Frankfurt/Main – Graue Betonklötze, hoher Migranten-Anteil, viel Frust und Wut: Während im Einkaufszentrum der Frankfurter Nordweststadt vermutlich Jugendliche am Samstag Böller zündeten und eine Massenpanik auslösten, stehen zwei Tage später Teenager aus dem Problem-Stadtteil vor Gericht. Tatvorwurf: Mordversuch mit einem E-Scooter!
Am Silvesterabend 2024 gegen 22.40 Uhr meldete eine Anwohnerin der Polizei ein gutes Dutzend verdächtiger Jugendlicher in der Nähe des Nordwestzentrums in Frankfurt. Die Teenager schoben Müllcontainer zusammen, wollten wohl Randale machen. Streifenwagen wurden hingeschickt. Als ein Van des 14. Reviers unter einer Fußgängerbrücke am Shoppingcenter durchfuhr, wurde laut Staatsanwaltschaft gezielt ein 30 Kilogramm schwerer E-Scooter auf das Polizeiauto geworfen. Dringend tatverdächtig und in U-Haft: Marcelo K. (17) und Aycan B. (19).
Wollten sie mit dem E-Scooter Polizisten töten?
Seit Montag stehen die beiden Jungs u. a. wegen versuchten Mordes vor der Großen Jugendstrafkammer des Frankfurter Landgerichts. Staatsanwalt Mert Karagüllü wirft ihnen vor, dass sie die Absicht hatten, „mittels eines gefährlichen Werkzeugs Menschen heimtückisch zu töten“.
Die verletzten Polizisten hatten Glück, dass der E-Scooter nicht die Windschutzscheibe ihres Vans durchschlug
Foto: Polizeipräsidium Frankfurt am Main
Böller, Flaschen und ein Molotow-Cocktail
Der damals 16-jährige K. soll für die Scooter-Attacke verantwortlich sein, sein Kumpel B. soll den Angriff koordiniert und auch Gegenstände wie Böller geworfen haben. Außerdem soll er einen Molotow-Cocktail hergestellt haben – ein Verstoß gegen das Waffengesetz.
Der ebenfalls angeklagte Rayan I. (18) soll den anderen eine Flasche zum Werfen gegeben und anschließend selbst eine Flasche auf den Streifenwagen geworfen haben. Ihm wird ein tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.
Der Roller traf den Streifenwagen direkt an der Frontscheibe und am Dach, zwei Polizisten wurden verletzt.
Tatort war diese Fußgängerbrücke am Frankfurter Nordwestzentrum
Foto: Jürgen Mahnke
Der Angriff auf die Polizisten erfolgte unmittelbar am Shoppingcenter „Nordwestzentrum“, wo am letzten Samstag angebliche Schussgeräusche zu einer Panik mit neun Verletzten führten. Derzeit geht die Polizei davon aus, dass Böller gezündet wurden. Vier verdächtige Jugendliche sollen weggelaufen sein.
Die drei Angeklagten der Scooter-Attacke schwiegen am ersten Verhandlungstag zu den Vorwürfen. Der Prozess ist bis Februar geplant.