Phil Foden jubelt mit den Fans nach seinem Treffer

Stand: 05.11.2025 22:52 Uhr

An diesem Abend gab es für den BVB nichts zu holen: Nach einer Machtdemonstration von Manchester City hat Borussia Dortmund die erste Pleite in dieser Saison in der Champions League kassiert. Beim 4:1 (2:0) der „Citizens“ war Phil Foden mit zwei Treffern (22. und 57. Minute) der überragende Akteur, natürlich traf aber auch Erling Haaland (29.), zudem Rayan Cherki (90.+1). Das Dortmunder Tor ging auf das Konto von Waldemar Anton (72.).


Sebastian Hochrainer

In nationalen Wettbewerben war der BVB seit einigen Wochen äußerst minimalistisch unterwegs. In den vorigen drei Spielen erzielte die Mannschaft von Trainer Niko Kovac jeweils nur ein Tor – doch das reichte für zwei Siege in der Bundesliga und das Weiterkommen nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal. In der Champions League ist Dortmund nicht minder erfolgreich gestartet mit sieben Punkten, die Torlaune mit jeweils vier Toren in den drei Spielen aber viel größer.

BVB macht sofort Druck – aber lässt Foden zu allein

Dass diese Ausbeute sehr viel Mut macht, war dem Spiel in Manchester in den ersten Minuten anzumerken. Das Kovac-Team stürmte sofort drauf los, hatte in den ersten fünf Minuten, die nahezu komplett in der City-Hälfte stattfanden, 85 Prozent Ballbesitz – gefährlich wurde es allerdings nicht. Doch Pep Guardiola war anzumerken, dass ihm die Dortmunder Dominanz nicht gefiel, gab ein ernstes Kommando an seine Mannschaft und die folgte ihrem Trainer.

Fortan dominierten die „Citizens“ die Partie und erinnerten wieder an die Zeiten vor der vergangenen Saison, als das Guardiola-Team zum europäischen Nonplusultra gehörte, vielleicht sogar das Nonplusultra war. Foden hatte in der zehnten Minute die erste Schusschance, sein freier Abschluss aus 18 Metern geriet jedoch zu zentral, Gregor Kobel riss rechtzeitig die Fäuste hoch.

Doch Foden bekam ein weiteres Mal die Gelegenheit – und beim zweiten Versuch bestrafte er Borussias Nachlässigkeit, schlenzte den Ball aus 22 Metern flach ins lange Eck (22.). Genau ein Jahr lang hatte der englische Nationalspieler, der zuletzt einige Male nicht von Thomas Tuchel nominiert worden war, in der Champions League nicht getroffen und eine persönliche Krise durchlaufen – gegen den BVB zeigte Foden nicht nur wegen des Tores seine Klasse.

Haaland zeigt seine großen Qualitäten

Aber was war eigentlich mit der Klasse von Haaland? Die war über 26 Minuten lang nicht zu sehen, die norwegische Tormaschine schien nicht im Spiel. Dann zeigte Haaland seine ganze Power, trat aus dem Mittelfeld an und ließ drei Dortmunder stehen. Seinen abschließenden Querpass konnte Nico O’Reilly freistehend aus zehn Metern aber nicht verwerten, Kobel hielt (27.).

Doch nur zwei Minuten später zeigte Haaland, wie man bei einer solchen Chance agiert. Der BVB hatte vor allem mit den City-Außen Savinho und Jeremy Doku riesige Probleme. In diesem Fall dribbelte sich der Belgier bis an die Grundlinie, flankte flach in den Rücken der Abwehr und da stand Haaland, der den Ball mit einer ungeheuren Wucht und einem großen Selbstverständlichkeit ins Netz knallte (29.).

Damit konnte der ManCity-Stürmer seine herausragenden Tor-Werte weiter aufbessern. Seit Saisonstart hatte Haaland in 16 Spielen für seinen Klub und die norwegische Nationalmannschaft 26 Treffer erzielt, in dieser Champions-League-Saison war es bereits sein fünftes Tor.

Guirassy im Rot-Glück, Adeyemi mit guten Aktionen

Sein Dortmunder Pendant Serhou Guirassy, vergangene Saison mit 13 Treffern Torschützenkönig, hatte dagegen Glück, dass das Spiel für ihn nicht vorzeitig beendet war. Am gegnerischen Strafraum kam der BVB-Stürmer gegen Doku zu spät, hob seinen Fuß und drückte seine Stollen ins Schienbein des Rechtsaußen der „Citizens“ (32.). Der VAR forderte Schiedsrichter Szymon Marciniak allerdings nicht auf, sich die Szene nochmal anzusehen, Guirassy kam so lediglich mit einem Foulpfiff davon.

Danach hatte der BVB seine stärkste Phase, weil Karim Adeyemi aufblühte. Doch zunächst konnte Gianluigi Donnarumma nach einem starken Solo den Schuss des DFB-Stars abwehren (39.), dann bekam Josko Gvardiol im letzten Moment noch den Fuß dazwischen, als Adeyemi den Ball Richtung freies Tor-Eck schoss, nachdem Manchester im eigenen Strafraum zu sehr in eine Spielerei verfallen war (42.).

Savinho und Foden sind zu viel für Dortmund

Nach dem Seitenwechsel waren aber wieder die City-Flügel zu viel für Dortmunds Defensive – mit Ausnahme von Kobel. Der österreichische Keeper zeigte auch gegen Savinho seine Klasse, nachdem seine Vorderleute mit dem Tempodribbling des Gegners erneut überfordert waren (46.). Und auch gegen die Bewegungen von Foden hatte der BVB kein Mittel.

Der 25-Jährige schlich sich wieder durchs Zentrum, bekam den Ball zugespielt, legte ihn sich mit dem ersten Kontakt perfekt hin und zirkelte ihn ein zweites Mal perfekt ins lange Eck – das 3:0 (57.). „Wir haben hochverdient verloren, weil wir nicht gut genug waren. Bei beiden Toren von Foden waren wir einfach viel zu spät, das müssen wir besser machen. Auf dem Niveau wird alles bestraft, das haben wir heute gesehen“, ärgerte sich Nico Schlotterbeck nach der Partie bei „DAZN“.

Der Spielstand spiegelte auch die Kräfteverhältnisse wider, Dortmund war chancenlos. Es bahnte sich ein insgesamt bitterer Abend an, dessen Ausgang nun daran hing, wie sehr Manchester weiter aufs Gas treten würde oder Kräfte für das Premier-League-Topspiel am Sonntag gegen den FC Liverpool (17.30 Uhr) spart.

Anton trifft, der BVB hofft wieder

Doch das Guardiola-Team schien nicht aufzuhören, Savinho vergab die große Chance auf das 4:0, schoss volley drüber (62.) – doch dann kam der Bruch ins Spiel der Gastgeber. Auf der anderen Seite hatte Guirassy seine erste Topchance, Donnarumma machte sich aber ganz breit und parierte (65.), kurz danach schoss Adeyemi aus 17 Metern knapp vorbei (68.).

Und dann sorgte Anton nach einer tollen Flanke von Julian Ryerson für einen Funken Dortmunder Hoffnung, als er mit seiner Direktabnahme das 1:3 erzielte (72.). Und beinahe wäre es sogar noch enger geworden, Ruben Dias konnte eine weitere große Gelegenheit für Adeyemi aber noch abblocken (76.). Nach 80 Minuten musste Donnarumma seine schläfrigen Kollegen mit zwei Grätschen retten.

Silva macht die Dortmunder Niederlage noch deutlicher

Nach dem starken BVB-Start hatte Manchester City eine Stunde lang ein herausragendes Spiel gezeigt, bei dem kaum ein Gegner eine Chance gehabt hätte. Defensiv waren die löcher zu groß, aber das Team zeigte phasenweise immer wieder mal, was in ihr steckt. Vor allem in den letzten 25 Minuten, in denen Dortmund die Gastgeber einige Male unter Druck setzen konnte.

Allerdings reichte es am Ende doch nicht, Cherki sorgte sogar noch für den 4:1-Endstand (90.+1). Es war die erste Champions-League-Niederlage für den BVB in dieser Saison, während Manchester City mit zehn Punkten in die Spitzengruppe vorstieß. „Das hat sich heute nicht gut angefühlt, obwohl es auch Phasen gab, in denen wir relativ gut im Spiel waren. Ansonsten war es zu wenig, trotzdem sind vier Gegentore zu viel“, sagte Kobel bei „DAZN“.

Für Dortmund geht es vor der Länderspielpause noch mit einem weiteren Auswärtsspiel um einen möglichst guten Platz in der Spitzengruppe der Bundesliga weiter – am Samstag geht es zum Hamburger SV (15.30 Uhr). „In der Bundesliga sind wir eine sehr gute Mannschaft, aber wir haben noch nicht das Niveau von Manchester. Wir wollen dorthin und müssen uns verbessern, um in Zukunft solche Spiele hoffentlich anders gestalten zu können. Jetzt konzentrieren wir uns auf den HSV. Das wird ein wichtiges Spiel“, sagte Kovac bei „DAZN“.