
Seit mehr als einem Jahr versucht Russland die ukrainische Stadt Pokrowsk zu erobern und ist diesem Ziel nach eigenen Angaben nun näher gekommen. Auch andere ukrainische Landesteile melden russische Angriffe – etwa Sumy.
Russland kommt nach eigenen Angaben seinem Ziel näher, die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine einzunehmen. Die eigenen Truppen hätten eingekesselte ukrainische Verbände in der Nähe des Bahnhofs und des Industriegebiets besiegt, teilt das Verteidigungsministerium mit. Zudem seien sie in den Stadtteil Prigorodny eingedrungen und hätten sich dort eingegraben.
Über Nacht seien bei massiven Angriffen außerdem ein Militärflugplatz und militärisch-industrielle Anlagen getroffen worden. Auch um die Stadt Kupjansk seien ukrainische Truppen aus ihren Stellungen verdrängt worden.
Pokrowsk ist ein wichtiger Verkehrs- und Logistikknotenpunkt, den die russischen Streitkräfte seit mehr als einem Jahr zu erobern versuchen.
Die frontnahe Stadt Pokrowsk ist seit langem umkämpft. Schon im Mai prägte Zerstörung das Stadtbild.
Ukrainisches Militär will Stadt von russischen Truppen „säubern“
Die Ukraine erklärte hingegen, ihre Truppen hielten die Stellungen, auch wenn die Lage schwierig sei. Die Operation zur Säuberung der Stadt von russischen Truppen werde fortgesetzt. Man habe einen russischen Versuch vereitelt, eine Versorgungsroute aus dem nördlich gelegenen Rodynske abzuschneiden. Die Angaben beider Seiten können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Die Einnahme von Pokrowsk, das vor dem Krieg etwa 60.000 Einwohner zählte, könnte Russland als Ausgangspunkt für einen Vorstoß auf Kramatorsk und Slowjansk dienen. Das sind die beiden größten Städte in der Region Donezk, die noch von der Ukraine kontrolliert werden und die Russland vollständig erobern will.
Mindestens ein Toter bei Angriffen auf Sumy
Berichte über russische Angriffe gab es auch aus anderen Landesteilen der Ukraine. So ist etwa bei Drohnenangriffen in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine laut Behördenangaben mindestens ein Mensch getötet worden. Einsatzkräfte zogen die Leiche aus den Trümmern eines Hauses, drei Verletzte wurden lebend geborgen, teilte die Gebietsverwaltung mit. Die Region ist immer wieder Ziel russischer Angriffe.
Die ukrainische Flugabwehr teilte mit, dass Russland in der Nacht mit 138 Drohnen und mit einem Dutzend Raketen angegriffen habe. Die meisten Drohnen und eine Rakete seien abgefangen worden. Einschläge habe es in elf Orten gegeben. Details nannten die Luftstreitkräfte nicht.
Schäden auch in anderen Teilen des Landes
Auch die Behörden aus der Stadt Dnipro meldeten russische Raketenangriffe. Dort sei ein Firmengebäude beschädigt worden, es gebe einen Verletzten. In der südukrainischen Stadt Mykolajiw sei bei einem Drohnenangriff ein Supermarkt in Brand geraten, teilte die Gebietsverwaltung mit.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass die Angriffe in der Ukraine Rüstungsbetrieben und der Energieinfrastruktur zur Versorgung militärischer Produktionsstätten gegolten hätten. Auch Militärflughäfen seien beschossen worden, hieß es in der Moskau veröffentlichten Mitteilung. Laut ukrainischen Angaben greift Russland immer wieder vor allem zivile Ziele an.
Ukraine soll russische Industriestadt angegriffen haben
Unterdessen soll auch die Ukraine erneut die russische Industriestadt Saratow an der Wolga mit Drohnen beschossen haben. Dabei soll eine bereits zuvor angegriffene Ölraffinerie getroffen worden sei, wie in sozialen Netzwerken berichtet wurde. Veröffentlicht wurden auch Videos von einer Explosion.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar die Attacken in Saratow, offizielle Angaben zur Ölraffinerie gab es aber nicht. Auch die russische Luftfahrtbehörde meldete, dass die Arbeit des Flughafens in Saratow wegen Luftalarms mehr als sechs Stunden eingeschränkt war.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.