In großer Eile verließen die Dortmunder die Augsburger Arena, um rechtzeitig vor dem Flugverbot gen Heimat abzuheben. Die Nacht im eigenen Bett sehnten sie herbei während ihrer Reisewochen, in denen sie ständig auswärts antreten müssen. Vier der vergangenen fünf Spiele haben sie nun in gegnerischen Stadien bestritten. Und auch die kommende Woche hält für sie zwei Dienstreisen bereit. Am Mittwoch steht das Spiel in der Champions League bei Manchester City an und am Samstag ein weiteres in der Bundesliga beim Hamburger SV.
Doch zumindest die Zeit für einige unterstützende Worte für seinen jungen Augsburger Kollegen Sandro Wagner wollte sich Niko Kovac noch nehmen, ehe es rasch zum Flughafen ging. „Für den Sandro tut es mir natürlich leid“, sagte der Dortmunder Trainer nach dem 1:0 (1:0)-Sieg seiner Borussia, „aber ich bin davon überzeugt, dass er die Qualitäten hat.“ Diese habe Wagner auch an diesem Freitagabend bewiesen, „die Mannschaft hat alles gegeben, genau das umgesetzt, was er sehen wollte“, befand Kovac. Er äußerte die Überzeugung, dass sein ehemaliger Spieler beim FC Bayern auf seiner ersten Bundesligastation als Cheftrainer in Augsburg erfolgreich sein werde, Kovac sagte: „Ich drücke ihm alle Daumen der Welt.“
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Die warmen Worte waren auf einen Sieg gefolgt, der durchaus ein wenig zum Vorbild für den FCA taugen könnte. Denn die Dortmunder hatten ihre neue Resilienz und Stabilität vorgeführt, Qualitäten also, die Wagners Augsburger zuletzt mehrfach vermissen gelassen hatten. Den Dortmundern gelingt es mittlerweile regelmäßig, auf Grundlage einer gefestigten Defensive Ertrag zu erwirtschaften. In dieser Saison war es bereits der siebte Pflichtspielsieg ohne Gegentor, zum vierten Mal beließ es die Borussia bei einem minimalistischen 1:0. In der Bundesliga mussten sie in neun Spielen nur sechs Gegentore hinnehmen, sechsmal stand die Null. Und insgesamt ging nur eines der 14 Pflichtspiele in dieser Saison verloren. Das war Mitte Oktober beim FC Bayern (1:2).
Die Dortmunder zeigen eine beachtliche Konstanz, die ihnen in den vergangenen Spielzeiten oft fehlte. „In den letzten Jahren haben wir solche Spiele in englischen Wochen meistens verloren“, erinnerte Mittelfeldspieler Pascal Groß, „es ist gut, wenn wir solide sind.“ Früher neigte der BVB dazu, in Spielen wie in Augsburg spannungsarm aufzutreten und sich Gegentore einzuhandeln. In der vergangenen Saison hatten die Dortmunder beide Ligaspiele gegen den FCA verloren. Inzwischen tritt die Mannschaft von Kovac deutlich straffer und konzentrierter auf. Abzüge in der B-Note nehmen sie dafür zur Not auch mal in Kauf, zumal in ihren kräftezehrenden Auswärtswochen. Erst am Dienstag hatten sie im DFB-Pokal 120 Minuten samt Elfmeterschießen bei Eintracht Frankfurt erfolgreich hinter sich gebracht. Danach beim FCA antreten zu müssen, ist ungefähr so beliebt wie ein Frühdienst an Neujahr.
Dortmund glänzt vor allem durch Zweikämpfe, Grätschen und Defensivaktionen
Es war auch kein schöner Vortrag gewesen in Augsburg. Viel Kampf hatte das Geschehen geprägt, beide Mannschaften verhakten sich hauptsächlich im Mittelfeld. Ins Bild fügte sich, dass Dortmunds Tor in der 37. Minute aus dem ersten nennenswerten Abschluss hervorging, und dieser war obendrein einem Zufall entsprungen. Waldemar Antons langen Schlag versuchte Augsburgs Innenverteidiger Chrislain Matsima per Kopf zu klären, doch er traf dabei den Kollegen Han-Noah Massengo, von dessen Unterleib der Ball zu Serhou Guirassy prallte. Dortmunds Stürmer nutze die Slapstick-Einlage, um seine mehr als siebenstündige Torlosigkeit zu beenden. Freistehend überwand er Torwart Finn Dahmen (37.). Als „fürchterlich, zum Haare raufen“, bezeichnete Augsburgs Innenverteidiger Keven Schlotterbeck die Szene, Dahmen nannte sie „maximal unglücklich“.
Positiv in Erinnerung blieben aus Dortmunder Sicht vor allem jene Beiträge, die von der neuen Widerstandsfähigkeit erzählten. Wie jene fulminante Grätsche, mit der der eingewechselte Jobe Bellingham eine der wenigen Augsburger Chancen durch Elvis Rexhbecaj blockte. Auch der eigentlich offensive Maximilian Beier verdiente sich als linker Schienenspieler durch seine beherzten Defensivdienste ein Sonderlob von Kovac. Bestärkt flogen die Dortmunder danach in die Heimat. „Im Moment sind wir schwer zu bezwingen, und das werden wir versuchen, in Manchester zu zeigen“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
Einige Fans des FC Augsburg haben Botschaften an Sandro Wagner mitgebracht. (Foto: David Inderlied/Kirchner-Media/d)
Auch beim FC Augsburg ließen sich trotz der Niederlage leicht positive Signale erkennen. Deutlich gefestigter als jüngst beim 0:6 gegen RB Leipzig und dem 0:1 gegen den Zweitligisten VfL Bochum im DFB-Pokal wirkte Wagners Mannschaft. Das lag auch daran, dass sie diesmal mit mehr Bedacht agierte und zunächst einmal Wert auf Sicherheit legte. Wenige Gegentore seien die Basis, um künftig erfolgreich zu sein, befand Dahmen, „die Leistung macht Mut“. Angespannt bleibt die Situation beim FCA dennoch. Teile der Fans hatten während des Spiels mit Spruchbändern gegen Wagner und die Vereinsführung protestiert. „Große Worte keine Taten – wie lange wollt ihr noch warten?“ „Imagewechsel vollbracht: von der grauen Maus zur Schießbude der Liga“, war zu lesen. Oder auch: „Personenkult und Marketingwahn – das sind nicht unsere Werte.“ „Niemand ist größer als der Verein.“ Nach dem Abpfiff aber erhielt Wagner Beifall, als er auf die Fans zuging.
