In diesen Tagen nehmen überall in Nordrhein-Westfalen die neugewählten Räte und Kreistage ihre verantwortungsvolle Arbeit auf. Tausende gewählte Mandatsträgerinnen und -träger stellen sich auf die kommenden fünf Jahre ein, in denen sie Verantwortung in ihrer Kommune, in ihrem Kreis übernehmen.

Und obwohl sie nicht täglich in den Medien vorkommen, sind sie es doch, deren Arbeit wir tagtäglich mitbekommen, die unser unmittelbares Lebensumfeld beeinflussen, die wir im Zweifel persönlich kennen und denen wir ständig begegnen (können). Politikerinnen und Politiker, die nicht irgendwo in Berlin, Brüssel oder Düsseldorf in ihrer Bubble leben – Menschen, wie du und ich, die hier vor Ort das Leben gestalten wollen. Dafür sorgen wollen, dass es in unserer Stadt gerechter zugeht, dass Armut zurückgedrängt wird oder dass kaputte Infrastruktur wieder in Ordnung kommt. In den ganz kleinen Schritten, die jeder mitmachen kann.

In der Kommunalpolitik, in den Räten und Kreistagen wird es ganz konkret – da gibt es eben keine Möglichkeit mehr, Aufgaben nach „unten“ zu delegieren – da muss „einfach gemacht“ werden. Dieter Patt, ein früherer Neusser Landrat, hatte dafür einen prägenden Ausspruch: „Net kalle – donn!“

Wie wäre es, wenn wir erkennen würden, dass das auch unser Ausspruch werden kann? Wie wäre es, wenn wir das ernst nähmen und gemeinsam mit unseren Ratsfrauen und -männern ganz konkret anpacken würden? Nicht uns in endlosen Sitzungen und Diskussionen verlieren und neue Fronten gegeneinander aufbauen, sondern einfach ins Tun kommen. Unabhängig von Parteibuch, Religion und Herkunft.

Ein äußerst ermutigendes Zeichen in diese Richtung war das interreligiöse Gebet zu Beginn der konstituierenden Sitzung des Rates der Stadt Mönchengladbach in der Kaiser-Friedrich-Halle. Sich unabhängig von Herkunft, Parteibuch und Religion unterhaken und gemeinsam um eine gelingende Arbeit der Verantwortungsträger in der Stadt zu beten.

Das hat so gutgetan – und es hat Mut gemacht, diesen guten, interreligiösen Weg in Mönchengladbach fortzusetzen, der in den letzten Jahren anlässlich der gemeinsamen, jährlichen Friedensgebete in der Rheydter Hauptkirche schon zu einer unaufgebbaren Tradition geworden ist.

Das sind Momente, die sich ganz klar gegen die Angriffe auf politische Verantwortungsträgerinnen und -träger stellen, die immer mehr in die Schlagzeilen geraten. Nicht als lautstarker Protest, sondern als stilles, eindrucksvolles Zeichen der Solidarität mit den Männern und Frauen, die Verantwortung in der Stadtgesellschaft übernehmen.

Der heilige Benedikt, Gründer des Ordens, der jahrhundertelang in der Abtei Mönchengladbach wirkte, hat mit seinem Leitspruch „Ora et labora – bete und arbeite“ das „Net kalle – donn!“ des alten Neusser Landrates vielleicht für uns ganz alt und ganz neu übersetzt: „Verlier‘ den Kontakt zu dem da oben nicht – und dann pack‘ an!“ Vielleicht gelingt uns in diesem Sinne ja gemeinsam mit den Frauen und Männern in Rat und Verwaltung unserer Stadt ein guter, nächster Schritt in der so großen Geschichte unserer Heimat. Packen wir’s an!

Ulrich Clancett ist Regionalvikar und Pfarrer in der GdG Jüchen.