Wie kann Leipzig den Verlust von Bäumen in Parks, Grünanlagen und an Straßen eigentlich stoppen? Denn die veränderten klimatischen Bedingungen setzen auch Leipzigs Bäumen massiv zu, konfrontieren sie mit Hitze und monatelangen Dürrezeiten. Immer wieder muss das Amt für Stadtgrün und Gewässer eingreifen und in der Standsicherheit gefährdete Bäume entfernen. Und es kommt mit Nachpflanzen nicht hinterher. Ergebnis, so die Grünen-Stadträtin Nicole Schreyer-Krieg: Ein Minus von 1.264 Bäumen in Leipzig allein im Jahr 2024.

Eine Zahl, die die Grünen auch nur deshalb haben, weil sie jedes Jahr aufs Neue abfragen, wie es um den öffentlichen Baumbestand der Stadt steht. Die Stadt stellt diese Informationen bislang nicht zur Verfügung, will sich aber bessern, wie das Amt für Stadtgrün und Gewässer in seiner Stellungnahme zum Antrag der Grünen zugab.

Man habe ja auch nichts gegen den Grünen-Antrag. Er läge voll auf der Linie, auf der die Stadt selbst arbeitet. Denn die Vermehrung des Baumbestandes im öffentlichen Raum ist allein schon ein zentraler Baustein in der Klimapassung der Stadt.

Das Problem ist nur: Baumpflanzungen kosten Geld. Geld, das im Budget des Amtes für Stadtgrün und Gewässer nicht ausreicht, wenn immer mehr Bäume in Parks und Straßen unter Dürre- und Hitzestress geraten.

Mehr Pflanzungen brauchen deutlich mehr Geld

Die 1.000 zusätzlichen Baumpflanzungen, die der Stadtrat eigentlich beschlossen hat, schafft das Amt für Stadtgrün und Gewässer deshalb nicht, stellte Schreyer-Krieg am 29. Oktober fest. Und 14.000 Baumscheiben im gesamten Stadtgebiet seien bis heute nicht wieder mit Bäumen bepflanzt. Das war unter anderem Ergebnis der letzten Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Stand beim Baumerthalt in Leipzig.

Im Grunde rannte die Fraktion mit ihrem Antrag offene Türen ein. Oder, um den CDU-Stadtrat Andreas Schultz zu zitieren: Das Anliegen ist längst Verwaltungshandeln. Denn auch im Grünflächenamt macht man sich Gedanken, wie man die notwendigen Baumpflanzungen irgendwie auf die Beine stellen will.

„Ziel ist es, den Bestand an Bäumen in städtischen Grün- und Parkanlagen durch zeitnahe Ersatzpflanzungen an geeigneten Standorten zu sichern. Ersatzpflanzungen sollen dort erfolgen, wo dies aus baumphysiologischen und standörtlichen Gründen fachlich möglich und sinnvoll ist. Dieses Vorgehen trägt dem Anspruch Rechnung, den urbanen Baumbestand der Stadt Leipzig als wesentlichen Bestandteil der Klimaanpassung, Biodiversität und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Grün langfristig zu sichern“, hatte das Amt für Stadtgrün und Gewässer seine Haltung zu den Baumpflanzungen formuliert.

Hatte aber darauf hingewiesen: „Die Umsetzung dieser Maßnahme erfolgt im Rahmen der derzeit zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Die eventuell erhöhten Sachmittel sowie ein etwaiger zusätzlicher Stellenmehrbedarf werden im Zuge des Doppelhaushalts 2027/2028 unter Berücksichtigung der dann geltenden Rahmenbedingungen der Haushaltsaufstellung ermittelt und eingeplant.“

Lösung erst 2027/2028

Womit das Amt auch den Vorstoß der Grünen bestätigte, dass die Stadt deutlich mehr Geld bereitstellen muss, um die notwendigen Baumpflanzungen überhaupt finanzieren zu können. Wie viel genau, diese Frage ist noch offen. Denn im aktuellen, mit Ach und Krach genehmigten Doppelhaushalt steht dieses Geld nicht zur Verfügung. Weswegen das Grünflächenamt auf den Doppelhaushalt 2027/2028 verweist.

Die Grünen hatten zwar wesentliche Teile der Stellungnahme der Stadt in ihren neu gefassten Antrag übernommen. Aber Andreas Schultz hatte kurzerhand die Vorlage der Stadt zur Abstimmung gestellt. Eigentlich ein logischer Schritt. Der Stadtrat hätte dem einhellig zustimmen können, da es andere Handlungsspielräume unter den derzeitigen Haushaltsbedingungen gar nicht gibt. Und so sah es auch kurzzeitig aus, bis sich dann doch drei Fraktionen entschlossen, gegen die Verwaltungsvorlage zu stimmen.

Aber mit 33:23 Stimmen bei vier Enthaltungen bekam diese dennoch die notwendige Mehrheit. Mit den Haushaltsverhandlungen für 2027/2028 werden wir also erfahren, was die zusätzlich zu pflanzenden Bäume in Leipziger Parks und Straßen kosten werden. Und ob die gnädige Landesdirektion bei diesem Finanzposten dann mitspielt.