Die „Kinder von Albstadt“, die in der Technologiewerkstatt auf stilvollen Schwarz-Weiß-Porträts die Wände schmücken, stammen beispielsweise aus Tailfingen, Lautlingen oder Ebingen. Sie sind genauso alt wie der Zusammenschluss, der einst bei der Gemeindereform neun Städte und Gemeinden zu „Albstadt“ machte. Die erwachsenen Kinder, Jahrgang 1975 und damit 50 Jahre alt, lieben ihre Herzensorte auf der Zollernalb. Sie gehen spannenden Hobbys nach, die sie mit der Stadt und ihren unzähligen Vereinen verbinden.

Oder sie stehen Pate für erfolgreiche Familienunternehmen, traditionsreiche Handwerksfirmen und landwirtschaftliche Betriebe. Tal-Gang-Art hat ihnen allen ein fotografisches Denkmal gesetzt: beim Arbeiten hoch über den Dächern der Stadt. Beim Wandern oder Biken in der Natur. Mit dem Hund oder auf dem Sportplatz. Erfolgsgarant für dieses einzigartige Projekt: der geschulte, präzise Blick der Fotografin Gabriele Hepp. Die gebürtige Kölnerin lebt seit 25 Jahren auf der Schwäbischen Alb. Sie ist aufgrund ihrer unaufgeregten und sympathischen Art für besondere Aktionen bekannt.

Dreimal Nina Setzepfand-Clavijo: als Besucherin der Ausstellung, im Porträt von Gabriele Hepp und als Albstädter Kind.Bild vergrößern

Dreimal Nina Setzepfand-Clavijo: als Besucherin der Ausstellung, im Porträt von Gabriele Hepp und als Albstädter Kind. (Foto: Katja Weiger-Schick)

Keine Überraschung: Die langen, lichtdurchfluteten Flure und das Foyer der Technologiewerkstatt mochten die vielen Besucher bei der Vernissage am Freitag kaum fassen. Die ausgelassene Atmosphäre erinnerte an eine gemütliche Jahrgangsfeier oder ein fröhliches Klassentreffen. Denn nicht nur die porträtierten „Kinder“ waren da, sondern auch deren Partner, Eltern, Kinder, Freunde, Jahrgänger, dazu viele interessierte Kunstfreunde aus der gesamten Stadt. Menschen trafen sich mit großem „Hallo“, man nahm sich in die Arme, freute sich über das Wiedersehen. Schnell war klar: Manche Besucher hatten sich seit Jahrzehnten nicht mehr getroffen.

Zu jedem erwachsenen Albstädter „Kind“ präsentierte die Ausstellung neben einer prägnanten Biografie ein Jugendbild. Jungs mit ordentlichem Hemd, in Sonntagshosen und mit akkuratem Pony. Oder Mädchen in der Bluse und mit sorgfältig geflochtenen Zöpfen. „Zur Sicherheit“, merkte Stadtrat Lambert Maute mit leisem Lächeln an, „für den Wiedererkennungseffekt.“ Maute, der für den verhinderten Oberbürgermeister Roland Tralmer sprach, strahlte übers ganze Gesicht: „Sie haben mit diesem Stück Stadtgeschichte den richtigen Nerv getroffen.“

Im Namen des Vorstands begrüßte Anette Ganter die Gäste. Eindrücklich beschrieb sie die intensive Arbeit an dem von der Stadt geförderten Kulturprojekt. Die Tal-Gang-Art-Mitglieder hatten die Idee von Susanne Goebel weiterentwickelt und mit den porträtierten 40 „Kindern“ Interviews geführt. Spürbare Authentizität und emotionale Tiefe machten diese Ausstellung so besonders, schwärmte Anette Ganter. Die Besucher teilten diese Freude.

Der Verein, daran waren sich die Gäste einig, hat eindringlich und detailreich das gesellschaftliche Leben der Stadt greifbar gemacht. Er dokumentiert das Zusammenleben in ihren Teilorten und mit all seinen Facetten – die Vielfalt einer gesamten Generation. Gabriele Hepp, verantwortlich für die künstlerische Konzeption, habe weder Mühen noch Aufwand gescheut, berichtete indes Anette Ganter fasziniert.

Die Fotografin, derartig innig gelobt, dankte den erwachsenen Kindern für eines: ihr Vertrauen. Hepp, spezialisiert auf pointierte, sensible Porträts und bekannt für ihr feines Gespür, brachte es auf einen einfachen Nenner. „Ich brauche das Gefühl für die Menschen vor meiner Kamera“, berichtete sie. Ihr persönlicher Anspruch ist ihr in Tailfingen gelungen. Sie macht nicht nur die Gesichter der Albstädter Kinder von einst sichtbar, sondern auch deren Lebenslinien und Biografien.

Die Ausstellung in der Technologiewerkstatt ist noch bis Sonntag, 21. Dezember, zu sehen. Sie kann montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 14 Uhr besichtigt werden. Am Samstag, 13. Dezember, ist die Technologiewerkstatt von 14 bis 17 Uhr geöffnet.