Die Zahl der Krankenstände wegen Atemwegserkrankungen war zuletzt rückläufig. Die Coronawelle dürfte ihren Höhepunkt erreicht haben – und demnächst von der Grippewelle abgelöst werden.

61.849 Personen waren in der vergangenen Woche (Kalenderwoche 44) wegen Atemwegsinfektionen im Krankenstand, in der Woche zuvor waren es 77.406, wie aus den am Montag veröffentlichten Zahlen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) hervorgeht. Grippefälle (Influenza) machen derzeit mit 444 (Kalenderwoche 43: 528) nur einen Bruchteil aus. Ebenso wie Covid-19-Fälle mit 3003 (43: 3981). Der Großteil entfällt auf grippale Infekte mit 58.402 Fällen (43: 72.897), zumeist ausgelöst von Rhinoviren, auch bekannt als Schnupfenviren.

Das bedeutet, dass die Grippewelle noch nicht begonnen hat (die dokumentierten Fälle stehen zumeist mit Reiserückkehrern aus dem Ausland in Verbindung) und die Coronawelle ihren Höhepunkt bereits erreicht hat, die Kurve dürfte in den kommenden Wochen weiter abflachen, darauf deuten auch die Daten aus dem Abwassermonitoring hin. Aber: Insbesondere die Covid-19-Zahlen sind bei den Krankenständen mit Vorsicht zu bewerten. Die „Dunkelziffer“ dürfte deutlich höher sein, weil in der Bevölkerung kaum noch getestet wird. Die Tests aus dem Sentinel-Netzwerk zeigen nämlich, dass Covid-19 derzeit für einen großen Teil der Erkrankungen verantwortlich ist. Das Sentinel-Netzwerk ist eine Gruppe von Ärzten, die bei Personen mit Erkältungssymptomen stichprobenartig Tests durchführt. Umfasst sind bei den Krankenstandszahlen im Übrigen alle bei der ÖGK versicherten Arbeitnehmer sowie Arbeitslosengeldbezieher – Schüler also nicht, weil bei ihnen keine sogenannte Diagnosecodierung (Angabe der Diagnose) erforderlich ist.

„Der Höhepunkt der Influenza-Saison steht noch bevor. Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich mit einer Grippeimpfung vor schweren Verläufen und dem Risiko eines Krankenhausaufenthalts wirksam zu schützen“, sagt Ida Aringer, stellvertretende Chefärztin der ÖGK. „Die Impfung ist kostenlos und muss jedes Jahr entsprechend der aktuellen Virusstämme aufgefrischt werden. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld – insbesondere vulnerable Menschen.“ Empfohlen wird die Impfung gegen die „echte“ Grippe grundsätzlich allen Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat, insbesondere aber Risikogruppen. Diese umfassen Personen ab 60 Jahren und, wie es im „Impfplan Österreich“ heißt, „noch nachdrücklicher“ Personen ab 65 Jahren sowie Personen „mit erhöhter Gefährdung infolge bestimmter chronischer Erkrankungen wie etwa chronischer Lungen-, Herz-, Kreislauf-, Nieren- oder neurologischen Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten (auch bei gut eingestelltem Diabetes mellitus) und Immundefekten“.

Außerdem gilt die Empfehlung für Personen, die viel reisen, Personal im Gesundheitsbereich, im Tourismus, im Handel mit viel Kundenkontakt, in der Gastronomie sowie in Bildungseinrichtungen. Impfen lassen sollten sich zudem alle stark übergewichtigen Personen, Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch, stillende Frauen und Personen im Umfeld von Neugeborenen, Personen mit HIV-Infektion und anderen immunsuppressiven Erkrankungen. Geimpft werden sollten auch Säuglinge ab dem sechsten Monat und Kleinkinder.

Der optimale Zeitpunkt für die (einmalige) Impfung liegt zwischen Mitte Oktober und Anfang November. Der Schutz der Impfung hält nämlich zwölf bis 16 Wochen an. Da die Grippewelle üblicherweise im Dezember und Jänner beginnt und bis März oder April anhält, sollte man in dieser Zeit sehr gut geschützt sein. Die Impfung ist für alle kostenlos, geimpft wird unter anderem bei niedergelassenen Ärzten und in Gesundheitszentren der ÖGK und der Gemeinden, in Wien etwa im Impfzentrum TownTown in Erdberg.

Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Med-Uni Wien rechnet mit einer „moderaten bis starken Grippewelle“, da die letzten beiden Grippewellen in Österreich eher schwach ausfielen. „Auf zwei mittlere bis schwächere Jahre folgt in der Regel ein etwas stärkeres, da die Immunität in der Bevölkerung nicht allzu hoch ist“, sagt sie.

Die Grippe von grippalen Infekten zu unterscheiden ist recht einfach. Die Grippe bricht häufig plötzlich aus, binnen weniger Stunden. Die Symptome sind Schüttelfrost, hohes Fieber, Gliederschmerzen, Husten, extreme Abgeschlagenheit, aber kein bzw. fast kein Schnupfen.

Bei grippalen Infekten durch Rhinoviren, Adenoviren und RS-Viren beginnt die Krankheit schleichend und geht mit Schnupfen, Halsschmerzen und ein bisschen Fieber einher. Man kann natürlich auch beides haben, zumeist hat man aber das eine oder das andere. Covid-19 wiederum liegt bezüglich der Symptome irgendwo dazwischen. Diese Krankheit kann also mit Symptomen der Grippe sowie mit jenen grippaler Infekte einhergehen.

Sowohl die Grippe als auch der grippale Infekt werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Zur Vorbeugung wird neben der Impfung (als Schutz vor der Grippe) empfohlen, sich regelmäßig die Hände zu waschen und nicht in den Mund (etwa beim Umblättern) oder ins Auge zu fassen.

Covid-19 wird ebenfalls durch Tröpfcheninfektion übertragen, hier spielen aber auch Aerosole eine große Rolle. Aerosole sind winzige Flüssigkeitspartikel in der Atemluft, die anders als die größeren Tröpfchen bis zu Stunden in der Luft schweben können, vergleichbar mit der Verteilung von Zigarettenrauch.

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