Mit großem Gefolge hatten die beiden Jugendlichen die Rathaustreppe erklommen und waren ins 1. Sitzungszimmer gekommen, wo sie eigentlich von Wuppertals erster Bürgerin empfangen werden sollten.
Doch während sich der Meilenstein angesichts des Wartens zunächst als äußerst sperrig entpuppte, war er rund 80 Minuten nach dem für 15 Uhr geplanten Treffen plötzlich gar nicht mehr da: Miriam Scherff hatte nämlich bei der vor dem Sitzungszimmer wartenden Catharina Jeßing aus ihrem Organisationsstab auf dem Handy angerufen, und die eilte in den Saal, wo Wilfried Michaelis, Präsident des Carneval Comitee Wuppertal, über den Handy-Lautsprecher erfuhr, dass Miriam Scherff nach einem Auswärtstermin in zwei unfallbedingte Staus geraten war und deshalb den Termin im Rathaus nicht wahrnehmen konnte.
Michaelis, seine karnevalistischen Freunde und das Jugendprinzenpaar (erwachsene Tollitäten war vor Beginn der Session nicht gefunden worden) zeigten sich sehr betroffen, aber verständnisvoll, und man einige sich, dass man am 11.11., dem Tag der „Hoppeditzerweckung“ um 15 Uhr auf dem Rathausvorplatz, den Besuch vorher oder nachher nachholen wolle. „Einzelheiten klären wir noch“, versprach der ehemalige SPD-Ratsherr seiner Parteifreundin Miriam Scherff, der deutlich anzumerken war, dass ihr das Ganze äußerst peinlich war.
„Interessant wäre gewesen, zu sehen, welche Verbindung die neue Oberbürgermeisterin zum Karneval hat“, hatten die Jecken im Sitzungszimmer gerätselt, zumal die Cronenbergerin bei närrischen Terminen bisher noch nicht in Erscheinung getreten war. “Aber das war Uwe Schneidewind auch nicht, bevor er zum OB gewählt wurde. Und dann ist er vom Karnevals-Bazillus infiziert worden und ist jetzt Mitglied der Prinzengarde,“ war Wilfried Michaelis da guter Hoffnung.
Nun, am vergangenen Freitag konnte da die Probe aufs Exempel nicht gemacht werden. Stattdessen knabberte man an den Stehtischen im Sitzungszimmer an dem bereitgestellten Gebäck und erlabte sich an alkoholfreien Erfrischungen, die die sympathischen Damen aus der Stadtverwaltung den Gästen servierten, wobei alkoholhaltige Getränke möglicherweise bei den Wartenden zu Stimmungsumschwüngen geführt hätten.
Gut 120 Auftritte
warten auf das Paar
Celine und Logan, sind schon vom CCW-Vorstand auf rund 120 Auftritte vorbereitet worden. „Wir werden etwas machen, was es vorher noch nicht gegeben hat“, machte Celine die Jecken im Tal neugierig und versprach eine Überraschung. „Die Auftritte beschränken sich für die beiden nicht allein auf Wuppertal. Sie werden den Wuppertaler Karneval auch im Umland wie in Velbert, Remscheid, Leichlingen und auch in Essen vertreten“, kündigte Michaelis an.
In ihrem Umfeld ist die Nachricht von Prinzessinnen- und Prinzenwürden recht gelassen aufgenommen worden, berichteten Celine und Logan. „Aber, wir mussten die Lehrer an unseren Schulen natürlich von unserer Prinzenrolle unterrichten“, so das prinzliche Paar, das sich nicht nur mit ihren Paginnen Nareen und Adina unterhielt, sondern allgemein gefragte Gesprächspartner waren. Und vor allem Celine versichert glaubwürdig, dass mit der Funktion als Prinzessin für sie ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist. Mit Nachnamen heißt sie übrigens „Lustig“ wie ihre Mutter, die CCW-Geschäftsführerin Christina. Celine ist fast zeitlebens Mitglied der tanzenden Show-Garde und war im letzten Jahr Pagin der damaligen Jugendprinzessin Vivien. Sie weiß also, was auf sie zukommt. Aber auch Logan (16), Mitglied der KaGe Blaue Elberfelder kann auf närrische Erfahrung blicken, er war nämlich Adjutant des Jugendprinzen Mike und ist Bruder des einstigen Jugendprinzen Simon und Sohn der KaGe Blaue-Elberfelder- Präsidentin Rebecca. Karneval ist in Wuppertal Familiensache, und man versucht das diesjährige Motto „Wuppertal kann Karneval“ mit Leben zu erfüllen.
Auch wenn es in dieser Session wieder nicht für einen Rosensonntagzug gereicht hat, so kann die Stadt Wuppertal mit ihrer für den 15. Februar geplanten stimmungsvollen “Open-Air-Party“ auf dem Rathaus-Vorplatz doch wieder auf ein Alleinstellungsmerkmal in der Karnevals-Szene hinweisen.
Aber, bis dahin hat die junge Oberbürgermeisterin noch ausreichend Zeit, ihr Herz für den hiesigen Karneval zu entdecken. Stürmischen Besuch erhält sie spätestens am 12. Februar, an Weiberfastnacht, wenn sich die Jeckenscharen zum Sturm auf das Rathaus versammeln und es im 1. Sitzungszimmer noch ein wenig bunter zugehen wird als am vergangenen Freitag beim ausgefallenen Prinzentreffen.