Das bittere Pokal-Aus am Mittwochabend gegen Titelverteidiger THW Kiel (Endstand 36:41) haben die „Gallier“ abgehakt und legen den Fokus nun auf das Aufstiegsrennen. Mit dem Traditionsverein von der Margarethenhöhe reiste am Sonntag eine Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel an, die sich vor der Länderspielpause mit dem verdienten 29:26-Heimerfolg über den Dessau-Roßlauer HV etwas Luft verschafft hat. Und personell noch einmal nachlegte: mit dem abwehraffinen Routinier Alexander Becker (zuletzt Eintracht Hagen).
Essen dominiert Anfangsphase
Entsprechend selbstbewusst gingen die Westdeutschen dann auch in das Duell mit den heimstarken Schwaben. „In der vergangenen Runde haben wir drei Punkte gegen Balingen geholt, das macht uns Mut“, betonte TUSEM-Trainer Daniel Haase. Er fügte hinzu: „Wir wollen den Rückenwind aus den letzten zwei Wochen mitnehmen.“ Das gelang dem früheren Europapokalsieger jedoch nur in der ersten Spielsequenz. Die Truppe aus dem Ruhrgebiet erzielte die ersten drei Treffer und stand, mit Becker im Mittelblock, auch in der Defensive sehr stabil. In Unterzahl erzielte Csaba Leimeter den ersten HBW-Treffer (1:3). Da waren schon über fünf Minuten absolviert.
Nach einem cleveren Steal von Georg Pöhle egalisierte der Kreisstadt-Klub, korrigierte einen schwachen Start (3:3/6.). Die „Gallier“ zogen das Momentum mehr und mehr auf ihre Seite. Sascha Pfattheicher sorgte vor 2053 Zuschauern für die erste Balinger Führung: beim 4:3 (7. Minute). Bitter für die Balinger, dass Abwehrchef Pöhle früh seine zweite Zeitstrafe kassierte (9.). Die numerische Überlegenheit nutzte Essen zum Ausgleich (6:6/11.). Der HBW konterte kühl, konservierte vorerst den knappen Vorteil (8:7/13.). Haase war nicht zufrieden, justierte nach. Ohne Erfolg. Till Wente und Kapitän Tobias Heinzelmann stellten auf plus Drei für die Gastgeber (10:7/16.). Der Schwaben-Express nahm jetzt richtig Fahrt auf.
Nach einem schwachen Start sind wir ins Rollen gekommen und waren dann nicht mehr aufzuhalten.
Tobias Hotz
Gefühlt hatte das Team von Matthias Flohr fest den Daumen drauf, brachte das bessere System auf die Platte. Die Abwehr lieferte – und vorne lief der Ball gut, schnell und präzise. Tim Grüner und Pfattheicher bauten den Vorsprung aus, stellten auf 13:8 (20.). Essen fand nicht mehr statt, fiel schnell und deutlich zurück. Trotzdem sah der Balinger Kommandogeber Gesprächsbedarf. „Wir spielen so weiter, wie wir besprochen haben“, ordnete HBW-Chefcoach Matthias Flohr an. Das funktionierte. Mit einem 3:0-Lauf bauten die Balinger den Vorsprung weiter aus (18:10/27.). Zur Pause hieß es 20:11.
Nur wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff machte es Mex Raguse schon zweistellig, packte den 22. Balinger Treffer drauf. Es kam einfach zu wenig von den Westdeutschen, welche immer wieder an Mateusz Kornecki (Fangquote: 38 Prozent) scheiterten. Auf der Torhüterposition generierte der Kreisstadt-Klub klare Vorteile. Im Angriff hielten die Balinger das Tempo hoch. Haase drückte auf die Bremse und den Buzzer. „Mehr Körpersprache“ forderte der TUSEM-Kommandogeber. Aber es waren zu viele leichte Fehler und schlechte Entscheidungen des Altmeisters, der mit einer 15-Tore-Hypothek (30:15/39.) in die letzten 20 Minuten ging.
Hagen verteidigt Rang eins
Essen holte sich in der Mey Generalbau-Arena eine echte Rutsche ab, brachte das Balinger nie verteidigt. Trotz der Pokal-Belastung und dünner Bank performten die Schwaben auf Top-Niveau. Satte 35 Treffer erzielten die Kreisstädter bis zur 47. Minute, siegten am Ende auch in der Höhe verdient mit 43:26 und festigten Platz zwei.
Hinter Spitzenreiter Hagen (40:39 gegen Großwallstadt/17:3 Punkte) reihen sich die Eyachstädter (16:4) vor dem punktgleichen Absteiger aus Bietigheim (31:30 gegen Dormagen) ein. „Der Matchplan hat funktioniert“, sagte Tobias Hotz am Dyn-Mikrofon. Der Co-Trainer der „Gallier“ fügte zufrieden hinzu: „Wir haben es nach anfänglichen Problemen konsequent und gut gemacht. Nach einem schwachen Start sind wir ins Rollen gekommen und waren dann nicht mehr aufzuhalten.“