Wuppertal. Eine bittere Nachricht ereilte die Fans des Bergischen HC bereits vor dem Achtelfinalspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Elias Scholtes fehlte beim Aufwärmen, und er wird den Löwen noch länger nicht zur Verfügung stehen. Der Rückraum-Linkshänder hat sich einen Bruch des Sprunggelenks zugezogen. Trotzdem haben die Löwen ihr großes Ziel erreicht: Durch das 40:38 in einem schier unfassbaren Spiel haben sie zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder das Viertelfinale des DHB-Pokals erreicht.
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BHC spielt im Angriff sehr ansehnlich
Bis zum 4:4 verlief das Match ausgeglichen, dann übernahm der BHC die Kontrolle. Lukas Diedrich, der etwas überraschend den Vorzug vor Christopher Rudeck zwischen den Pfosten bekommen hatte, parierte seine ersten Bälle. Auf der anderen Seite besorgten Gerdas Babarskas und Johannes Wasielewski mit ihren Treffern den ersten Zwei-Tore-Vorsprung für den BHC.
Die Gastgeber spielten ansehnlich. Sie ließen den Ball im Positionsangriff sehr gut laufen, spielten ihn auch immer wieder in ärgster Bedrängnis weiter und kamen so oft zu freien Würfen. Davon profitierte auch Julian Fuchs. Beim Rechtsaußen landete die Kugel häufig – er traf konsequent.
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Abwehr überzeugt ebenfalls
Defensiv hatten die Bergischen Zugriff, zwangen sowohl in der 6:0-Deckung als auch später der 5:1-Variante die Hannoveraner ins passive Spiel. In diesem hatten sie nach dem Geschmack des BHC-Trainergespanns Arnor Gunnarsson und Markus Pütz gewiss zu oft noch Erfolg. Vilhelm Poulsen traf mehrfach nach dem letzten Pass noch.

Diese etwas glücklichen Tore halfen der TSV allerdings nicht, das Match ausgeglichen zu gestalten. Der BHC gab den Ton an, ließ sich auch von drei Gegentoren in Serie nicht beirren und zog von 10:9 bis auf 15:11 davon. Stark: Die Mannschaft ging durch die Bank dahin, wo es weh tut. Und sie nutzte ihre Chancen hochprozentig. Noah Beyer hatte auch bei den Siebenmetern eine sichere Hand.
Unglückliche Schiedsrichter-Ansetzung, überfordertes Gespann
Die Schiedsrichter wirkten – man muss es so klar sagen – mal wieder überfordert. Das Gespann Steven Heine und Sascha Standke fiel in dieser Saison schon zwei Mal bei BHC-Spielen auf. Und auch ihr drittes Löwen-Match reihte sich ein. So sah Ex-BHCer Lukas Stutzke eine harte Rote Karte, aber auch bei vielen kleinen Entscheidungen war eine klare Linie kaum erkennbar. Nebenbei: Die Ansetzung des Duos insgesamt war zweifelhaft. Beide kommen aus dem Großraum Hannover.
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Nach der Pause kamen die Gäste zunächst besser ins Spiel. Sie verkürzten auf 14:15 und hatten beim Gegenstoß zwei Mal die Chance zum Ausgleich. Diedrich war doppelt zur Stelle. Die 2384 Fans rasteten aus, Eloy Morante Maldonado tankte sich durch und stellte auf 16:14. Damit war der BHC in der zweiten Hälfte angekommen. Fuchs traf weiter, Wasielewski trumpfte auf – die Hausherren führten 20:15 und 22:18.
TSV Hannover stellt das Spiel auf dem Kopf
Entschieden war aber noch gar nichts. Die Löwen leistete sich ein paar technische Fehler zu viel und rieben sich offensiv viel stärker auf – schon war Hannover zurück im Match. Fünf Gegentore in Serie stellten das Spiel eine Viertelstunde vor Schluss auf den Kopf (22:23). Noah Beyer beendete den Negativlauf per Siebenmeter.
Der BHC ackerte sich nun regelrecht herein. Er verteidigte mit einer unfassbaren Leidenschaft. Und Lukas Diedrich wuchs über sich hinaus. Was der Torhüter rausholte, war schier unglaublich. Lars Kooij bediente Beyer mit einem Harpunen-Pass über das gesamte Feld, der BHC führte wieder 25:24.
Herausragende Atmosphäre in der Unihalle
Die Atmosphäre in der Unihalle war herausragend. Jede Aktion wurde nun bejubelt oder anderweitig kommentiert – aber immer sehr, sehr laut. Morante und Wasielewski trafen auf dem Weg zum 27:25, doch zweieinhalb Minuten vor Schluss gelang Hannover wieder der Ausgleich.
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Nun kam es auf jede Kleinigkeit an. Sören Steinhaus tankte sich durch und besorgte das 28:27. Die Gäste blieben cool, glichen durch Justus Fischer aus und nahmen zwei Minuten gegen Morante mit. 60 Sekunden noch: Nico Schöttle versuchte es, doch der Ball ging nicht rein. Die letzte Chance gehörte also Hannover: Fischer traf, doch die Schiedsrichter hatten zuvor ein Foul geahndet, das sie per Videobeweis überprüften. Das Duell ging in die Verlängerung.
BHC steht in der ersten Verlängerung am Rande der Niederlage
Beyer und Wasielewksi legten vor, für Hannover traf drei Mal Sindre Aho. Morantes Wurf zum möglichen 31:31 kam am Ende der ersten fünf Minuten ein paar Hundertstelsekunden zu spät. Das war unglücklich, vor allem weil Hannover in der zweiten Hälfte der Verlängerung den Ball hatte und sofort auf 32:30 stellte, Wasielewski im Gegenzug aber frei scheiterte.
Jetzt tut mir der Körper weh, aber in der Verlängerung war das bei dem ganzen Adrenalin nicht zu spüren.
Sören Steinhaus
BHC-Rückraumspieler
War das schon das Ende? Nein, denn Christopher Rudeck war beim Siebenmeter zur Stelle und elektrisierte damit die Unihalle erneut. Im Angriff verkürzte Aron Seesing, Hannover antwortete, und dann erhielt Noah Beyer einen klaren Siebenmeter-Pfiff nicht. Das schien zu viel für die Mannschaft zu sein. Aber nein: Wasielewski traf, der BHC verteidigte, hatte noch zehn Sekunden und glich tatsächlich durch Sören Steinhaus zum 33:33 aus – zweite Verlängerung.
Magisches Fuchs-Tor verschafft dem BHC die Trümpfe
Die erste „Hälfte“ gehörte dem BHC, der nicht müde zu werden schien. Hannover traf nur ein Mal, Beyer blieb im Abschluss zwei Mal eiskalt, und das magischste Tor markierte Julian Fuchs. Der Außen wurde gefoult, versenkte aus der Drehung aber trotzdem.
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Mit 36:34 und Ball ging es in die letzte fünf Minuten. Beyer verwandelte auch seinen sechsten Siebenmeter. Plötzlich lagen alle Trümpfe bei den Bergischen. Das musste doch reichen. Doch Gerdas Babarskas kassierte die Rote Karte. Eine Unterzahl galt es also noch zu überstehen. Es gelang: Wasielewski und Yannick Fraatz trafen, Hannover antwortete jeweils zügig.
Sören Steinhaus trifft zum Sieg
39:37 – noch eine Minute: Hannover verkürzte per Strafwurf. Sören Steinhaus blieb eiskalt und versenkte zum 40:38. Das war‘s. Ein episches Match!
„Es war ein unfassbar geiles Spiel“, sagte Matchwinner Steinhaus. „Jetzt tut mir der Körper weh, aber in der Verlängerung war das bei dem ganzen Adrenalin nicht zu spüren.“ Und wann stand der 21-Jährige zuletzt in einer zweiten Verlängerung? „Ich habe noch nie überhaupt Verlängerung gespielt.“ Vielleicht ja bald schon wieder: Das Viertelfinale wird am Donnerstag ausgelost.
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BHC: Diedrich, Rudeck; Beyer, Becher, Schöttle, Babarskas, Kooij, Fraatz, Massoud, Morante Maldonado, Fuchs, Seesing, Steinhaus, Wasielewksi
ST