Der Körper ist politisch
Das Motto der Euro-Scene in diesem Jahr lautet „Love Body Politics“. Das Festival will Tanz und Theater als Ausdruck der Selbstermächtigung und des Dialogs feiern.
Der menschliche Körper sei häufig Bühne gesellschaftlicher Konflikte, das zeige zum Beispiel aktuell die „Stadtbild“-Debatte in Deutschland, so Watty. Der Körper sei Ort von Macht und Selbstbestimmung sowie Quelle von Liebe, Solidarität und Heilung.
Teresa De Keersmaeker: Entschleunigter Walk durch Leipzig
Eine ganz andere Körpererfahrung kann das Publikum bei der Entschleunigungs-Performance „Slow Walk“ machen. Dahinter steht die Compagnie Rosas von Anne Teresa De Keersmaeker. Interessierte sind eingeladen, innerhalb von vier Stunden 2,5 Kilometer durch die Stadt zu gehen.
Das sei eine meditative Erfahrung, meinte Watty, pro Minute lege man fünf Meter zurück. In Paris sei so ein Event schon ein riesiger Erfolg gewesen. De Keersmaekers Credo laute „Walking is my Dancing“, trotzdem soll eine Tanzparty auf dem Marktplatz den Abschluss des Spaziergangs bilden.
Weitere Höhepunkte im Programm sind zum Beispiel die Performance des brasilianischen Künstlers Pol Pi. In „Me too, Galatea“ thematisiert er die #MeToo-Bewegung und hinterfragt patriarchalische Frauenbilder.
Manuel Roque, Shooting Star der Tanzszene im kanadischen Québec, bringt laut Festivalchef Watty gleich zwei Meisterwerke ins diesjährige Festivalprogramm: „Le Vent se lève“ und „Bang Bang“.
Performance als Liebeserklärung an Leipzig
Der in Südafrika geborene und in Frankreich lebende Steven Cohen hat angekündigt, dass in Leipzig seine letzte Performance-Premiere stattfinden wird. Für Christian Watty ist der jüdische Künstler eine der interessantesten Bühnenpersönlichkeiten. Seine Make-Ups und Kostüme hingen inzwischen schon in Museen, seine Themen seien Toleranz, Freiheit, Sexualität, Trauma und politische Geschichte.
Cohen werde in einen interaktiven Dialog mit dem Publikum treten, das Stück „People will People you“ sei eine Liebeserklärung an Leipzig. Es handelt sich um eine Uraufführung, Watty hat es nach eigenen Angaben selbst noch nicht gesehen. Man dürfe aber gespannt sein auf einen Abend, den man nicht so schnell vergessen werde.
Koproduktion mit Hellerau
In diesem Jahr ist das Festival zum ersten Mal eine Koproduktion mit dem Festspielhaus Hellerau eingegangen. Die in Dresden lebende Taiwanerin Fang-Yun Lo bringt dafür „The Seas between us“ auf die Bühne. Das Tanzstück erzählt, wie politische Systeme unser Denken und Handeln beeinflussen.
Koproduktionen würden in Krisenzeiten vor allem Zeit und Kraft der Künstler unterstützen, führte Christian Watty aus. Denn so ergäben sich für die oft weit Gereisten mehrere Auftritte in der Region.