Die Verwandtschaft muss schon groß sein, wenn sämtliche Mitarbeitenden eines Familienbetriebs auch tatsächlich Mitglieder derselben Familie sind. Für Le Doan ist das eine Selbstverständlichkeit, denn dank seiner 30-köpfigen Familie kann er gleich drei vietnamesische Restaurants im engsten Sinne „familiengeführt“ betreiben. Sein neuestes Restaurant Doan, das am vergangenen Wochenende eröffnete, ist mit mehr als 100 Plätzen bisher auch Doans größtes.

Die Geschichte des denkmalgeschützten Eckhauses am südlichen Ende der Lindwurmstraße habe Doan überzeugt, einen – verglichen mit seinen ersten beiden Lokalen Ca Go und May im Westend – so großen Standort zu bespielen. Denn ein solch historisches Haus sei wie geschaffen für Doans neues Konzept, mit dem er seinen Gästen die vietnamesische Kultur näherbringen wolle.

Von der originalen Stuckdecke hängen weiße, leuchtende Lotusblüten, die Doan eigens anfertigen ließ. Kleinere Lotusblüten am Tisch entpuppen sich als kunstvoll gefaltete Servietten. Jeder Platz ist eingedeckt mit Stäbchen und Schale, denn in Vietnam esse jeder aus seiner eigenen Schale, erklärt Doan. Als Glücksbringer durfte auch die Wand voll winkender Katzenfiguren nicht fehlen, wie man sie vom Schwesterlokal May kennt.

Live vor den Gästen sollen demnächst Spezialitäten zubereitet werden

Noch unterscheidet sich die Speisekarte kaum von der des May. Sie besteht aus Klassikern der vietnamesischen Küche wie Currys, Pho-Suppen und Reisnudelschalen. Doan wolle aber mehr und mehr Gerichte zum Teilen anbieten. Außerdem soll bald immer abends eine Kochstation im Gastraum aufgebaut sein, wo live vor den Gästen vietnamesische Spezialitäten zubereitet werden, die man hierzulande vielleicht noch nicht so gut kennt.

„Bánh Cuôn“ zum Beispiel, das sind gedämpfte Reispfannkuchen, die ähnlich wie ein Crêpe dünn ausgerollt und nach dem Dämpfen gefüllt werden. Gäste könnten dann jederzeit vom Tisch aufstehen und sich mit ihrer Schale einen Reispfannkuchen zum Selbst-Rollen abholen, erklärt Doan.

Die Getränke, mit und ohne Alkohol, werden ebenso aufwendig zubereitet und angerichtet wie die Speisen. Auf der Cocktailkarte stehen vor allem Eigenkreationen mit Aromen aus dem asiatischen Raum, etwa der „Spicy Saigon“ mit Reisschnaps, Zitronengras, Ingwer und Chili, zubereitet und serviert von Doans Bruder und Neffen (Doan, Lindwurmstraße 205, Montag bis Freitag 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und 17 bis 23.30 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 23 Uhr, Telefon 089/12257090).

Auch Daniel Dosch und seine Ehefrau Isabelle führen einen Familienbetrieb, und das schon in fünfter Generation, wobei ihr Delikatessengeschäft Feinkost Zehner am Elisabethmarkt vergleichsweise jung ist und von den Ursprüngen des Unternehmens weit entfernt liegt. Doschs Familie hatte eine Metzgerei in Mannheim, in der er sich zum Gesellen ausbilden ließ und aus dem ein Feinkostgeschäft hervorging, das Doschs Mutter bis heute führt.

Dosch hat es dagegen nach München verschlagen, wo er und seine Ehefrau Isabelle vor drei Jahren unter dem Familiennamen Zehner ihren ersten Feinkostladen mit Bistro eröffneten. Nach einer dreimonatigen Zwangspause wegen eines Wasserschadens konnten sie nun diese Woche wieder ihre Türen öffnen.

Man kann bei Zehners eine schnelle Mittagspause verbringen, mit täglich wechselnden Gerichten, Sandwiches und Kaffee. Genauso kann man aber auch einen Nachmittag versacken bei einem Glas Wein oder beim Stöbern durch die Regale. Hier ist jedes Produkt handverlesen, vom Wildschwein-Schinken aus dem Geschäft von Doschs Mutter in Mannheim über Schokolade aus dem Tantris bis zur Enten-Bratwurst aus Philipp Vogels Orania in Berlin. „Wir recherchieren viel und probieren alles selbst“, erklärt Dosch.

Für die Weihnachtszeit haben Doschs ihre Regale bereits mit original italienischem Panettone gefüllt und ihren Weinkeller mit besonderen Flaschen aus Deutschland, Österreich und Frankreich aufgestockt – wortwörtlich ein Tresor voller Schätze, denn die Bank, die vor Feinkost Zehner diesen Standort angemietet hatte, hinterließ Doschs zum Teil ihre Kellerausstattung (Feinkost Zehner, Nordendstraße 48, Dienstag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr, Telefon 089/74747488).