Dirigentin steht auf der Eintrittskarte hinter dem Namen Nathalie Stutzmann, aber was heißt das auf Französisch? „Madame le chef d’orchestre“ bestätigt Stutzmann beim Gespräch, eine raffinierte Melange aus männlich-weiblich, echt französisch. Nathalie Stutzmann ist eine energiegeladene Frau, gern lächelt sie, sie ist aber auch streng. Erstmals vor dreizehn Jahren dirigierte sie ein Konzert, in Mailand. Dann triumphierte sie mit dem „Tannhäuser“ in Bayreuth, wurde Chefin der Sinfoniker in Atlanta und gab jetzt, sie ist 60 Jahre alt, ihr Debüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Herkulessaal mit einem todessüchtigen Konzeptprogramm. Natürlich mit Wagners „Tannhäuser“-Ouvertüre, ihr Signature-Stück quillt über vor Humanität und Melodien. Dann dem farbintensiv lodernden „Tod und Verklärung“ (Richard Strauss). Und dem Mozart-Requiem, aus dem Stutzmann das existenzielle Erschrecken vor dem Tod unerbittlich herausmeißelt. So wuchtig und unsüß ist Mozart sonst nie, so tänzerisch, detailversessen, kontrastreich.