Dr. Thomas Richter, Dr. Silke Gatenbröcker und Falko Mohrs stehen neben einem Gemälde auf einer Staffelei

AUDIO: „Jahrhundert-Schenkung“: 19 Gemälde für Braunschweiger Museum (4 Min)

Stand: 04.11.2025 10:49 Uhr

19 Gemälde niederländischer Meister hat das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig von einem Ehepaar vererbt bekommen. Nun wurden sie präsentiert – inklusive der Geschichte zu den Bildern.

von Frank Ihben

Vom Ehepaar Kornrumpf und ihrer Sammlung in Hannover hatte Museumsdirektor Thomas Richter bis zu einem Anruf von Gisela Kornrumpf im vergangenen Jahr noch nichts gehört. So war er zunächst auch zurückhaltend: „Ich habe viele solcher Termine und besuche Menschen, die sowas anbieten. So hab ich keine großen Erwartungen gehabt und bin dann nach Hannover gefahren und war natürlich, als sich die Tür öffnete – eine bescheidene kleine Wohnung – völlig von den Socken, wie man so schön sagt, weil hier eng auf eng wertvollste Bilder hingen in einer ganz hervorragenden Qualität und in einer ganz hervorragenden Erhaltung.“

Die Kornrumpfs waren Ärzte mit einer Praxis in Salzgitter, später haben sie sich in Hannover zur Ruhe gesetzt. Dem Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig waren sie emotional verbunden. „Sie haben über Jahrzehnte Kunst gesammelt und sie haben über Jahrzehnte auch ihren Geschmack gebildet“, sagt Direktor Richter, „das haben sie in unserem Museum getan, ohne dass wir davon wussten. Es gab keinen Kontakt, auch meine Vorgänger hatten keinen Kontakt zu dem Ehepaar.“ Sie hätten das Museum immer wertgeschätzt und nahmen es also ins Testament auf.

Schenkung zeigt „große Breite an Fachmalern“

Nach dem Tod ihres Mannes starb Gisela Kornrumpf im März 2025. So wurden die 19 Meisterwerke von 17 holländischen und flämischen Malern nach Braunschweig transportiert. Die Bilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen Winterlandschaften, Wälder, Flüsse. „Es gibt sehr berühmte Künstler wie Salomon van Ruysdael und Jan van Goyen in der Sammlung“, sagt die Leiterin der Gemäldegalerie, Silke Gatenbröcker. „Das sind Namen, die hängen in jeder großen Galerie, gelten als Miterfinder der typischen holländischen Landschaft, so wie wir sie kennen. Und es gibt eben auch eine ganze Anzahl, ich würde mal sagen zwei Drittel der Künstler sind nicht so berühmt, aber sie zeigen eben doch die große Breite an Fachmalern.“

Eines der besonderen Werke ist ein sehr seltenes Rundbild. „Eine Hirtenanbetung von dem Maler Dirk Helmbrekers“, so die Galerie-Chefin. Eigentlich kam er aus den Niederlanden, hat sich aber relativ früh nach Italien aufgemacht und dort seinen Lebensmittelpunkt gefunden. Er hatte sich zu einem Maler entwickelt, „der innerhalb der römischen Gesellschaft reüssieren konnte“, so Gatenbröcker. Das runde Gemälde war 1980 das erste Kunstwerk, das sich die Kornrumpfs zulegten. Das 19. und letzte Werk der Sammlung ist Salomon van Ruysdaels „Befreiung der Stadt Brielle“. Es zeigt, wie niederländische Aufständische auf Booten die Stadt erreichen, um sie von der spanischen Herrschaft zu erobern.

Blick in den vierten Oberlichtsaal der Gemäldegalerie des Herzog Anton Ulrich-Museum

Das Braunschweiger Museum gilt als eines der bedeutendsten und ältesten Museen Deutschlands.

Ausstellung mit den 19 Meisterwerken im Museum geplant

Für das Museum ist es eine Jahrhundert-Schenkung. Getragen wird das Museum vom Land Niedersachsen. Der niedersächsische Kulturminister Falko Mohrs ist begeistert über die Stiftung des Ehepaars Kornrumpf: „Das ist natürlich eine ganz besondere Schenkung, allein schon was die Dimension und was die Ergänzung angeht. Es spricht auch dafür, dass es einfach ein sehr, sehr hohes Vertrauen in das Herzog Anton Ulrich-Museum gibt.“

In ein bis zwei Jahren soll es dann eine Ausstellung mit den 19 Meisterwerken im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig geben, so die Leiterin der Gemäldegalerie: „Wir sind jetzt gerade dabei, die Gemälde noch weiter zu erforschen: Wir machen natürlich Röntgenuntersuchungen, Infrarot-Untersuchungen und mikroskopieren. Ich widme mich dann auch der kunsthistorischen Forschung, um einfach wirklich auch noch mehr erklären zu können und um das dann natürlich erstmal in einer Sonderausstellung dem Publikum vorzustellen, bevor dann ein Teil der Werke sicherlich auch die Dauerausstellung bereichern kann.“ Darin soll es dann nicht nur Informationen zu den Werken und Malern geben, sondern auch über die Spender: Gisela und Eberhard Kornrumpf.

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