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In den USA entstehen zahlreiche Gaskraftwerke, da der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren rasant steigt und Energieunternehmen profitieren.

Es ist, wie so oft in der Welt der Big-Tech-Unternehmen, ein Wettrennen. Und zwar um Rechenkapazität. Google, Meta, Microsoft und Amazon übertrumpfen sich in den vergangenen Wochen mit Ankündigungen: Neue, gigantische Rechenzentren sollen her. Hektargroße Lagerhallen, bis oben hin voll mit Chips, damit KI-Modelle Ergebnisse liefern und trainiert werden können. Und beides am besten so schnell wie möglich. Also wird investiert.

Im US-Bundesstaat Virginia beispielsweise steckt Google neun Milliarden Dollar in ein neues und zwei bestehende Datencenter. Oder in Louisiana: Dort will die Facebook-Mutter Meta ein gigantisches Rechenzentrum mit dem Namen „Hyperion“ bauen. Das Areal solle beinahe so groß wie Manhattan sein, kündigte Meta-Chef Mark Zuckerberg an.

Dafür wird auch Geld von der Regierung zur Verfügung gestellt. US-Präsident Donald Trump gab Anfang des Jahres bekannt, dass mindestens 500 Milliarden Dollar in die KI-Infrastruktur in den USA investiert werden sollen. Die US-Bank Morgan Stanley prognostizierte jüngst: Zwischen 2025 und 2028 würden weltweit 2,9 Billionen Dollar in neue Rechenzentren investiert. Nicht nur in den USA also, sondern weltweit werden Rechenzentren gebaut, denn auch global läuft ein geopolitisches Wettrennen um KI-Infrastruktur.

Probleme werden einfach ausgeblendet

Es geht also darum, schneller als die Konkurrenz zu sein. Dabei werden Probleme auch einfach mal ausgeblendet. Die haben einerseits – und das fällt eher in die Kategorie Alltagsproblem – die Leute vor Ort, denn die Server und Kühlaggregate dieser Anlagen sind extrem laut. So berichtet „Business Insider“, dass die Anwohner:innen von Chesterfield County in Norden Virginias vom ununterbrochenen Summen und Brummen genervt seien.

Rauchende Schornsteine des Jim Bridger Kraftwerks in Rock Springs, Wyoming/USA.Rauchende Schornsteine: Der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren wird stark ansteigen. © Jim West

Und dann, andererseits, ist da der enorme Energieverbrauch der Rechenzentren. Eine Untersuchung des Öko-Institut zu Beginn des Jahres ergab, dass der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren zwischen 2023 und 2030 um das Zehnfache ansteigen wird: von 50 000 auf 550 000 Gigawattstunden. Kühlung und Betrieb fressen haufenweise Energie. Dieser Bedarf muss gedeckt werden.

Das führt dazu, dass Energiegewinnungsmethoden, die in einer den Klimawandel anerkennenden Welt nicht unbedingt zu den erstrebenswertesten gehören, ausgebaut oder reaktiviert werden. Atomkraftwerke beispielsweise werden wieder angeschaltet. Google plant das im US-Bundesstaat Iowa. Dort soll ein abgeschalteter Reaktor 2029 wieder ans Netz gehen. Meta hat im US-Bundesstaat Illinois ein Atomkraftwerk „gerettet“. Seit 2017 war das Kraftwerk nur noch durch Subventionen tragfähig, die nun ausgelaufen wären. In beiden Fällen haben die Tech-Unternehmen langfristige Versorgungsverträge (Google über 25 Jahre, Meta über 20 Jahre) mit den Betreibern geschlossen.

Und auch die herkömmliche Industrie fossiler Energien profitiert vom steigenden Energieverbrauch. „Urgewald“, ein deutscher gemeinnütziger Verein, der sich für Umweltschutz einsetzt, veröffentlicht jedes Jahr eine Datenbank mit dem Namen „Global Oil & Gas Exit List“ (Gogel). In den am Dienstag aktualisierten Daten zur Öl- und Gasindustrie zeigt sich, dass in den USA Rechenzentren und KI-Infrastruktur zentrale Treiber für den Bau neuer Gaskraftwerke sind. Laut der Gogel-Datenbank ist dort der Bau von Kraftwerken mit einer Kapazität von insgesamt von 125 Gigawatt geplant. Das ist ein Anstieg um 120 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr – und der höchste Wert weltweit.

„Urgewald“ hat sich für die Datenbank die Projektbeschreibungen der geplanten Kraftwerke angesehen und kommt zum Ergebnis, dass 37 Prozent der geplanten Expansion im Zusammenhang mit Rechenzentren und KI-Infrastruktur stehen. Vor allem Entergy, ein Gasversorger aus Louisiana und der drittgrößte Entwickler von Gaskraftwerken in den USA, profitiert. Ein Drittel des Wachstums der Unternehmenskapazitäten von 2,5 auf 7,0 Gigawatt ist auf den gestiegenen Energiebedarf durch Rechenzentren zurückzuführen.