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Befristete Arbeitnehmer drängen auf Weiterbeschäftigung in Baunataler Werk. Die Verträge laufen Ende Dezember aus.

Kassel/Baunatal – Der Kampf um Arbeitsplätze im VW-Werk Kassel in Baunatal hält an. Aktuell geht es um die Zukunft von fast 400 befristet Beschäftigten, die zum Jahresende gehen sollen. Offenbar will ein Großteil der Frauen und Männer, die oftmals schon seit sechs Jahren am Standort tätig sind, gegen die Entscheidung der Nicht-Verlängerung ihrer Verträge klagen. Das bestätigt Dennis Schindehütte von der IG Metall Nordhessen.

„Können natürlich nicht versprechen, dass das erfolgreich ausgeht“

Gewerkschaft und Betriebsrat fordern vom VW-Vorstand die Weiterbeschäftigung der genau 380 Mitarbeiter. Geprüft werden parallel dazu juristische Schritte. „Wir haben jetzt im VW-Werk darüber informiert“, sagt Schindehütte. „Fast 400 haben teilgenommen. 290 Kolleginnen und Kollegen haben sich bereits dazu entschieden, den Klageweg zu gehen.“

VW-Werk Kassel in Baunatal Volkswagen Fassade Nordrandbau Schriftzug Logo Foto: Sven KühlingVW-Werk kommt nicht zur Ruhe: Ehemalige Leiharbeiter und befristet Beschäftigte ärgern sich darüber, dass sie keine Anschlussverträge bekommen haben. © Sven Kühling

Die IG Metall gewährt den Betroffenen zumindest Rechtsschutz. Man freue sich über den Zuspruch, betont Schindehütte. „Aber wir können natürlich nicht versprechen, dass das erfolgreich ausgeht.“

Das Management hier im Werk hatte auf Anfrage der HNA erklärt, dass die Nicht-Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter bereits vor einem Jahr im Zuge der Tarifverhandlungen beschlossen worden sei. „Im Zusammenhang mit der Tarifrunde und einem umfangreichen Verhandlungspaket sowie zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Standorte hatten sich die Betriebs- und Tarif-Parteien Ende 2024 zur Vermeidung von Standortschließungen und betriebsbedingten Entlassungen auf Standortsicherungsvereinbarungen mit sozialverträglichem Personalabbau geeinigt“, sagte ein Sprecher.

IG Metall: „Das ist absoluter Quatsch“

Darauf reagiert die IG Metall nun mit Unverständnis: „Das ist absoluter Quatsch“, so Schindehütte. Eine solche Behauptung trage lediglich zur Spaltung der Belegschaft bei. Eine derartige Vereinbarung im Zuge des Tarifergebnisses habe es nicht gegeben.

Ein zweites Personalthema ploppt in diesen Tagen erneut auf. Im Sommer waren rund 700 Verträge von Leiharbeitern ausgelaufen. Auch hier gab es keine Anschlussverträge. Seither tauchen immer wieder Stellenanzeigen von Personaldienstleistern im Internet auf, in denen wieder neue Leute gesucht werden. „Ich bin sprachlos“, sagt dazu ein ehemaliger Leiharbeiter. Der Mann, der im Sommer quasi nach 36 Monaten Zeitarbeit keinen Anschlussvertrag bekam und somit auf der Straße landete, ärgert sich über Stellenanzeigen eines Dienstleisters für die Suche nach Arbeitskräften „auf dem VW-Werk“ in Baunatal – beispielsweise als Produktionshelfer oder Gabelstaplerfahrer.

Schon kurz nach dem Ende seines Arbeitsverhältnisses hatte er ein Stellengesuch seines früheren Arbeitgebers, der VW-eigenen Zeitarbeitsfirma Autovision, im Internet entdeckt. Nach unseren Recherchen bei VW um diesen Umstand wurde die Stellenanzeige Mitte Oktober kurzfristig gelöscht. Doch jetzt hat die Nexus Personalmanagement GmbH mit Sitz in Duisburg und Zweigstelle in Kassel Anzeigen im Internet veröffentlicht. Da heißt es unter „Hessen-Baunatal“ beispielsweise: „Staplerfahrer (m/w/d) mit Einsatz auf VW-Werk gesucht!“ Auch Produktionshelfer für die Autoindustrie in Baunatal sucht Nexus in einer anderen Anzeige.

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„Wir suchen nicht für das Unternehmen VW“, stellt Nexus-Regionalleiterin Tanja Döring-Koch klar. „Wir suchen für andere Unternehmen, die auch auf dem Gelände des VW-Werkes tätig sind. Wir selber haben keine Verträge mit VW.“ Die Regionalleiterin der Zeitarbeitsfirma räumt ein, dass die Anzeigen etwas unglücklich formuliert seien. „Aber wir haben schon immer so annonciert – schon seit 10 bis 20 Jahren.“ Ein Sprecher des Werkmanagements stellt ebenfalls klar: „Es sind seitens Volkswagen Kassel keine Personalbeschaffungsmaßnahmen über diesen oder andere externe Personaldienstleister beauftragt.“ Auch Betriebsratschef Büchling hat keine Kenntnis von dieser Art der Jobsuche. „Ich weiß nicht, wo das herkommt.“

Ferner wundert sich der ehemalige Leiharbeiter aus Kassel, dass der Konzern zur Abdeckung der bisher von den Leiharbeitern erledigten Aufgaben Beschäftigte aus anderen Standorten zusammenhole – „etwa aus Tschechien, Ungarn und von Audi in Ingolstadt“. Ein Sprecher räumt ein: „So unterstützen aktuell Beschäftigte aus anderen Standorten die Kasseler Fertigung für einen befristeten Zeitraum.“ (Sven Kühling)