Mit seiner unverwechselbar ruhigen Stimme und dem typisch stoischen Humor betritt Rüdiger Hoffmann am Donnerstagabend die Bühne. Vor ihm: rund 200 gespannte Besucher, die sich auf einen Abend mit einem der bekanntesten deutschen Comedians freuen. „Mal ehrlich…“ heißt sein neues Programm und ehrlich war es tatsächlich. Hoffmann nahm kein Blatt vor den Mund, wenn er über das Leben, den Alltag und die Marotten der modernen Gesellschaft sprach. Schon die ersten Minuten zeigten: Der gebürtige Paderborner bleibt sich treu. Seine Pausen, sein Tonfall, sein scheinbar schüchternes Lächeln, alles ist typisch Rüdiger Hoffmann. Doch inhaltlich hat er sich weiterentwickelt. Diesmal ging es weniger um ihn selbst, sondern um die junge Generation, die „Work-Life-Balance“ predigt und dabei oft das Gleichgewicht verliert.
Mit einem liebevollen Augenzwinkern zieht er Parallelen zwischen den Lebenswelten der Generationen, erzählt von Pärchenurlauben, Beziehungsdramen und Erziehungsfragen. Ein wiederkehrendes Thema des Abends ist sein Sohn Benni, über dessen angeblich „nicht vorhandenes musikalisches Talent“ er mit herrlicher Selbstironie erzählt. Immer wieder greift er dabei selbst in die Tasten seines kleinen E-Pianos auf der Bühne und spielt kleine, skurrile Zwischentöne. Mal begleitet er seine Pointen musikalisch, mal unterbricht er mit einem Mini-Konzert. Irgendwo zwischen Comedy, Chanson und Kinderzimmer-Melodie. Während einige Gäste bei seinen Klassikern fast nostalgisch auflachen, warten andere auf neue Impulse. Andere schätzen gerade das Vertraute.
Auch der neue Bürgermeister Philipp Sieben war persönlich vor Ort und zeigte sich begeistert: „Rüdiger Hoffmann ist einer der wenigen, die Humor und Menschlichkeit so wunderbar verbinden können. Ich bin Fan, seit ich denken kann.“ Hoffmann selbst wirkte an diesem Abend entspannt. Seine Mimik blieb minimalistisch, seine Gesten sparsam, aber jedes Wort saß. Das Programm ist leiser als vieles, was derzeit die Comedybühnen dominiert und genau das ist seine Stärke. Er spiegelt die Gesellschaft, ohne zu belehren. Wenn er über Influencer redet, die mehr Filter als Freunde haben, oder Paare, die sich im Urlaub „gegenseitig optimieren“, trifft er einen Nerv. Doch zwischen den Pointen blitzte auch Melancholie auf. „Manchmal“, sagt Hoffmann leise, „fehlt mir das echte Gespräch ohne Emojis.“ Nach gut anderthalb Stunden verabschiedete sich Hoffmann mit einem herzlichen Dank ans Publikum, doch die Jüchener ließen ihn nicht gehen. Zugabe-Rufe hallten durch den Saal und natürlich kam er zurück. Er setzt sich erneut ans Klavier, improvisiert ein paar Töne und erzählt eine letzte Anekdote. Nach der Show fiel das Urteil des Publikums sehr gemischt aus. „Er war gut, aber nicht überragend“, so Besucherin Anja Staude , die sich Hoffmann bereits mehrfach in den vergangenen Jahren angesehen hatte. „Seine Witze waren nett, aber nicht mehr so bissig wie früher.“ Andere loben seine Bodenständigkeit und den subtilen Witz. „Ich finde, er hat sich neu erfunden. Ruhiger, aber reifer“, verrät uns ein älterer Herr beim rausgehen. So oder so: Rüdiger Hoffmann hat in Jüchen gezeigt, dass er noch immer Publikum zieht und Menschen berührt, selbst wenn sie nicht vor Lachen auf dem Boden liegen. Sein Humor ist gereift, sein Stil geblieben. Vielleicht sind seine großen Hallenauftritte vorbei, aber sein Gespür für das Menschliche bleibt ungebrochen.