Deutsche Eurofighter haben in diesem Jahr bereits dreizehn Mal russische Militärflugzeuge über der Ostsee abgefangen. Das teilte ein Sprecher der Luftwaffe der ZEIT mit. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 15 Einsätze. Die sogenannte Alarmrotte der Luftwaffe startete dabei jeweils vom Stützpunkt in Rostock-Laage. Sie wird von der Nato aktiviert, wenn sich ein Flugzeug ohne Signal und Flugplan der Nato-Grenze nähert. Innerhalb von fünfzehn Minuten steigen dann zwei Eurofighter auf und fliegen in Richtung der Maschine. Im internationalen Militärjargon wird die Alarmrotte als Quick Reaction Alert (QRA) bezeichnet.

In den letzten Wochen kam es über der Ostsee immer wieder zu solchen Zwischenfällen. Auch die polnische Armee musste deswegen Kampfjets losschicken, um russische Aufklärungsmaschinen abzufangen. Dabei nähern sich die Nato-Piloten den Flugzeugen und nehmen per international standardisierten Handzeichen Kontakt auf. In der Regeln drehen die russischen Maschinen nach einer gewissen Zeit ab und fliegen beispielsweise zurück in Richtung St. Petersburg oder der Enklave Kaliningrad. Dort liegen die wichtigsten Militärstandorte Russlands in Ostseenähe.

Russland nutzt den Ostseeraum bewusst für die Flüge

„Gerade über der Ostsee gleicht der Luftraum einem Mosaikteppich, da es neben dem internationalen Luftraum zahlreiche Hoheitsgebiete gibt“, erklärte der Luftwaffen-Sprecher. Deshalb werden in solchen Fällen verschiedene Anrainerstaaten aktiviert. Dabei geht Russland gezielt vor. „Russische Militärmaschinen nutzen den internationalen Luftraum, um sich den Nato-Grenzen zu nähern“, so der Sprecher. Dabei seien sie häufig ohne Transpondersignal unterwegs, was sie für die zivile Flugsicherung „unsichtbar“ mache.

Rechtlich sind diese Flüge oft nicht zu beanstanden. Häufig dienen sie jedoch einem militärischen Zweck.

Luftwaffen-Sprecher über russische Aufklärungsflüge über der Ostsee

Mit den Flügen wolle Russland testen, wie schnell und in welcher Form Nato-Länder in solchen Fällen reagieren. Auf den Aufklärungsflügen können außerdem auch Daten gesammelt werden, denn die Militärmaschinen vom Typ Iljuschin Il-20 haben die passenden Sensoren und Kameras dafür an Bord. Damit sind die Flugzeuge in der Lage, ein Gebiet aus der Luft zu erfassen und Informationen zu speichern. Russland setzt das Modell schon
seit Jahrzehnten ein. 

Deutsche Eurofighter bald auch in Polen stationiert

Um den Ostrand der Nato weiter zu stärken, verlegt die Luftwaffe im Dezember bis zu fünf Eurofighter nach Polen. „Damit zeigt Deutschland, dass es ein verlässlicher Partner ist, der entschlossen an der Seite seiner Alliierten steht“, sagte der Luftwaffen-Sprecher der ZEIT. Diesen Schritt hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) Mitte Oktober angekündigt und gesagt, damit werde man „noch aktiver und noch präsenter und sichtbarer an der Ostgrenze des Bündnisses“.

© Lea Dohle

Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Die Eurofighter sind bis März für den Nato-Einsatz Eastern Sentry (zu Deutsch etwa: Wächter des Ostens) eingeplant. Eastern Sentry wurde Ende September gestartet, als Reaktion auf mutmaßlich vorsätzliche Luftraumverletzungen durch
russische Kamikaze-Drohnen in Polen
. Nato-Staaten wie Frankreich, Dänemark und Deutschland stellen im Rahmen des Einsatzes mehr Kampfjets und eine Fregatte zur Luftverteidigung. So soll Russland stärker abgeschreckt werden.

Nato und Russland

Mehr Hintergründe

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Russland und die Nato:
Ein bisschen Krieg

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Kampfjets in Estland:
Putin dreht die Eskalationsspirale weiter

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Russland und die Nato:
Wenn Deutschland als Nato-Drehscheibe zur Zielscheibe wird

Die Luftwaffe verlegt für den Auslandseinsatz zwei Hauptjets, zwei Ersatzmaschinen und auch eine technische Reserve nach Polen. Die Kampfjets werden auf dem Militärflugplatz Malbork stationiert. Von dort waren in der vergangenen Woche die polnischen Jets gestartet, um russische Flugzeuge abzufangen. Die deutschen Piloten werden laut der Luftwaffe am Anfang mit Erprobungsflügen das Gebiet erkunden, um für die Einsätze zu trainieren. „In der Regel dauert es ab Alarm dann acht bis zehn Minuten, bis die Jets in der Luft sind“, sagte der Sprecher. 

In Rostock-Laage und in Rumänien stehen dabei Wohncontainer direkt neben den Eurofightern, damit die Piloten schnell einsteigen und losfliegen können. Der reguläre Luftverkehr wird dann gestoppt und gezielt umgelenkt, um den Kampfjets freie Bahn zu geben.

Bislang stellt die Luftwaffe die deutsche QRA in Rostock-Laage, in Neuburg an der Donau und im rumänischen Constanza.