Von Glühbirnen bis Garten
Da müsse mal die Spülmaschine ausgeräumt oder der Küchenschrank gesäubert werden. Vielleicht sind Gardinen anzubringen. Auch Glühbirnen hat die 31-Jährige, die erst seit Mai in der Branche arbeitet, schon gewechselt. Bei Menschen mit eigenem Haus ginge es auch mal in den Garten, viel sei möglich: „Theoretisch könnten die auch sagen: ‚Wasch‘ mein Auto'“.
Viele „Klienten“, wie sie ihre Kunden nennt, hätten körperliche Probleme beim Saubermachen: „Der schwere Staubsauger, das Runtergehen beim Saugen oder auch das Auswringen des Wischmobs ist etwas, was viele nicht mehr gut können.“ So wie Brunhild Peukert. Die 81-Jährige mit Pflegestufe 2 lässt sich seit rund einem halben Jahr einmal in der Woche von Denise Wendlandt helfen: „Er war keine einfache Erkenntnis festzustellen, dass das Reinigen gar nicht mehr geht. Da habe ich gedacht: ‚Du musst jemanden holen‘.“
Bereut haben sie und ihr Mann Klaus die Entscheidung nicht. Das Paar lebt in einer Drei-Raum-Wohnung lebt. Das Miteinander sei herzlich, Brunhild schätzt die neue Haushaltshilfe sehr: „Vom ersten Tag an war die Sympathie da. Sie ist lieb, sehr ordentlich und freundlich. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit allem, was sie macht. Wir freuen uns jede Woche, wenn sie kommt.“
Lange Zeit in der Pflege gearbeitet
Denise Wendlandt mag die Arbeit mit Menschen und hat viele Jahre in der Pflege gearbeitet. Nach Corona sei sie aber so ausgelaugt gewesen, dass sie für zwei Jahre zur Post ging: „Da war ich in der Zustellung, ein stumpfer Job, aber der hat mir damals das Leben gerettet.“ Auf Dauer habe ihr aber der Kundenkontakt gefehlt, weshalb sie bei der Reinigungsfirma Evolution Service in Leipzig angeheuert habe. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 90 Mitarbeiter und rund 1.500 Kunden.
Ich sehe überhaupt nichts Abwertendes in dem Job.
Denise Wendlandt
Reinigungsfrau
Anderes Auge auf Hotelzimmer und Ferienwohnung
„Da habe ich pro Tag drei bis vier Kunden, kann tagsüber arbeiten und habe am Wochenende frei.“ Arbeitszeiten, die sich mit ihren drei Kindern besser vereinbaren ließen. Sie besuche vor allem Kunden in Neulindenau, wo sie auch selbst wohnt. Der Job komme ihrem Naturell entgegen: „Mir macht das mega Spaß. Ich bin sehr ordnungsliebend und möchte, dass alles streifenfrei ist.“
Erste Auswirkungen ihrer neuen Arbeit habe sie in den Ferien festgestellt: „Ich habe mich öfter dabei ertappt, dass ich in einem Hotel die Spiegel oder die Toiletten checke: ‚Ah ja, da könnte man mal sauber machen‘, denk ich mir dann schon mal“, erzählt sie lachend MDR SACHSEN.
Freude über „ein paar herzliche Worte“
Bei Familie Peukert sammelt sie nicht nur mit ihrer Reinigung Sympathiepunkte, sondern auch mit ihrem Auftreten: „Wenn Denise fertig ist mit der Reinigung und Zeit hat, dann nehmen wir uns noch ein paar herzliche Worte. Wir unterhalten uns über Familie und Gesundheit, über dieses und jenes. Das finde ich ganz nett, dass sie dann noch Zeit für uns hat. Nicht nur reinigen, sondern auch das Persönliche“, sagt Brunhild Peukert.
Das sagt die Gewerkschaft: Reinigungskraft statt Putzfrau
– Mehr als 700.000 Menschen arbeiten in der Reinigungsbranche, im Facility Management und üben industrielle Dienstleistungen aus.
– In der Reinigungsbranche werden viele Arbeitskräfte gesucht. Das liege auch an den Arbeitsbedingungen wie zunehmender Leistungsverdichtung. Oft gäbe es in dieser Branche keine Sonderzahlungen wie Corona-Prämien oder Inflationsausgleich.
– Außerdem sei der Job, die Gewerktschaft lehnt den Begriff Putzfrau ab und spricht von Reinigungskraft, mit einem negativen Image behaftet. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt wünscht sich mehr Wertschätzung, zum Beispiel durch eine bessere Sichtbarkeit und eine Arbeitszeit tagsüber und nicht abends, wenn niemand mehr im Büro ist.
Quelle: Danny Mehring, Generalsekretär für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei der Industriegewerkschaft BAU
Begriff „Putzfrau“ total veraltet
Man müsse in dem Beruf viel Empathie und Verständnis für die Leute mitbringen, meint Denise Wendlandt. Manche seien alleine und froh über jede Hilfe. Mit der Bezeichnung „Putzfrau“, wie beim Internationalen Tag der Putzfrau am 8. November, könne sie selbst nicht viel anfangen: „Ich finde Putzfrau total veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Und diesem Stereotyp entsprechen wir auch einfach nicht mehr, weil man viel mehr Fähigkeiten und Kenntnisse braucht. Der Begriff klingt auch ein bisschen abwertend, obwohl ich überhaupt nichts Abwertendes in dem Job sehe. Aber das ist halt so die Zeit und ich freue mich einfach nur, dass ich was gefunden habe, was mich so erfüllt, und wo ich so glücklich bin.“