Der Bassist Dave Holland gehört zur inzwischen raren Spezies der Jazzer, bei denen man nicht mehr sagt, er habe mit allen gespielt (obwohl da unter anderem Alexis Korner, Miles Davis oder Chick Corea zu nennen wären), sondern dass alle bei ihm gespielt haben. Sein legendäres, vielfach mit Grammys ausgezeichnetes Quintett hat Stars wie Robin Eubanks, Chris Potter oder Nate Smith hervorgebracht.

Im aktuellen Trio – das er parallel zu einem Duo mit Lionel Loueke und einem All-Star-Quartett in Betrieb hält – begleiten ihn der Saxofonist Jaleel Shaw und der Schlagzeuger Nasheet Waits, beide selbst prominente Bandleader. Dementsprechend war das Konzert des 79-jährigen Briten, der freilich schon seit Jahrzehnten einen amerikanischen Pass hat, trotz eines ungewöhnlich hohen Preises ausverkauft.

Vor acht Jahren war er das letzte Mal in der Unterfahrt, umso mehr freute sich Holland, zurück zu sein: „Wir hatten gute Zeiten hier im Club.“ Beschwingt ging es denn mit „Triple Dance“ und „The Lazy Snake“ auch los, und schnell wurden wieder Hollands Kernkompetenzen erkennbar: das Blues- und Folk-Fundament, dass bei seinem Modern Jazz die punktgenauen Bass-Lines und -Patterns unterfüttert. Die Vorliebe für ungewöhnliche Rhythmik – zum Beispiel der Zehn-Achteltakt bei „Rivers Run“, seiner Hommage an Sam Rivers, mit dem er seinerzeit die grandiose Band The Quest hatte – samt atemberaubender Takt- und Tempo-Wechsel. Die Tendenz zu klaren Themen und klaren Formen, ob nun groovend, meditativ, sphärisch oder mit Attacke.

Alles vom Feinsten also, einschließlich der vielen Soli von Holland, Shaw und auch Waits, der wieder einmal demonstrierte, dass er zu den schnellsten, aber zugleich fantasievollsten Drummern zählt.  Merkwürdig also, warum einen der Auftritt trotzdem nicht so in seinen Bann zog, wie man es von den früheren in Erinnerung hatte. Vielleicht lag es am Repertoire, vielleicht fehlte einfach der Kick der Überraschung, wie man es von den besten der jungen Bands kennt.