
Stand: 10.11.2025 16:00 Uhr
1950 hat der NWDR sein Studio am Deutschen Haus in Flensburg eröffnet. Bis 1965 blieb es das einzige NDR Studio in Schleswig-Holstein. Damals war es ein reines Hörfunkstudio.
Das älteste NDR Studio in Schleswig-Holstein hat am Montag ein Jubiläum gefeiert. Seit 75 Jahren produzieren Journalisten im Stadtzentrum von Flensburg Hörfunkbeiträge. Heute beherbergt das architektonisch einzigartige Gebäude auch ein Fernsehstudio. Außerdem entstehen hier Online-Beiträge. NDR Intendant Hendrik Lünenborg betonte bei einem Empfang in der Dänischen Zentralbibliothek die aktuelle Regionaloffensive. So wurden Gelder zugunsten der Studios umgeschichtet.
Regionale Berichte – kritisch aber fair

Der NDR hatte zum Jubiläum Gäste in die dänische Zentralbibliothek geladen.
Die Landräte von Schleswig-Flensburg und Nordfriesland Buschmann und Lorenzen sowie Flensburgs Oberbürgermeister Geyer sagten, das Studio berichte sachlich und unaufgeregt, kritisch aber fair und nicht reißerisch. Der NDR werde dadurch zu einem Anker in bewegten Medienwelt.
Zeichen für die Grenzregion

Alles rund, alles neu: Wo sich der Musikpavillon befand, entstanden 1950 Eingang und Büros. Der „Kometenschweif“ rechts führt zu den Aufnahmeräumen.
Ein Großereignis war die Eröffnung des Studios am 12. November 1950. Ins Deutsche Haus kamen 1.400 Gäste. Der damalige Generaldirektor des frisch gestarteten Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) Adolf Grimme formulierte seine Erwartung, das Studio werde ein Zeichen für die Deutsche Kultur in der Grenzregion setzen und im übertragenen Sinn Brücken bauen. Das Gebäude war auf dem runden Fundament des Musikpavillons des Deutschen Hauses entstanden. Geschwungene Formen prägen Räume und Gänge. Seit 2007 steht das Haus unter Denkmalschutz.
Lange Wege in der Nachkriegszeit

Talks, Musik und alles live: In der Reihe „Bi uns in’t Dörp“ wie hier in Steinberg rollte der NWDR in den 1950er Jahren mit Übertragungswagen an.
In der Nachkriegszeit legten die Reporter lange Wege zurück. Sie mussten ganz Schleswig-Holstein bedienen. Ein fabrikneuer VW-Käfer stand dafür bereit. Hinzu kamen komplette Abendsendungen, die der NWDR live aus den Dörfern übertrug. Die neu aufkommende UKW-Technik wurde genutzt, um die regionale Sendung „Von Binnenland und Waterkant“ auszustrahlen. In die Anfangszeit fällt auch die Sturmflut 1962.
1965 kommt ein Studio in Kiel hinzu
In der Landeshauptstadt Kiel nahm der NDR erst 1965 ein Studio in Betrieb, das später zum Funkhaus mit Fernsehredaktion ausgebaut wurde. Doch Flensburg blieb im Programm: Berichtet wurde über den Bau der A7, die Prozesse in Schleswig zu den Protesten gegen den Bau des Kernkraftwerks in Brokdorf (Kreis Steinburg) und schließlich über die Schneekatastrophe 1978/79, bei der ein kleines Team die Stellung hielt.
Flensburg bleibt Studio für den Norden Schleswig-Holsteins

1981 Grundsteinlegung für das Wikingermuseum Haithabu: Annegret Ströh interviewt Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg (CDU).
Mit einem neuen Staatsvertrag startete 1981 das Programm NDR 1 Welle Nord speziell für Schleswig-Holstein. Kurz darauf entstanden weitere Studios in Heide (Kreis Dithmarschen), Lübeck und Norderstedt (Kreis Segeberg). Das Studio Flensburg konzentriert sich seitdem auf die Stadt, den Kreis Schleswig-Flensburg und den Kreis Nordfriesland.
Technologiesprung zur Jahrtausendwende

Der Fernseh-Schnittplatz mit Frank Goldenstein und Sören Sachau. Die alten Schallschutzelemente aus Holz verkleiden weiterhin den Raum.
Im Gebäude hielten immer wieder neue Generationen von Technik Einzug, die aber immer weniger Platz benötigten. Im Telex-Raum fanden schließlich Büros Platz. Computer lösten Schreibmaschinen und Tonbandmaschinen ab. Und seit 1998 werden Hörfunkbeiträge komplett digital gefertigt. Dadurch entstand Platz für einen Fernseh-Schnittplatz im großen, hinteren Raum. Von hier können auch Gesprächspartner in das Schleswig-Holstein-Magazin live zugeschaltet werden.
Von der Pallas bis zum Klinikneubau in Flensburg
Die Havarie des Frachters Pallas, Höhen und Tiefen von Motorola, der Werft und des Beate Uhse-Konzerns in Flensburg, damit verbunden das Ende der Flensburger Sparkasse, die Proteste gegen die CO2-Speicherung unter der Erde, Energiewende mit Husumer Windmesse, Tourismus und Bauprojekte auf den ehemaligen Bundeswehrstandorten Olpenitz, Eggebek, Schleswig, Leck sowie auf Sylt, die Krise des Landestheaters, ein Finnwal im Flensburger Hafen, der Sturm „Christian“, gestrandete Flüchtlinge am Flensburger Bahnhof – das und vieles mehr prägte die vergangenen drei Jahrzehnte.
Regionales auf NDR 1 Welle Nord und bei NDR-Online
Seit 1999 laufen zusätzlich regionalisierte Nachrichtensendungen auf NDR 1 Welle Nord, die derzeit von Montag bis Freitag um 9.30 Uhr und 16.30 Uhr im Landesnorden ausgestrahlt werden. Bauprojekte vom Schleswiger Kulturhaus bis zum Krankenhausneubau in Flensburg, der Zeugenaufruf nach einem Tankstellenraub oder Stadtfeste wie die Flensburg Rumregatta – alles, was insbesondere vor Ort interessiert, kann somit regelmäßiger oder ausführlicher behandelt werden. Nachzuhören und zu -lesen sind die Beiträge täglich hier im regionalen Online-Angebot von NDR Schleswig-Holstein.
Grenzenlose Berichterstattung
Nicht zuletzt behält das Studio die deutsche, dänische und friesische Minderheit auf der jeweiligen Seite der Grenze im Blick. Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), der inzwischen sogar im Bundestag vertreten ist, hat in Flensburg seine Zentrale. Hinzu kommt der Blick nach Dänemark. Ein Dauerbrenner bleiben die Kontrollen an den Übergängen. In Kooperation mit dem dänischen Fernsehsender TV Syd entsteht zudem mehrmals im Jahr das Magazin „Grænzenlos„. Damit baut das Studio auch heute noch Brücken in den Norden.
12. November 1950: Der NWDR eröffnet das Studio Flensburg. Auch heute berichten Reporter aus der Region Schleswig, dem dänischen Grenzland sowie der Nord-und Ostseeküste.

Am 23. Dezember 1950 hat die Ultrakurzwelle in SH die rauschende Mittelwelle als Hauptsendeart für Radio abgelöst.

Empfang im Blauen Saal im Deutschen Saal im Deutschen Haus.

Von Sylt und Föhr bis rüber zur Geltinger Birk, von Husum bis nach Schleswig und entlang der deutsch-dänischen Grenze: Hier ist das Studio-Team unterwegs.