Apple hat bei der Europäischen Kommission Beschwerde eingereicht und dabei selbst für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Mehrere US-Medien berichten übereinstimmend und greifen ähnliche Passagen aus dem Schreiben auf. Das weckt den Eindruck, der Konzern habe das Dokument gezielt gestreut, um eine öffentliche Debatte über die EU-Vorgaben anzustoßen.

Europa Alexandre Lallemand Pcs3mOL14Sk Unsplash 2000

In dem Schreiben äußert Apple Unverständnis über zwei parallele Verfahren: Zum einen geht es um den Digital Services Act (DSA), der besseren Schutz vor Betrug und mehr Sicherheit für Kinder verlangt. Zum anderen um den Digital Markets Act (DMA), der Apple zu mehr Offenheit gegenüber Zahlungsdiensten Dritter verpflichtet.

Apple argumentiert, dass sich die Anforderungen der beiden Gesetze widersprechen. Einerseits soll der Konzern Nutzer besser vor Betrugsversuchen schützen. Andererseits werde Apple gezwungen, die Kontrolle über die App-Installation aufzugeben, was aus Sicht des Unternehmens das Risiko für eben jene Betrugsfälle erhöht. Besonders kritisch sieht Apple die Erlaubnis, externe Links in Apps zuzulassen, was zu Zahlungsabwicklungen außerhalb des „geschützten“ App-Store-Systems führen könne.

Strategie der gezielten Unzufriedenheit

Der Ton des Briefes ist ungewöhnlich scharf. Apple wirft der EU nicht nur Widersprüchlichkeit vor, sondern unterstellt ihr sogar Ablenkungsmanöver. Die laufenden Untersuchungen seien demnach ein Versuch, von Problemen der eigenen Gesetzgebung abzulenken. Gleichzeitig beklagt Apple, dass die EU keine Maßnahmen gegen irreführende Praktiken einzelner Entwickler ergreife, etwa bei In-App-Käufen oder problematischen Inhalten für Kinder.

Aus unserer Sicht wirkt die Veröffentlichung des Schreibens kalkuliert. Apple positioniert sich als Unternehmen, das seit Jahren in Datenschutz investiert, nun aber durch europäische Vorgaben in der Umsetzung behindert werde. Dass der Konzern selbst erheblichen Einfluss darauf nimmt, wie unattraktiv diese Vorgaben am Ende in der Praxis aussehen, bleibt dabei oft unerwähnt. Tatsächlich setzt Apple seit Inkrafttreten der neuen Regeln vieles nur so um, dass Nutzer und Entwickler möglichst wenig davon profitieren.

Ein Balanceakt mit politischem Unterton

Sicher, Unternehmen wie Apple bewegen sich in einem Spannungsfeld aus Verbraucherschutz, Wettbewerb und Sicherheitsanforderungen. Der aktuelle Streit offenbart jedoch auch eine Kommunikationsstrategie, bei der ein global agierender Konzern offenbar gezielt öffentliche Empörung erzeugt, um politischen Druck aufzubauen. Wer hier wem im Weg steht, lässt sich am Ende nur schwer trennen.

Klar ist jedoch: Die Interessen von Nutzern und Entwicklern drohen in diesem Machtspiel unterzugehen.