Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und raschelndes Herbstlaub prägen die Straßen in Essen Steele. Anfang der Woche zeigte das Thermometer angenehme 14 Grad an – und den Fußgängern weht der Duft vom Tannenbaum, gebrannten Mandeln und Glühwein um die Nase. Die Weihnachtssaison hat hier nämlich schon begonnen.

Bereits am 02. November eröffnete in Essen Steele der Weihnachtsmarkt. „Am Eröffnungssonntag waren wir schon gut besucht“, sagt Léon Finger. Als Vorsitzender des Initiativkreises City Steele e.V. ist er für die Organisation des Weihnachtsmarktes mitverantwortlich. „Weil ich 1977 hier ein Geschäft eröffnet habe, wollte ich mehr Publikumsverkehr in diesen Stadtteil bringen. Daraus entwickelten sich die Initiative und damit der Weihnachtsmarkt.“ Dass der jedes Jahr wieder so ungewöhnlich früh eröffnet, ist einem Planungsfehler vor vielen Jahren geschuldet: „Die Stadt hatte uns einmal ein falsches Datum für den Start vergeben. Aber der Weihnachtsmarkt lief dann so gut, dass wir das beibehalten haben“, sagt Finger. Vor allem Jüngere würden das Angebot gerne annehmen. In der Mittagszeit sind viele junge Eltern mit ihren Kleinkindern unterwegs, stehen beim Entenangeln und an Crêpe-Ständen. „Ältere Leute, die oft traditioneller sind, behalten es anders bei. Für diese beginnt die Weihnachtszeit erst nach dem Totensonntag, Ende November“.

Der Erfolg des Weihnachtsmarktes, der im späten Herbst beginnt, hat schon einige „Stammbuden“ zur Folge. An einem der laut Finger 105 Stände verkauft Jacqueline Oswald für eine Woche ihre Kerzen, bevor der Stand anderweitig vergeben wird. Bereits jetzt ist sie mit dem Ergebnis zufrieden: „Die Leute kaufen schon fleißig Weihnachtsgeschenke“, sagt Oswald. Sie hatte schon im vergangenen Jahr einen Stand gemietet. „Die freundliche Atmosphäre und die Leute machen das hier besonders“, sagt sie. Das frühe Startdatum sei kein Problem, bringe sogar Vorteile mit sich. „Dadurch, dass wir mitunter die Ersten auf einem Weihnachtsmarkt sind, haben wir viel Besuch“, sagt sie.

Auch dem Glühweinverkauf tun die milden Temperaturen nichts. In der überdachten „Almstub’n“ sitzen vereinzelt kleine Gruppen und unterhalten sich mit dampfenden Tassen in den Händen. Für die Stoßzeit ist es noch zu früh. Malte Finger, Enkel von Léon Finger, arbeitet an einem der Getränkestände. Ob die Leute im November schon in Glühweinlaune sind? „Wann sind sie es nicht?“, antwortet er. „Glühwein und Eierpunsch gehen schon jetzt weg wie nix.“ Und wem das Heißgetränk doch noch zu warm ist, der bestellt eben ein Bier.

Die Begeisterung für frühe Weihnachtsmärkte macht sich auch in anderen Städten in NRW bemerkbar. In Essen eröffnet der Internationale Weihnachtsmarkt am 14. November in der Innenstadt. In Ratingen geht es am 21. November auf dem Marktplatz los. Zeitgleich eröffnet auch der Weihnachtsmarkt im Schloss Benrath in Düsseldorf, immer freitags bis sonntags. Für die Weihnachtsmärkte in der Düsseldorfer Innenstadt fällt am 20. November der Startschuss.

In Essen Steele steht der Weihnachtsmarkt noch bis zum 04. Januar. Für Léon Finger ist es ein Herzensprojekt. Ob ihm beim Schlendern über das Areal schon Weihnachtsgefühle aufkommen? „Nein, eigentlich nicht“, sagt er. Das liege aber nicht am Wetter: „Das hier ist für mich ein Event. Echtes Weihnachten ist Zeit mit der Familie zu verbringen.“ Und das ist von der Temperatur sowieso unabhängig.