Die Atlanta Falcons haben Probleme mit den Kickern. Anstatt auf den Deutschen Lenny Krieg zu setzen, holen sie einen weiteren Kicker. Damit verpassen die Falcons eine große Chance – und schaden ihrem Spieler womöglich.

Von Kai Esser

Die Niederlage bei den New England Patriots war verdammt unnötig für die Atlanta Falcons.

Nicht nur, weil die Falcons in der 2. Halbzeit das bessere Team waren, sondern weil das Spiel durchaus in die Overtime hätte gehen können. Zumindest, wenn Kicker Parker Romo den Extrapunkt nach dem letzten der drei Falcons-Touchdowns nicht neben die Uprights gekickt hätte.

Romo wurde wenig später entlassen. Schon der zweite Kicker der Falcons, der gefeuert wird. Eigentlich, so sollte man meinen, die Chance für den Deutschen Lenny Krieg. Stattdessen gaben die Falcons dem arbeitslosen Kicker Zane Gonzalez einen Vertrag und machten ihn gleich zum Starter.

Das ist nicht nur marketingtechnisch eine verpasste Chance – die Falcons riskieren damit, das Selbstbewusstsein von Krieg nachhaltig mindestens mal anzukratzen.

Atlanta Falcons hätten Cinderella-Story des NFL-Jahres schreiben können

Die Falcons gaben dem 23-Jährigen in der vergangenen Offseason einen Dreijahresvertrag in Georgia. Sicher, ein Investment in die Zukunft, das man nicht überstürzen sollte.

Aber wann will man ihm eine Chance geben, wenn nicht jetzt? Jetzt vor dem Spiel gegen die Indianapolis Colts in Berlin? Nicht nur in Kriegs Heimatland, sondern sogar in seiner Heimatstadt? Das wäre nicht nur sportlich vertretbar gewesen, es wäre marketingtechnisch ein Coup geworden.

Die Falcons sind eines der am stärksten in Deutschland engagierten Teams, darauf legt die Franchise großen Wert.

Zu sehen, wie ein junger, deutscher Kicker in Berlin für ein NFL-Team Punkte scort, hätte – mit einer bewussten Übertreibung – eine ganze Generation von Jugendlichen inspirieren können. Nicht nur, Falcons-Fans zu werden, sondern auch zu sehen: Nichts ist unmöglich. Nicht einmal der Weg von Deutschland in die NFL.

Atlanta Falcons setzen Kriegs Selbstbewusstsein aufs Spiel

Nun darf Gonzalez kicken. Der konnte in seiner Karriere bisher nur bedingt glänzen, verwandelte lediglich 80 Prozent seiner Field Goals. 2024 waren es für die Washington Commanders sogar nur 71 Prozent. Das war Platz 38 in der NFL. Zur Erinnerung: Die besteht aus 32 Teams.

Was sich der ehemalige Placekicker der Stuttgart Surge wohl denkt? Freilich, nur er und die Coaches wissen, wie er im Training performt. Aber würde Lenny Krieg so gar nicht liefern, dann hätte das Business NFL auch keine Skrupel, ihn ohne Weiteres vor die Tür zu setzen.