Während Dynamo Dresden in einigen Bereichen aktuell stagniert, hat sich hinter den Kulissen ein neuer Verein gegründet. Er soll helfen, zukünftig das Potenzial des schlafenden Fußball-Riesen zu wecken. BILD erklärt, was dahinter steckt.

Über den „Wirtschaftsrat Dynamo Dresden e.V.“ – so nennt sich der neue Klub – sollen kompetente Persönlichkeiten und Entscheidungsträger der Stadt und ihrer Umgebung für die SGD gewonnen werden.

Ziel ist es, ein vielfältiges Netzwerk aufzubauen, auf das der Stammverein im Bedarfsfall zurückgreifen kann. So sollen Leistungsträger aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Wissenschaft als Mitglieder dem Wirtschaftsrat beitreten können, um letztlich den Zweitligisten zu unterstützen.

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Wie kam Dynamo aber auf diese Idee? Vorbild ist Union Berlin. Der heutige Bundesligist gründete 2003 ein genau solches ausgelagertes Gremium. Damals standen die Eisernen laut eigener Aussage in einer „ideellen Krise“, hatten erhebliche Finanzierungsprobleme.

Mit der Aktion „Bluten für Union“, als die Berliner Fans mit Aufwandsentschädigungen fürs Blutspenden Geld für ihren damaligen Regionalligisten sammelten, wurden beispielsweise 1,4 Mio. Euro beschafft. Organisiert wurde das vom Union-Wirtschaftsrat.

Ganz so dramatisch ist es in Dresden gerade nicht. Aber auch hier ist die Idee, dass über Kontakte des Netzwerkes neue Türen für den Traditionsklub in Politik und Wirtschaft aufgehen könnten. Das Ansehen und Image soll über den Wirtschaftsrat verbessert werden.

Dirk Zingler gründete einst den Wirtschaftsrat bei Union Berlin - es wurde eine Erfolgsgeschichte.

Dirk Zingler gründete einst den Wirtschaftsrat bei Union Berlin – es wurde eine Erfolgsgeschichte.

Foto: Andreas Gora/dpa

Allerdings ist dieser kein Vereinsgremium. Das heißt, er greift nicht ins operative Geschäft ein und wird auch nicht von selbst aus tätig. Der ehrenamtlich tätige Aufsichtsrat des Ostklubs – der ohnehin im Umfeld oft umstritten ist – oder die Geschäftsführer sollen dadurch aber künftig die Möglichkeit haben, die Expertise des Dynamo-Wirtschaftsrats anzufragen und insofern die neuen Ressourcen zu nutzen.

Doch wer steckt hinter diesem neuen Verein? Mit Rechtsanwalt Dr. Michael Bürger ist Dynamos Vize-Präsident gleichzeitig Vorsitzender des Wirtschaftsrats. Er gilt als Bindeglied und gründete den neuen Klub gemeinsam mit den Unternehmern Ronny Erfurt (Architekt) und Christian Lattermann (Bau-Ingenieur).

Interessant: Genauso unterstützt Ex-Aufsichtsrat Thomas Kunert. Dass der leitende Angestellte bei VW in Dresden das höchste Klubgremium verließ, bedauerten in der Vergangenheit zahlreiche Vereinsakteure gegenüber BILD. Jetzt hilft er zumindest im Hintergrund wieder mit.

Bis zu 40 große Dynamo-Unterstützer gesucht

Gesucht werden ab sofort Mitstreiter, die Dynamo Dresden kraft ihrer beruflichen Funktionen stärken können. Über die Aufnahme (Jahres-Mitgliedschaft 300 Euro) wird einzeln entschieden, bis zu 40 Personen werden als Zielgröße für den Expertenkreis angepeilt.

Fruchten könnten Kontakte vor allem auf Dauer, wenn es um große Fragen wie die 2039 auslaufenden Stadionverträge, Vermarktungspotentiale oder den anders als versprochen reduzierten Betriebskostenzuschuss durch die Stadt geht.

Das Stadion, hier beim Elfer von Christoph Daferner gegen Paderborn, ist eine große Belastung für Dynamo.

So schön das Harbig-Stadion auch ist – für Dynamo stellt es eine große finanzielle Belastung dar

Foto: Robert Michael/dpa

Der Wirtschaftsrat ist zudem gewillt, die aktive Fanszene mitzunehmen. Erst der letztjährige Fanshop-Zoff zeigte, wie wichtig es ist, rechtzeitig auch die Kommunikation mit den Ultras zu pflegen. Beispielsweise kann sich der neue Verein vorstellen, bei organisatorischen Auflagen rund um den „Dynamischen Weihnachtsmarkt“ der Ultras Hilfe zu vermitteln und hat sogar angeboten, einen eigenen Stand dort mitzubesetzen, wobei die Einnahmen der Fanszene zugutekommen.

Motto: Endlich die ganze Power aus Dresden und der Region für Dynamo erschließen…