[Photo by Sergei Stepanov/NurPhoto via Getty Images]

Washington sendet ein beruhigendes Signal an den baltischen Flügel der NATO: Trotz geplanter Reduktionen in Südosteuropa sollen US-Truppen in Estland weiterhin stationiert bleiben, wie das Verteidigungsministerium in Tallinn am Donnerstag mitteilte.

„Wir begrüßen die Entscheidung der USA, ihre Truppenpräsenz in Estland fortzusetzen“, erklärte Verteidigungsminister Hanno Pevkur in einer Mitteilung. Derzeit sind rund 150 US-Soldaten in Tapa und im Süden Estlands stationiert, gemeinsam mit anderen NATO-Verbündeten.

Statt eines Abzugs arbeiteten Tallinn und Washington daran, die amerikanische Militärpräsenz in der Region zu „stärken“, so Pevkur. Estland sei bereit, zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen, um dies zu unterstützen.

Fragen zum US-Engagement

Die Äußerungen des Ministers folgen auf die Bestätigung der USA am Vortag, ihre Truppenpräsenz in Rumänien und den Nachbarstaaten zu reduzieren – eine Entscheidung, die Spekulationen über die künftige US-Militärstrategie in Europa anheizte.

Die Ankündigung hat neue Fragen aufgeworfen, während die Verbündeten auf die Ergebnisse der sogenannten Global Posture Review der Trump-Administration warten, die im Herbst erwartet wird. Diese Überprüfung könnte dazu führen, dass die USA Ressourcen von Europa in den Indo-Pazifik verlagern – eine Aussicht, die insbesondere NATO-Staaten an der Grenze zu Russland und Belarus beunruhigt, wo jüngste Drohnenvorfälle die Spannungen weiter verschärft haben.

Wie Euractiv von Quellen erfuhr, stehen die jüngsten Anpassungen des US-Truppeneinsatzes jedoch nicht in direktem Zusammenhang mit dieser laufenden Überprüfung – weitere Veränderungen seien daher nicht ausgeschlossen.

In einer Mitteilung vom Mittwoch erklärte das US-Europakommando, dass die derzeit in Rumänien stationierten Soldaten wie geplant nach Kentucky zurückkehren und nicht ersetzt werden sollen.

„Dies ist kein amerikanischer Rückzug … vielmehr ist es ein positives Zeichen für gestärkte europäische Fähigkeiten und Verantwortung“, heißt es in dem Kommuniqué. Ob andere NATO-Staaten die abziehenden US-Kräfte ersetzen werden, ist bislang unklar.

NATO beschwichtigt

Rumäniens Verteidigungsminister bestätigte am Mittwoch das Ende der Rotation einer US-Brigade, deren Einheiten in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Ungarn stationiert waren. Etwa 1.000 US-Soldaten verbleiben weiterhin im Land.

Ein NATO-Sprecher relativierte die Entscheidung und bezeichnete sie als Routine. „Anpassungen in der US-Truppenstationierung sind nichts Ungewöhnliches“, sagte der Sprecher gegenüber Euractiv. „Selbst mit dieser Anpassung bleibt die Präsenz der US-Streitkräfte in Europa größer als seit vielen Jahren, mit deutlich mehr Streitkräften auf dem Kontinent als vor 2022“, fügte er hinzu.

Die Vereinigten Staaten unterhalten derzeit mehr als 80.000 Soldaten in Europa – weit mehr als vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2022, aber deutlich weniger als die rund 300.000 US-Soldaten, die während des Kalten Krieges auf dem Kontinent stationiert waren.

Die östlichen Bündnispartner drängen indes weiter darauf, dass Washington seine Präsenz in der Region ausbaut – und nicht verringert.

(cp, jl)