Großer Erfolg im Artenschutzprogramm
Tiergarten Nürnberg wildert einjährigen Luchs aus
29.10.2025 – 20:26 UhrLesedauer: 2 Min.
Luchse entwickeln bereits in jungen Jahren eine hohe Sprungkraft: Im Erwachsenenalter können sie bis zu sieben Meter weit springen. (Quelle: Tiergarten Nürnberg / Thomas Hah)
Großer Erfolg: Drei Karpatenluchse wurden im Sommer geboren, ein Jungtier lebt inzwischen im Schwarzwald. Die Zucht ist Teil eines europäischen Artenschutzprogramms.
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg freut sich weiter über dreifachen Nachwuchs bei den Karpatenluchsen. Inzwischen steht fest: Zwei Kuder (männlich) und eine Katze (weiblich) erblickten im Sommer das Licht der Welt. Die Jungtiere wurden kürzlich geimpft und tiermedizinisch untersucht – und sind Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP), das die Nachzucht und Auswilderung dieser seltenen Unterart koordiniert.
Welche der drei Jungtiere künftig in andere Zoos umziehen oder in der Natur ausgewildert werden, steht noch nicht fest. Ein Erfolg ist aber bereits sicher: Ein im vergangenen Jahr geborener Luchs aus Nürnberg wurde Ende Juli im Schwarzwald freigelassen – im Rahmen des Projekts „Luchs Baden-Württemberg“.
Vor seiner Freilassung wurde der junge Luchs in Karlsruhe in einem speziellen Gehege auf die Wildnis vorbereitet, nur mit minimalem Kontakt zu Menschen. Kurz vor der Auswilderung erhielt er eine Impfung und einen GPS-Sender, über den das Projektteam wertvolle Daten sammelt: Wie nutzt der Luchs seinen Lebensraum? Wo jagt und ruht er?
Die Leiterin des Projekts, Eva Klebelsberg, erklärt: „Der Nachwuchs aus zoologischen Einrichtungen ist entscheidend, um den Genpool in der Natur zu erweitern“. Ein weiteres Tier aus Nürnberg, der Luchs „Chapo“, der 2024 im Westerzgebirge freigelassen wurde, hat inzwischen laut Fotofallen sogar Nachwuchs – erstmals seit fast 300 Jahren in Sachsen.
Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Nürnberger Tiergartens betont: „Der Moment, in dem ein Tier nach monate-, manchmal jahrelanger Vorbereitung ausgewildert wird, gehört zu den absoluten Höhepunkten unserer Artenschutzarbeit“. Er führt aus: „Innerhalb von zwei Jahren drei Luchse auswildern zu können, ist ein großer Erfolg. Diese Arbeit zeigt, dass Zucht und Auswilderung Hand in Hand gehen.“
Mit seiner 1.850 Quadratmeter großen, bewaldeten Luchsanlage bietet der Nürnberger Tiergarten ideale Bedingungen zur Aufzucht. Die Tiere werden mit Rehfleisch aus dem Nürnberger Reichswald gefüttert, um eine natürliche Ernährung sicherzustellen.
Der Tiergarten ist Mitglied im internationalen Netzwerk „Linking Lynx“ und im beratenden Gremium des EEP, das die genetische Vielfalt der Karpatenluchse sichert und Auswilderungsprojekte in Mitteleuropa koordiniert.
Der Eurasische Luchs gilt weltweit als nicht gefährdet, war in Mitteleuropa jedoch lange Zeit ausgerottet. In Deutschland leben laut Bundesamt für Naturschutz mittlerweile wieder rund 190 Tiere, vor allem im Harz und in Nordhessen. Diese Bestände gehen auf Auswilderungen aus Zoos und Wildparks Anfang der 2000er-Jahre zurück.
Mit Wolf und Bär zählt der Luchs zu den drei großen Beutegreifern Europas. Die scheuen Katzen leben bevorzugt in Waldgebieten, jagen meist in der Dämmerung und sind an ihren Pinselohren und kurzen Schwänzen leicht zu erkennen.
