Jensen Huang, Tim Höttges und Christian Klein stellen ihr Projekt „Industrial AI Cloud” während einer Pressekonferenz in Berlin vor.

Stand: 04.11.2025 16:50 Uhr

Mit großen KI-Rechenzentren will Europa Boden im internationalen Wettbewerb gutmachen. Die Deutsche Telekom kooperiert für ein Milliarden-Projekt in München mit Chiphersteller Nvidia.

Die Deutsche Telekom baut gemeinsam mit dem US-Chipentwickler Nvidia in München nach Angaben der Unternehmen „eine der größten KI-Fabriken in Europa“. Dafür werde ein Rechenzentrum in der bayerischen Hauptstadt grundsaniert und mit bis zu 10.000 Spezialprozessoren von Nvidia ausgestattet. Insgesamt gehe es um Investitionen in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Nvidia ist der weltweit führende Anbieter von Hochleistungs-Chips, die für das Training und die Nutzung von KI essenziell sind.

Die Anlage sei Anfang 2026 einsatzbereit und erhöhe die heimischen KI-Rechenkapazitäten um die Hälfte. Mit der KI-Fabrik richtet sich die Telekom vor allem an Anwender in der Industrie. Maßgeblich beteiligt an dem Projekt ist auch SAP, das Softwarelösungen beisteuert. Unter den ersten Kunden, die die neue Infrastruktur bereits ab Anfang kommenden Jahres nutzen können sollen, ist etwa der Industriekonzern Siemens, der Münchner Robotikexperte Agile Robots und das KI-Unternehmen Perplexity.

Telekom will nächsten Schritt im Cloud-Geschäft machen

Die Deutsche Telekom ist bislang bereits Anbieter von herkömmlichen Cloud-Diensten und betreibt weltweit über 180 Rechenzentren. Gleichzeitig kooperiert der Konzern mit großen Plattformen wie Google Cloud, Amazon AWS oder Microsoft Azure im Cloud-Geschäft.

Zur erwarteten Auslastung des geplanten KI-Rechenzentrums äußerte sich Höttges optimistisch. „Es gibt bereits verbindliche Verpflichtungen.“ Einige Kunden aus der Wirtschaft wie Agile Robots oder der Militärdrohnen-Anbieter Quantum Systems waren auf der Veranstaltung ebenfalls vertreten. Ersterer will die Telekom-Rechner nach eigenen Angaben für das Training seiner KI nutzen, die für die kommende Generation intelligenter Roboter notwendig sei.

Europäische KI-Strategie noch am Anfang

Das KI-Rechenzentrum im Münchner Tucherpark soll nur der Auftakt einer größer angelegten KI-Strategie der Telekom sein. Der Konzern hofft, bei einem großen Förderprogramm der Europäischen Union für sogenannte AI Gigafactories berücksichtigt zu werden.

Als Gigafactory bezeichnet die EU ein Rechenzentrum mit 100.000 oder mehr KI-Spezialchips (GPUs) – die Anlage in München soll nur mit 10.000 GPUs laufen. Gigafactories dienen dem Training und dem Betrieb besonders umfangreicher KI-Systeme.

Um beim Zukunftsthema KI nicht den Anschluss zu verlieren und sich zugleich unabhängig von US-Unternehmen wie Open AI, Google, Microsoft und Meta zu machen, plant Brüssel, den Bau von vier bis fünf solcher Großrechenzentren zu fördern. Die Bundesregierung hofft, dass mindestens eine davon in Deutschland angesiedelt wird.