Mit 100.000 Fahrgästen und 1.000 Zughalten pro Tag gilt der Pasinger Bahnhof in München als der drittgrößte Bahnhof Bayerns. Während der Herbstferien herrschten an den dortigen Bahnsteigen teilweise chaotische Zustände. Da zwischen Pasing und Donnersbergerbrücke noch bis zum Betriebsbeginn am Montagfrüh keine regulären S-Bahnen verkehren, weichen tausende Pendler auf ohnehin schon überfüllte Regionalzüge aus. Diese Situation sei vermeidbar gewesen, kritisiert der Fahrgastverband Bro Bahn.

Bis Pasing: Streckensperrung endet mit Herbstferien

Ab Montag (10.11) soll sich die Lage zwischen Pasing und Hauptbahnhof wieder entspannen, da dann auf dem Abschnitt nicht mehr die komplette Stammstrecke gesperrt ist. Vor allem im Berufsverkehr machten sich die fehlenden S-Bahnen im Münchner Westen bemerkbar. So versuchten sich beispielsweise am Mittwoch am Gleis 30 des Münchner Hauptbahnhofs nach Feierabend Pendler in den Zug nach Buchloe zu zwängen, da dieser auch in Pasing hielt. Zehn Minuten verspätet fuhr der überfüllte Zug Richtung Buchloe los. Nicht alle, die mitfahren wollten, haben in den Zug gepasst.

Ersatzverkehr: Bahn führt Pendel-S-Bahn ein

Als Alternativ bietet die Deutsche Bahn Ersatzbusse zwischen Pasing und Donnersbergerbrücke an. Doch die brauchen im Münchner Innenstadtverkehr deutlich länger als die Regionalzüge. Aufgrund der Überfüllung in den Regionalzügen, hatte sich die Deutsche Bahn dazu entschlossen, trotz eigentlich ausgeschöpfter Gleiskapazitäten eine zusätzliche Pendel-S-Bahn einzuführen. Sie fährt zu den Stoßzeiten in der Früh und nachmittags, also zwischen 6 und 9 Uhr und dann wieder von 16 bis 19 Uhr im Halbstundentakt zwischen Hauptbahnhof und Pasing.

Fahrgastverband Pro Bahn: Chaos war abzusehen

Dass Pendel-S-Bahnen, Regionalzüge und Busse allein Tausende Pendler nicht auffangen können, war abzusehen, sagt Marco Kragulji, der Bayerische Vorstand des Fahrgastverbands Pro Bahn dem BR. All das ist kein neues Problem. Laut Kragulji müssten sich die verschiedenen Akteure besser untereinander abstimmen. Dazu gehören etwa die Bayerische Eisenbahngesellschaft, private Verkehrsunternehmen wie Arverio, DB Regio und DB Fernverkehr. Zum Beispiel hätte man auch ICEs für die kurze Strecke von Hauptbahnhof bis Pasing freigeben können oder zusätzliche Wagons an Regionalzüge anhängen, meint ProBahn.

Deutsche Bahn: Kapazität an Gleisen ausgeschöpft

Die Deutsche Bahn verweist darauf, dass es derzeit vor allem an freien Gleisen fehlt. Denn durch die Bauarbeiten an der zweiten Stammstrecke und der Sendlinger Spange sind derzeit einige Gleise blockiert. Deshalb kommt es auch in Pasing zu so vielen kurzfristigen Gleiswechseln. Aus dem Chaos in dieser Woche will die Bahn lernen, um – so ein DB-Sprecher – „die Fahrgastinformation am Bahnsteig bei den nächsten Bauarbeiten zu verbessern.“ Die stehen bereits Anfang Dezember u.a. an den ersten beiden Adventswochenenden an. Dann soll es besser laufen, da im Advent die Stammstrecke nicht komplett unterbrochen sein wird und Ersatzverkehr nur zwischen Ostbahnhof und Trudering nötig ist.

Kosten für Ersatzverkehr werden nicht angepasst

Statt knapp acht Milliarden Euro soll die zweite Münchner S-Bahn-Stammstrecke nun etwa 9,4 Milliarden Euro kosten. Während die Kosten für den Bau der zweiten Stammstrecke immer weiter steigen, wird die Finanzierung für den Ersatzverkehr nicht angepasst. „Es sind keine Kosten und notwendigen Ressourcen für den Ersatzverkehr in die regelmäßige Fortschreibung der Baukosten der zweiten Stammstrecke einkalkuliert“, teilt die Bahn auf BR-Anfrage mit.

Grundsätzlich ist die Finanzierung des Schienenersatzverkehrs in den Verkehrsverträgen zwischen Aufgabenträger, also dem Freistaat Bayern und dem Eisenbahnverkehrsunternehmen geregelt. Im Falle mehrmonatiger Vollsperrungen aufgrund von Generalsanierungen von Hochleistungskorridoren ist laut Bundesverkehrsministerium (externer Link) künftig erstmals eine Beteiligung von Bund, Länder und DB InfraGO AG vorgesehen.