gestoppt – ein harter Schlag für US-Farmer.

Und auch die Russland-Frage spielt eine Rolle: Trump will Xi dazu bringen, mehr Druck auf Moskau auszuüben, um den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Zu hohe Kosten und Produktionsausfälle

„Die USA und China wissen mittlerweile sehr gut, wo sie verletzlich sind und wie sie der jeweils anderen Seite schaden können“, meint Tim Rühlig (39), China-Experte am Institut der Europäischen Union für Sicherheitsstudien (EUISS). Beide Seiten „wissen aber zugleich auch um die Kosten, die mit einer Eskalation verbunden sind.“

Auf Drohung folgt Entspannung – immer dann, wenn die Kosten und Produktionsausfälle zu groß werden, erklärt Rühlig. Klar ist für ihn aber auch: Washington und Peking ringen um Macht und Einfluss in der Welt. Jede Einigung dürfte nur von kurzer Dauer sein.

Auch China-Experte Eberhard Sandschneider warnt davor, das Treffen zu überschätzen. „Beiden geht es darum, den Zollstreit nicht eskalieren zu lassen“, sagt er. Zwar könne man mit einer Einigung auf neue Zollhöhen und Lockerungen rechnen, doch „der Grundkonflikt zwischen den USA und China geht weiter“.

Besonders kritisch sei die Abhängigkeit des Westens von Chinas Exporten seltener Erden: „Wenn diese Produktion nicht mehr in westlichen Ländern ankommt, stehen bei uns im wahrsten Sinne des Wortes die Räder still.“

Zur Person

Tim Rühlig ist Senior Analyst für Asien und „Global China“ am European Union Institute for Security Studies in Paris. Zuvor arbeitete er unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und der Europäischen Kommission.

Eberhard Sandschneider ist Politikwissenschaftler und einer der bekanntesten deutschen China-Experten. Er leitete viele Jahre das Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin.