Stand: 24.04.2025 06:44 Uhr

Die USA einigen sich offenbar mit Russland – und setzen damit die Ukraine unter Zugzwang. Doch dass Kiew dem „Deal“ zwischen Trump und Putin zustimmt, ist unwahrscheinlich.

In den Verhandlungen über die Beendigung des Krieges gegen die Ukraine sieht US-Präsident Donald Trump eine Einigung mit Russland erreicht: „Ich glaube, wir haben einen Deal mit Russland“, sagte Trump in Washington. Nun müsse er noch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj überzeugen, was „schwieriger“ sei.

Kurz zuvor hatte der US-Präsident Selenskyj vorgeworfen, den Krieg mit aufhetzenden Äußerungen zu verlängern. Der ukrainische Präsident dagegen wies die Linie von Trump erneut zurück, sein Land könne für einen Frieden auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verzichten.

„Die Ukraine wird immer im Einklang mit ihrer Verfassung handeln, und wir sind absolut sicher, dass unsere Partner – insbesondere die USA – sich an ihre starken Entscheidungen halten werden“, sagte Selenskyj in einer bei Telegram und auf der Plattform X veröffentlichten Mitteilung. Dazu heftete er die Krim-Erklärung der USA von 2018 an, in der Russland zum Rückzug von der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Krim aufgefordert wird.

Trump macht Selenskyj Vorwürfe

Der US-Präsident hatte Selenskyj vorgeworfen, mit seiner Weigerung den Krieg zu verlängern. „Wenn er die Krim haben will, warum haben sie dann nicht schon vor elf Jahren um sie gekämpft, als sie ohne einen Schuss an Russland übergeben wurde?“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. Es seien solche aufhetzende Äußerungen, die es schwierig machten, diesen Krieg beizulegen. „Diese Aussage ist sehr schädlich für die Friedensverhandlungen mit Russland“, schrieb der US-Präsident.

Später sagte Trump, er habe gedacht, es sei einfacher, mit Selenskyj zu verhandeln. „Bis jetzt war es schwieriger, aber das ist okay.“ Trump ließ offen, ob er den ukrainischen Präsidenten bei den Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus in Rom am Samstag sehen wird. 

Vergangene Woche hatte Trump noch mit dem Rückzug der USA aus den Ukraine-Verhandlungen gedroht, sollten Kiew oder Moskau die Gespräche „sehr schwierig“ machen. Am Sonntag äußerte er dann die Hoffnung auf ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine noch diese Woche, ohne allerdings weitere Angaben zu Fortschritten in den Verhandlungen zu machen.

USA erhöhen Druck auf Kiew

Trump drängt seit Monaten auf ein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs und fordert eine schnelle Waffenruhe. Im Wahlkampf hatte er zunächst behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden. Später nannte er sechs Monate als Zeitspanne.

Trump hatte nach einem Telefonat mit Putin am 12. Februar einen „unverzüglichen“ Beginn von Gesprächen vereinbart. Verhandlungen mit Vertretern Russlands und der Ukraine Ende März in Saudi-Arabien brachten aber keinen Durchbruch. Putin lehnte einen von den USA und der Ukraine vorgelegten Vorschlag für eine bedingungslose Waffenruhe ab. 

Zuletzt erhöhte Washington im Zuge seiner Bemühungen um eine Beendigung des Krieges den Druck auf Kiew, auf die Rückgabe einiger von Russland besetzter Gebiete zu verzichten. Die Weigerung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, die von Russland annektierte Halbinsel Krim abzutreten, sei „sehr schädlich für die Friedensverhandlungen“ mit Moskau, schrieb Trump zuletzt in seinem Onlinedienst Truth Social. US-Vizepräsident JD Vance brachte ein Einfrieren der aktuellen Grenzlinien im Ukraine-Krieg ins Gespräch.

Russland greift weiter Ziele im ganzen Land an

Unterdessen setze Russland seine Angriffe auf die Ukraine unvermindert fort. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurden bei einem nächtlichen russischen Raketenangriff mindestens zwei Menschen getötet. Mindestens 54 weitere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko im Onlinedienst Telegram mit. 38 von ihnen seien ins Krankenhaus gebracht worden, darunter sechs Kinder.

Am frühen Morgen hatten die Behörden bei Telegram eine Luftalarm-Warnung herausgegeben. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP hörten Explosionen in der ganzen Stadt. Auch Drohnen waren über Kiew zu hören. In einem Luftschutzkeller eines Wohnhauses versammelten sich mehr als ein Dutzend Bewohner, nachdem der Luftalarm ausgelöst worden war, wie ein AFP-Reporter beobachtete.

Moskau führt immer wieder Raketenangriffe auf die Ukraine und ihre Hauptstadt aus. Viele Angriffe richten sich auch gegen die Energieinfrastruktur des Landes. Die Ukraine greift ihrerseits regelmäßig Ziele in Russland an.

Beschuss auf den Osten der Ukraine

Auch den Osten der Ukraine nahmen die russischen Streitkräfte ukrainischen Behördenangaben zufolge unter Beschuss. Der Bürgermeister von Charkiw, Igor Terechow, erklärte, dass die zweitgrößte Stadt des Landes von sieben Raketen getroffen worden sei. Später fügte er hinzu, dass „ein massiver Drohnenangriff“ auf die Stadt im Gange sei. Die Bewohner forderte er auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Zuletzt waren aus mehreren ukrainischen Regionen Brände nach russischen Angriffen gemeldet worden. Betroffen waren nach offiziellen Angaben die Regionen Kiew, Charkiw, Poltawa, Odessa und Dnipropetrowsk. Der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak erklärte, Russland greife Kiew, Charkiw und andere Städte „in diesem Moment mit Raketen und Drohnen“ an. „Putin zeigt nur den Wunsch zu töten“, erklärte Jermak und forderte: „Die Angriffe auf Zivilisten müssen aufhören.“