Berlin – Strom weg und dann auch noch das: Als bei Gitta Bernhardt-Dobrin (64) aus dem Bezirk Friedrichshain an einem Sonntag plötzlich das Licht nicht mehr ging, ahnte sie nicht, dass der Tag noch teurer werden würde. Durch einen Notdienst.
Im August fiel in ihrem Badezimmer die gesamte Elektrik aus. Notgedrungen suchte die Rentnerin im Internet nach Hilfe und stieß auf notruf.24. Ein Elektriker kam schnell zur Stelle und fand den Übeltäter: einen Kabelbrand im Stromkasten. Doch die Lösung war alles andere als zufriedenstellend.
So setzte sich der Schock-Preis zusammen
„Er hatte kein Ersatzkabel dabei, also band er einfach Isolierband darum“, berichtet Bernhardt-Dobrin. Doch der Schock kam erst mit der Rechnung. „Er berechnete eine Anfahrtspauschale von 51 Euro und eine Arbeitszeit von 198 Euro pro Stunde. Und weil es Sonntag war, gleich doppelt!“
Der Stromausfall im Badezimmer wurde durch ein verschmortes Kabel im Stromkasten verursacht – der Notdienst hat es nicht besser gemacht, nur teurer
Foto: privat
Insgesamt musste sie 447 Euro mit ihrer Kreditkarte zahlen – und das Licht blieb aus. Eine Rechnung versprach der Handwerker per E-Mail zu schicken. Sie bekam jedoch lediglich einen Einkaufsbeleg – ohne jegliche Auflistung der erbrachten Leistungen.
Am nächsten Morgen informierte Bernhardt-Dobrin ihre Hausverwaltung über den Vorfall. Diese reagierte schnell und schickte ihren eigenen Elektriker, der das angeschmorte Kabel durch ein neues ersetzte. Die Hausverwaltung zeigte sich kulant: „Die Hausverwaltung würde die 447 Euro für den Notdienst übernehmen, aber dafür benötigen sie eine korrekte Rechnung“, erklärt Bernhardt-Dobrin.
Das sagt der Notdienst zur teuren Rechnung
Doch trotz mehrerer Telefonate und E-Mails mit notdienst.24 wartet sie bislang vergeblich auf das wichtige Dokument. BILD fragt telefonisch nach: Angeblich wurde ihr von dem Berliner Elektriker zwei Mal per Post die Rechnung zugeschickt. Jetzt würde die Rechnung erneut per Mail versendet werden.
Auf der Rechnung (r.) steht weder die Adresse der Kundin, noch die erbrachte Handwerkerleistung, aus der sich der Betrag zusammensetzt
Foto: Fabian Matzerath/BILD
Verbraucherzentrale warnt vor Abzocke
Josephine Frindte von der Verbraucherzentrale Berlin erklärt: „Das hört sich nach einer typischen Abzocke an. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alles, was eine 24 im Namen trägt, in der Regel ein Callcenter ist, das irgendjemanden vorbeischickt. Grundsätzlich muss ein Handwerker eine ordentliche Rechnung ausstellen, auf der natürlich auch seine Adresse vermerkt ist. Solange Frau Bernhardt-Dobrin keine Adresse hat, wird ihre Rechtsverfolgung scheitern.“
Prinzipiell sollte vor dem Einsatz ein Stundenlohn vereinbart werden. Diesbezüglich gibt es keinen gesetzlichen Regelsatz. Ein Maßstab ist die ortsübliche Vergütung in der Umgebung. Die Elektriker-Innung will dazu leider keine Angaben machen. Auf dem Vergleichsportal „Check 24“ werden Firmen mit einem Stundensatz von 60 bis 300 Euro aufgelistet. Die Verbraucherzentrale rät: „Wenn die Leserin keine Rechnung zugeschickt bekommt, kann sie nur Strafanzeige stellen.“