London, 06.11.2025 (KAP/KNA) Kardinal Vincent Gerard Nichols, seit 2009 Erzbischof von Westminster und damit höchster Würdenträger der katholischen Kirche in England und Wales, wird am Samstag (8. November) 80 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet er aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind künftig noch 126 der 245 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.

Unter den Kardinälen ist Nichols nach dem bereits 86-jährigen maronitischen Patriarchen Bechara Boutros Rai mittlerweile der älteste noch amtierende Diözesanbischof. Mit 75 Jahren müssen Bischöfe dem Papst gemäß dem Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten. Oft belässt dieser die Leiter wichtiger Diözesen aber noch einige Zeit darüber hinaus im Amt – wenn auch nicht volle fünf Jahre.

Nichols trat 2009 in die großen Schuhe von Kardinal Cormack Murphy-O’Connor (1932-2017) als Primas von England und Vorsitzender der Bischofskonferenz und tat sich seither besonders bei Themen wie Menschenhandel, Sterbehilfe und Seelsorge für Migranten und Flüchtlinge hervor. 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Kardinal.

Nichols, 1945 bei Liverpool geboren und später Studienabsolvent in Rom, wirkte eineinhalb Jahrzehnte im Erzbistum Liverpool, unter anderem als Verantwortlicher für das katholische Bildungswesen. Schon 2000 war er für das Amt des Primas in Westminster im Gespräch gewesen; als Weihbischof dort (1992-2000) führte er fast ein Jahr lang die Amtsgeschäfte der Erzdiözese als Administrator. Damals wurde er jedoch „nur“ Erzbischof von Birmingham.

In England hat sich Nichols durch seinen Einsatz für konfessionelle Schulen, für Ökumene und den interreligiösen Dialog einen Namen gemacht. Beim Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter musste er öffentlich Versäumnisse einräumen und entschuldigte sich bei den Opfern.

Zu den großen liturgischen Anlässen seiner langen Amtszeit gehörten die Trauerfeiern für Königin Elizabeth II. (2022) sowie für die Päpste Benedikt XVI. (2023) und Franziskus (2025), die Krönung von Charles III. (2023) – bei der er als erster katholischer Bischof seit der Reformation eine Rolle spielte, indem er den neuen König segnete – sowie zuletzt die Papstwahl Leos XIV. und der Besuch von König Charles III. im Vatikan.

Die Geschichte der einst mächtigen katholischen Kirche in England und Wales verzeichnet einen Bruch im 16. Jahrhundert, als sich König Heinrich VIII. 1533/34 von Rom lossagte und eine „anglikanische“ Staatskirche mit sich selbst als Oberhaupt etablierte. Die Katholiken waren fortan eine lange verfolgte und verachtete Minderheit, die sich zumeist aus armen irischen Einwanderern und aus der Arbeiterschicht rekrutierte.

Erst 1850, vor 175 Jahren, wurde wieder eine katholische Hierarchie mit Bischöfen errichtet. In England gibt es, auch dank italienischer, polnischer und afrikanischer Immigranten, lokale Hochburgen vor allem im Großraum London.