Geballter Protest unter der Burg: Esslinger Hoteliers sind mit der geplanten Bettensteuer überhaupt nicht einverstanden. Foto: Roberto Bulgrin
Mehr als ein Dutzend Hoteliers aus Esslingen haben bei einem Treffen im Leonarodo Hotel gegen die von der Stadt geplante Beherbergungssteuer protestiert.
Ob kleinere oder größere Häuser, einig waren sich die Hotelinhaber und Manager allesamt: Die von der Stadt Esslingen geplante Beherbergungssteuer ergibt aus ihrer Sicht keinen Sinn, schadet nicht nur den Hotelbetreibern, sondern auch der Stadt insgesamt.
Darum geht’s: Übernachtungsgäste sollen in Esslingen künftig eine zusätzliche Abgabe zahlen. Die Verwaltung geht von rund 300 000 Übernachtungen im Jahr aus, für die rund 1,5 Millionen Euro Steuern eingenommen werden könnten.
„Zahlen nicht realistisch“ – Hoteliers zweifeln an Steuerplänen
Den Hoteliers zufolge stimmt die Rechnung vorne und hinten nicht. „Die Zahlen sind nicht realistisch“, sagt die Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Kreis Esslingen Heike Gehrung-Kauderer. Die Stadt gehe von 300 000 Übernachtungen aus, die Hoteliers dagegen von 250 000. Nach den groben Berechnungen der Stadt nehmen die Hotels ohne Frühstück und Parken 100 Euro pro Übernachtung ein, die Hoteliers rechnen aber nur mit 60 Euro. Gehrung-Kauderer: „Die Preise sind gesunken, gleichzeitig kommen viel weniger Gäste als im Vorjahr.“ Am Ende profitiere die Stadt nicht in dem Maße davon, wie sie glaube, weil sie die Steuer eintreiben und kontrollieren müsse. Zudem blieben Gäste aus aufgrund der höheren Preise.
Um das Ausmaß der Folgen zu beschreiben, wählt Gehrung-Kauderer deutliche Worte: „Es geht um die Existenzen und um Arbeitsplätze.“ Denn insgesamt, da sind sich die Esslinger Hoteliers einig, steigen die Kosten an allen Ecken und Enden, unter anderem aufgrund des bevorstehenden Mindestlohns und der hohen Energiepreise. Das merkt auch Bert Bloem, General Manager vom Leonardo, an: „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und steigender Betriebskosten setzt eine Bettensteuer das falsche Signal: Sie verteuert Übernachtungen, schmälert die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Nachbarstädten ohne solche Abgaben und erhöht den Verwaltungsaufwand für alle Beherbergungsbetriebe.“
„Gäste weichen aus: Zehn Minuten weiter ohne Bettensteuer“
Der Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Städten im Kreis ist vielen Hoteliers ein Dorn im Auge. „Wenn der Preis nicht passt, fahren sie einfach zehn Minuten weiter die B 10 entlang und finden dort ein Hotel ohne Bettensteuer“, so Florentin Schuster vom Holiday Inn.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die eingenommenen Gelder werden nicht zweckgebunden in die Touristik-Infrastruktur gesteckt, sondern verschwinden im allgemeinen Haushalt der Stadt. Doch selbst wenn sie zweckgebunden verwendet würden, sei die Abgabe fraglich, denn es profitierten viele Branchen davon, aber nur eine werde belastet. Zudem seien rund 85 Prozent der Gäste in Esslingen keine Touristen, sondern Geschäftsreisende. Laut Jochen Rörich vom Jägerhaus sind es in seiner Einrichtung sogar 95 Prozent.
Das Protest-Treffen fand im Hotel Leonardo statt. Hier im Gespräch Heike Gehrung-Kauderer, Joachim Schönborn von der Dehoga sowie Lukas Jonas Lier und Bert Bloem von Leonardo (von links). Foto: Roberto Bulgrin „Kunde interessiert der Endpreis“ – Kritik an Steuerplänen
Die Stadt Esslingen sieht derweil keine Mehrbelastung für die Hoteliers. Die Steuer müsse ja der Gast zahlen, die Hoteliers müssten die Rechnung nur durchreichen. Doch auch diese Rechnung geht Joachim Schönborn zufolge nicht auf. Schönborn ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Dehoga in Baden-Württemberg. „Der Kunde interessiert sich für den Endpreis und nicht dafür, welche Abgaben im Preis sind.“ So ist es gesetzlich auch geregelt. „Die Endpreisregelung besagt, dass Gästen immer der Gesamtpreis angezeigt werden muss – also alle Steuern und Pflichtgebühren inklusive, bevor sie buchen“, erläutert Bloem.
Am Montag soll der Gemeinderat darüber entscheiden, ob die Beherbergungssteuer in Esslingen eingeführt wird. Das Ergebnis wird voraussichtlich knapp ausfallen.