Der Augsburger Bertolt-Brecht-Preis erinnert an einen der wichtigsten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Namhafte Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben ihn schon bekommen. Diesmal geht er an die Schriftstellerin, Theaterregisseurin und Schauspielerin Emine Sevgi Özdamar. Sie setze mit ihrer Haltung, ihrem Denken und ihrem künstlerischen Schaffen Maßstäbe, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) am Montag laut Mitteilung der Stadt. Der mit 15.000 Euro dotierte Literaturpreis soll am 10. Februar 2026 verliehen werden.

Werk im Geiste Brechts

Der städtische Kulturreferent Jürgen K. Enninger sagte, Özdamar schlage mit poetischer Kraft und politischer Klarheit Brücken zwischen den Kulturen: „Ihr Werk steht ganz im Geiste Bertolt Brechts: unbequem, wach, und voller Menschlichkeit. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche ist ihre Perspektive unverzichtbar“.

Laut Jury gehörten Özdamars Theaterstücke zu den ersten Werken postmigrantischer Literatur im deutschsprachigen Theaterkosmos. Sie sei stark von Brechts Theaterästhetik geprägt, etwa der Idee, das Publikum zum kritischen Denken anzuregen, statt es nur emotional zu berühren.

Özdamar kam in den 60er Jahren als Gastarbeiterin nach Deutschland

Emine Sevgi Özdamar wurde 1946 in der Türkei geboren, in den 60er Jahren kam sie als sogenannte Gastarbeiterin nach Berlin, lernte Deutsch und absolvierte anschließend eine Schauspielausbildung in der Türkei. Nach dem Militärputsch kehrte sie nach Deutschland zurück. Bekannt ist die vielfach prämierte Autorin unter anderem für ihre Romantrilogie „Das Leben ist eine Karawanserei“ (1992), „Die Brücke vom Goldenen Horn“ (1998) und „Seltsame Sterne starren zur Erde“ – (2003) sowie für „Ein von Schatten begrenzter Raum (2022)“. In den Büchern entfalte und verfremde sie ihren Lebensweg von der Türkei durch Deutschland Ost und West, auf der Suche nach etwas, das über die eigene Identität hinausweist.

Preis wird nur alle zwei Jahre vergeben

Der Bertolt-Brecht-Preis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der Stadt Augsburg. Er wird seit 1995 alle zwei Jahre an Persönlichkeiten vergeben, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzen – ganz im Sinne Brechts.

Zu den Preisträgern gehören etwa Franz Xaver Kroetz, Urs Widmer, Dea Loher, Albert Ostermaier, Sibylle Berg und Lutz Seiler. Der Preis erinnert an den aus Augsburg stammenden Dramatiker Bertolt Brecht (1898-1956). Vor zwei Jahren feierte die Stadt seinen 125. Geburtstag.