Die Ereignisse werden heute zum Anlass genommen, ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Antisemitismus zu setzen.

Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde, konnte neben vielen Bürgerinnen und Bürgern die Superintendentin Ilka Federschmidt als Repräsentantin der evangelischen Kirchengemeinde, Wuppertals neue Oberbürgermeisterin Miriam Scherff und Remscheids OB Sven Wolf begrüßen, der als Repräsentant des bergischen Städtedreiecks die Gedenkrede hielt. Unter den Gästen war auch der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh.

Goldberg, der seit 32 Jahren am 9. November zur Gedenkgemeinde spricht, erinnerte nicht nur an die Pogromnacht vor 87 Jahren, sondern mit dem 7. Oktober 2023 auch an den Tag, als die Terrororganisation Hamas den brutalsten Angriff auf jüdisches Leben seit der Schoa verübte. Der Vorsitzende gedachte auch der weithin unbekannten Beispiele für grassierenden Judenhass, beispielsweise an Sportlerinnen und Sportler der jüdisch geprägten Sportvereine von Makkabi, an die erforderlichen Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen und Schulen. „Juden fühlen sich in Deutschland nicht mehr sicher“, so Leonid Goldberg.

Sven Wolf sah in der Pogromnacht einen Moment der Schande, ein staatlich gelenktes Verbrechen und auch für die, die keine Schuld auf sich geladen haben, eine Verpflichtung, Hass nicht in die Herzen dringen zu lassen. Der Remscheider OB nannte ein Beispiel aus den 1930er und 1940er Jahren aus seiner Stadt, als ein Schüler namens Werner Strauß von seinem Schulleiter beiseite genommen wurde und der ihm erklärte, dass er nicht mehr am Unterricht teilnehmen dürfe. „Es ist den Lehrkräften nicht mehr zuzumuten, jüdische Schülerinnen und Schüler zu unterrichten“, wurde dem Jungen bedeutet. Und dass es für arische deutsche Kinder unerträglich sei, mit jungen Juden in einem Klassenzimmer zu sitzen.

„Die hässliche Fratze des Hasses wurde dann in der Nacht des neunten auf den zehnten November deutlich sichtbar.“ Auch in Wuppertal, wo die Synagogen in Elberfeld und Barmen brannten, jüdische Häuser und Wohnungen demoliert und Geschäfte zerstört und geplündert wurden, was der Pogromnacht auch den verharmlosenden Begriff „Reichskristallnacht“ verschafft hatte. „Nicht alle waren an den Verbrechen beteiligt, aber es gab viele, die einfach weggeschaut und sich durch Unterlassen schuldig gemacht haben“, erklärte Sven Wolf.

Rabbiner Chaim Kornblum trug zum Abschluss der Wortbeiträge ein jüdisches Totengebet vor, in dem die Konzentrations- und Vernichtungslager namentlich genannt wurden. „Ein solches Verbrechen darf nie mehr geschehen, und daran möchte die evangelische Kirche immer erinnern“, so Ilka Federschmidt im Vorfeld.

Den Abschluss der Gedenkfeier bildeten die Kranzniederlegungen durch Leonid Goldberg und Gemeindemitglied Vera Voloh, Miriam Scherff und Helge Lindh, Ilka Federschmidt und Sven Wolf. Der Gedenkstunde folgten in Wuppertal weitere Veranstaltungen zur Erinnerung an die Pogromnacht und Schrecken des Nationalsozialismus.