Es ist ein Trauerspiel. Leere Gesichter, Rat- und Fassungslosigkeit nach der 1:2-Pleite von Dynamo Dresden gegen den 1. FC Nürnberg. Und die Gewissheit: So geht´s für den Aufsteiger direkt wieder zurück in Liga 3.

Die nackten Zahlen sind erschütternd: Ein einziger Sieg aus 12 Punktspielen, jämmerliche sieben Punkte, seit nunmehr neun Partien ohne Dreier, alle Heimspiele mehr oder weniger versemmelt.

Sieglos Gemeinschaft Dynamo!

Im negativen Sinne ist auf die Sachsen Verlass: Zwei Gegentore pro Spiel sind inzwischen Pflicht. Dass sie schnell fallen, wird zur Routine. Diesmal durfte Nürnberg sogar schon nach 13 (!) Sekunden jubeln. So wird die SGD zur Lachnummer!

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Und damit man sich über eigene Tore auch nicht zu lange freut (Kother/45.), lässt man den Gegner kurz nach der Pause gleich noch ein Törchen schießen. Brutal: Die Hälfte aller bisherigen Gegentreffer fing sich die SGD unmittelbar nach Anpfiff beider Halbzeiten ein.

„Es ist schwer, Worte zu finden“, gibt Torwart Lennart Grill zu. „Wir reden die ganze Woche darüber, nehmen uns so viel vor und dann gibt´s Situationen, wo wir einfach gar nicht verteidigen. Das ist Scheiße.“

Dass er bester Dresdner war, eine höhere Niederlage verhinderte und sogar den zwischenzeitlichen Ausgleich mit einem super Flugball vorbereitete, interessierte ihn dabei null. „Das ist mir ehrlich gesagt scheißegal, ob ich die ärmste Sau bin oder ein Tor des Monats verhindere. Im Endeffekt geht es darum, dass wir Punkte holen und Spiele gewinnen.“

Die Fans entfachten auf der Tribüne das Feuer – auf den Rasen sprang der Funke allerdings nicht über

Die Fans entfachten auf der Tribüne das Feuer – auf den Rasen sprang der Funke allerdings nicht über

Foto: IMAGO/Zink

Aber genau das geht Woche für Woche schief. In den letzten drei Partien gab´s keinen einzigen Zähler. Klar, die Ergebnisse sind (fast) immer knapp, Dynamo ist noch nie abgeschossen worden. Aber irgendwas fehlt halt immer.

Nicht mal die extreme Fan-Unterstützung hilft da mehr. Gegen den FCN war das Harbig-Stadion mit 31.700 Zuschauern wie bei allen bisherigen Saisonspielen ausverkauft. Dazu die klare Botschaft aus dem K-Block: „Prometheus hat uns das Feuer überlassen, um es für Dynamo zu entfachen“.

Leider nur auf den Rängen, verbunden mit rund hundert Bengalos. Die DFB-Rechnung ist gewiss, auf den Rasen sprang der Funke allerdings nicht über. Was nach Abpfiff – durchaus verständlich – erstmals auch mit einem Pfeifkonzert quittiert wurde.

Thomas Stamm (2.v.l.) und seinem Trainerteam sah man nach dem Spiel die Enttäuschung an

Thomas Stamm (2.v.l.) und seinem Trainerteam sah man nach dem Spiel die Ernüchterung an

Foto: Olaf Rentsch

Stellt sich die Frage, ob das wirklich nur Pech ist. „Das ist natürlich auch Unvermögen“, gibt mit Lukas Boeder erstmals auch ein Profi zu. Er bezieht sich selbst in die Kritik mit ein, machte beim 0:1 keine gute Figur. „Wir wollen uns von Spiel zu Spiel weiterentwickeln, kriegen es aber nicht hin.“

Zwangsläufig verfestigt sich nach weit über einem Viertel der Saison die Erkenntnis, dass der Kader schlicht und ergreifend nicht gut genug ist für die 2. Liga.

Trainer Thomas Stamm will davon aber nach wie vor nichts wissen. „Die Debatte mache ich nicht auf. Weil ich in den ersten Spielen die Qualität gesehen habe. Und da waren es die gleichen Spieler.“

Keine Chance ohne Verstärkungen

Vielleicht sogar verständlich, dass sich der Schweizer vor seine Mannschaft stellt. Zum einen würde er die Moral der trotz allem tapfer kämpfenden Truppe brechen, wenn er ihr jetzt öffentlich die Zweitliga-Qualität absprechen würde. Zum anderen müsste er sich dann selbst eingestehen, den Kader überschätzt zu haben.

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Auch wenn es Stamm (noch) nicht zugibt, hat Dynamo Dresden eigentlich nur noch eine Chance: Bis zur Winterpause den Abstand aufs rettende Ufer so klein wie irgend möglich zu halten. Um dann mit drei, vier echten Verstärkungen in die Rückrunde zu gehen.

Dafür muss der Kultklub aber bereit sein, mehr (vorhandenes) Geld als geplant in die Hand zu nehmen. Auch personelle Veränderungen im Trainerstab und/oder der Führungsebene dürfen dann kein Tabu sein.

Andernfalls bleibt wohl nur der geordnete Rückzug in die dritte Liga. Und dann der x-te Neuanfang. Auf der Mitgliederversammlung kommenden Samstag dürften das alles sicher heiß diskutierte Themen sein…