Das war knapp. Sehr knapp sogar. Der bisherige Parteichef Mahmut Özdemir erhielt am Samstag in der Rheinhausenhalle bei den Vorstandswahlen der Duisburger SPD 105 von 201 Stimmen. Bei einer ungültigen Stimme entspricht das einer Zustimmungsquote von 52,5 Prozent.
Eine Stimme war ungültig, drei Delegierte enthielten sich. Auf seinen Herausforderer und bisherigen Stellvertreter Jannik Neuhaus entfielen 93 Stimmen (46 Prozent).
Bis die Versammlungsleitung das Ergebnis verkünden konnte, verging allerdings eine Menge Zeit. Beim ersten Anlauf wurden 203 Stimmen abgegeben, das waren allerdings zwei Stimmen zu viel. Registriert und damit stimmberechtigt waren allerdings nur 201 Parteimitglieder.
Auch der zweite Versuch scheiterte, immer noch war eine Stimme über dem Soll abgegeben worden. Erst beim dritten Mal, nachdem alle Delegierten sich neu registrieren mussten, kam ein gültiges Ergebnis zustande.
Kein guter Start also in den Wahl-Parteitag. Schon bei der Wahlkreiskonferenz im Vorfeld der Bundestagswahl kam es zu Ungereimtheiten, die seinerzeit eine Neuansetzung der Vertreterversammlung nötig machte.
Vor der Abstimmung zum neuen Parteivorsitzenden stellten sich beide Kandidaten mit einer jeweils kurzen Bewerbungsrede vor. Amtsinhaber Özdemir, der bei der letzten Bundestagswahl den Wahlkreis im Duisburger Norden (Duisburg II) mit 33,3 Prozent der Stimmen gewonnen hat, stellte besonders den Erfolg der Duisburger SPD bei der Kommunalwahl heraus („Wir waren in Duisburg gegen den Trend erfolgreich“).
Auf die seit Längerem schwelenden innerparteilichen Konflikte ging er nicht explizit ein, merkte aber an, dass es nötig sei, „dass wir bei allem Streit um die Sache uns noch die Hand geben können“.
Herausforderer Jannik Neuhaus machte deutlich, dass „die Partei eine gute Führung braucht“. Er stellte mit Blick auf die derzeitige Situation der Duisburger SPD klar: „Unsere Gegner sind nicht die Genossen vom Nachbarortsverein, die internen Streitigkeiten haben uns nur ausgebremst.“ Neuhaus ergänzte: „Die internen Gräben dürfen nicht größer sein als die zum politischen Gegner.“
Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link ging ebenfalls auf die derzeit mangelnde Geschlossenheit der Duisburger SPD ein und blickte dabei auf die letzte Kommunalwahl zurück: „Stellt euch vor, was wir erreicht hätten, wenn wir all unsere Energie nach draußen gerichtet hätten.“ Er forderte: „Es muss wieder Spaß machen, in der SPD aktiv zu sein.“
Nach dem Beifall im Anschluss an die Bewerbungsreden der beiden Kandidaten um den Parteivorsitz zu urteilen, schien Herausforderer Neuhaus bei den Delegierten die Nase vorn zu haben.
Das täuschte aber. Am Ende gewann Amtsinhaber Özdemir knapp mit 13 Stimmen Vorsprung. Der Unterlegende gab an, für die Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden nicht zur Verfügung zu stehen, arbeitet aber als Beisitzer im Vorstand weiter. Dem 27-jährigen Ratsherrn und ehemaligen Juso-Vorsitzenden war die Enttäuschung über die knappe Niederlage schon anzumerken: „Auf das Stimmenergebnis bin ich schon stolz, aber natürlich bin ich angetreten, um zu gewinnen.“
Wie man die nach wie vor vorhanden Konflikte in der Duisburger SPD glätten kann? „Das ist jetzt die Aufgabe des neuen Vorstands, aber auch von uns allen“, meinte Neuhaus.
Irma Lababidi, die auch im neuen Vorstand als Beisitzerin mitwirkt, äußerte die Sorgen, die viele Parteimitglieder umtreibt: „Uns trennen große Gräben, ich möchte das nicht. Ich möchte mich im Vorstand dafür einsetzen, dass wir das überwinden!“