Miro Schluroff in Aktion beim Testspiel gegen Island

Stand: 30.10.2025 21:59 Uhr

Mit einem neuformierten jungen Team trumpfte die deutsche Handball-Nationalmannschaft groß auf und feierte im Test gegen Island in Nürnberg einen unerwartet hohen Sieg.

Am Ende hieß es 42:31 (20:14) für die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason, der auf einige etablierte Spieler verzichtete und dafür auf etliche Youngster setzte. Acht Spieler der Jahrgänge 2002 und jünger standen im 16er Kader der DHB-Auwahl.

Und diese junge Mannschaft überzeugte in allen Mannschaftsteilen und macht große Hoffnung für die anstehende Europameisterschaft in Dänemark, Schweden und Norwegen, die in elf Wochen am 14. Januar beginnt. Bester Werfer im deutschen Team war Dänemark-Legionär Juri Knorr mit neun Treffern.

„Nahezu perfektes Spiel“

„Es hat extrem viel Spaß gemacht, es war ein nahezu perfektes Spiel für uns alle“, sagte Top-Torschütze Knorr. „Ich habe es genossen, ich wollte einfach auf das Tor gehen und mutig spielen und die Stimmung aufsaugen.“ 

Frank Hollmann, Sportschau, 30.10.2025 21:22 Uhr

„Wir wussten gar nicht, wo wir stehen nach einem halben Jahr Pause. Wir haben das Tempospiel, das uns dieses Jahr fehlte, diesmal viel besser genutzt“, meinte ein ebenfalls sehr glücklicher DHB-Kapitän Johannes Golla zur Sportschau.

Die Isländer – in Nürnberg mit neun Bundesliga-Spielern angetreten – hatten zuvor in zehn Länderspielen nur eine Niederlage kassiert, nämlich bei der zurückliegenden WM im Januar gegen Kroatien.

Gummersbacher Abwehrblock

Die deutsche Mannschaft zeigte sich von Beginn an sehr spielfreudig und legte schon eine ganz starke erste Halbzeit hin. Gislason vertraute dabei gleich auf seinen neuen Gummersbacher Block in der Abwehr. In Miro Schluroff, Julian Köster und dem Debütanten Tom Kiesler besetzten gleich drei Spieler vom Traditionsklub aus dem Oberbergischen neben Kapitän Johannes Golla die zentralen Positionen.

An diesen vier „Kanten“ bissen sich die körperlich keineswegs schwachen Isländer die Zähne aus. Deutschland kassierte in den ersten zehn Minuten nur ein Gegentor und führte schnell mit 6:1.

Debütant Tom Kiesler vom VfL Gummersbach im Zweikampf mit Islands Gisli Kristjansson

Wolff in Bestform

Zudem zeigte ein weiterer Mann hinten drin seine Klasse: Torhüter Andreas Wolff. Der Keeper vom THW Kiel, neben Jannik Kohlbacher der einzige Ü30er im Team, hielt drei Siebenmeter und erstaunte das Nürnberger Publikum immer wieder mit etlichen Top-Paraden.

Frank Hollmann, Sportschau, 30.10.2025 21:28 Uhr

Doch nicht nur die Abwehr präsentierte sich schon auf höchstem EM-Niveau. Auch offensiv legte Gislasons Team ein enormes Tempo vor und überzeugte mit höchster Angriffseffiktivität. Zunächst setzten Julian Köster und Marko Grgic, der für Kiesler nur in der Offensive eingesetzt wurde, die Akzente.

Knorr trifft aus allen Lagen

Dann riss ein Mann das Spiel an sich, der die ersten 15 Minuten auf der Bank verbrachte: Juri Knorr. Der Neu-Aalborger traf nach Lust und Laune und aus allen Lagen und steuerte bis zur Pause sieben blitzsaubere Tore bei.

Deutschland ging mit einem Sechs-Tore-Vorsprung in die Kabine und baute den Vorsprung nach dem Wechsel beim 28:18 erstmals auf zehn Tore aus, auch weil sich die isländischen Starspieler Gisli Kristjansson und Omar Magnusson immer wieder technische Fehler leisteten, und die Torhüter der Nordländer alles andere als einen guten Tag erwischten.

Wurfstark und schnell: Juri Knorr mit ganz starker Leistung in der deutschen Offensive

Alle beteiligt am Tore-Festival

Die Deutschen drückten dagegen das Tempopedal weiter voll durch. Unterarmwurf Miro Schluroff, super Anspiele an den Kreis auf Jannik Kohlbacher und Johannes Golla – es klappte weiterhin alles beim DHB-Team, das so auftrat, als hätte es die fast sechsmonatige Spielpause nie gegeben.

Die Führung wuchs über 33:21 und 34:22 (50.) auf 37:25. Hinten hielten Wolff, Kiesler und Co. weiterhin dicht und so ging es munter weiter mit dem deutschen Tore-Festival, an dem sich in den letzten Minuten auch jene Spieler beteiligten, die vorher nicht zum Einsatz kamen. So erhielten Tim Freihöfer, Matthis Häseler, Nils Lichtlein und Franz Semper, dem der 40. Treffer gelang, die Gelegenheit, sich zu zeigen.

Am Sonntag können sich die Isländer für die Klatsche revanchieren. Dann steht das zweite Duell der beiden Teams in München an.


Jens Mickler