Noch immer zu viele Tiere

Was die Pavian-Tötung wirklich gebracht hat

03.11.2025 – 14:12 UhrLesedauer: 2 Min.

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Paviananlage im Tiergarten Nürnberg (Archivbild): Hier ist nach eigenen Angaben endlich Ruhe eingekehrt. (Quelle: IMAGO/Ardan Fuessmann/imago)

Die rigorose Entscheidung des Tiergartens Nürnberg, Paviane zu erschießen, war bundesweit umstritten. Drei Monate danach stellt sich die Frage: Was hat es gebracht?

Im Sommer wurden zwölf Paviane getötet, wegen Platzmangels in der Anlage. Der Fall erregte deutschlandweit Aufmerksamkeit und löste Entsetzen bei Tierschützern aus, sogar Anzeigen flatterten dem Zoo ins Haus.

Nun, drei Monate später, ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme. Die Verantwortlichen des Nürnberger Zoos stehen auch im Nachhinein zu ihrer Entscheidung – doch es gibt immer noch zu viele Paviane in der Einrichtung.

Der Tiergarten Nürnberg sieht keine Notwendigkeit, den umstrittenen Schritt intern aufzuarbeiten. Schließlich sei die Maßnahme sorgfältig vorbereitet worden, heißt es auf Nachfrage von t-online. Die Entscheidung habe sich demnach im Nachhinein als richtig bestätigt.

Seit dem Sommer habe sich das Verhalten der verbleibenden 31 Paviane deutlich verändert. Die Gruppe sei insgesamt ruhiger geworden, heißt es aus dem Zoo. Der Effekt werde sich besonders im Winter zeigen, ist man sich sicher, wenn die Tiere sich witterungsbedingt häufiger im Stall aufhielten.

Die neue Gruppenstruktur führe zu einer natürlichen Reorganisation. Vor allem die männlichen Tiere formierten sich neu, die Weibchen schlossen sich ihnen an. Das nennt sich laut Angaben des Tiergartens Fission-Fusion-System, das für Guinea-Paviane typisch sei. Dieses zeichne sich dadurch aus, dass sich größere Gruppen regelmäßig in kleinere Einheiten aufteilen und neu zusammensetzen. Die verbleibende Gruppe setze sich in einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis aus älteren, erfahrenen Tieren, jüngeren, geschlechtsreifen Tieren und Jungtieren zusammen.

Dennoch: Rein rechnerisch sind es immer noch zu viele Paviane in der Anlage. Die ist eigentlich auf 25 Tiere ausgelegt, aktuell sind es noch 31, sechs zu viel. Was mit ihnen geschehen soll, konnten die Verantwortlichen des Tiergartens bislang nicht beantworten. Auf Nachfrage heißt es: „Aufgrund des Sozialgefüges und der Altersstruktur der bestehenden Gruppe haben wir beschlossen, keine weiteren Tiere zu töten.“ Grundsätzlich werde versucht, überzählige Tiere in geeignete Haltungen abzugeben. „Gelingt dies nicht, bleibt die Tötung einzelner Individuen eine Option.“

Nach Angaben des städtischen Eigenbetriebs war die „Entnahme der Tiere“ Ergebnis jahrelanger Abwägungen, an denen Zoologen, Tierärzte, Juristen und Biologen beteiligt waren. Alle denkbaren Alternativen seien einbezogen worden. „Alles war höchst professionell vorbereitet und wurde auch so durchgeführt“, heißt es.

Interne Konsequenzen oder Aufarbeitung gebe es daher nicht. Sowohl bei der Tierpflege als auch bei der Pavian-Anlage bleibe alles beim Alten. Für Änderungen gebe es nach Angaben des Tiergartens keinen Anlass.

Es war die Aufreger-Meldung vom Sommer 2025: Die Direktion des Nürnberger Tiergartens hatte bekannt gegeben, wegen Platzproblemen im Gehege einen Teil ihrer Pavian-Gruppe töten lassen zu wollen. Und vollzog den Schritt Ende Juli, was mit lautstarkem Protest von Tierschutzgruppen und einem Aufschrei im Internet einherging. Direktor Dag Encke hatte nach eigener Aussage keinen anderen Ausweg gesehen: Die Gruppe sei viel zu groß geworden, was Streit und Verletzungen unter den Tieren begünstigte. Auch keine andere Einrichtung hat sie laut Encke haben wollen. Am Ende waren zwölf Guinea-Paviane tot.