Washington – Früher setzte Amerika ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn aus – Montagmittag (Ortszeit) saß er im Weißen Haus: Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa (43) wurde von Donald Trump (79) empfangen.

Es war der erste Besuch eines syrischen Staatschefs seit der Staatsgründung 1946. Das Treffen markiert eine erstaunliche Wandlung Al-Scharaas: Seine Rebellengruppe stand einst auf der US-Terrorliste, ihm selbst wurden Al-Qaida-Verbindungen vorgeworfen.

Trump wertete Syriens Staatschef auf

Nach dem Sturz von Baschar al-Assad (60) vor rund einem Jahr wurde Al-Scharaa im Januar zum Übergangspräsidenten ernannt. Trump hatte ihn bereits im Frühjahr während seiner Nahostreise empfangen und demonstrativ am diplomatischen Weltparkett aufgewertet.

Trump saß am Schreibtisch im Oval Office, sein Gast auf einem Stuhl neben US-Vize JD Vance

Trump saß am Schreibtisch im Oval Office, sein Gast auf einem Stuhl neben US-Vize JD Vance

Foto: Anadolu via Getty Images

Als zeremonieller Höhepunkt wurde seitens der Amerikaner Syriens Aufnahme in die von den USA geführte Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), derzeit 89 Staaten, anvisiert. Ob es dazu kam, blieb vorerst unklar.

Denn das Gespräch im Oval Office fand dieses Mal ohne Presse statt, untypisch für Trumps sonst medienwirksame Treffen. Al-Scharaa betrat das Weiße Haus über einen Seiteneingang, verließ es nach zwei Stunden wieder und wurde draußen von Anhängern bejubelt. Pressesprecherin Karoline Leavitt erklärte, der Besuch sei Teil der Bemühungen des Präsidenten, „weltweit Frieden zu schaffen“.

„Macht sehr gute Arbeit“

Trump lobte seinen Gast schon vor dem Gespräch: „Er macht sehr gute Arbeit. Er ist ein harter Kerl in einer taffen Region, aber wir verstehen uns großartig.“

Menschen jubeln Ahmed al-Scharaa vor dem Weißen Haus zu

Menschen jubeln Ahmed al-Scharaa vor dem Weißen Haus zu

Foto: AP

Al-Scharaa hatte vor einem Jahr eine Rebellenkoalition zum Sieg geführt und das Assad-Regime binnen Tagen gestürzt – das Ende einer 50-jährigen Familiendiktatur. Nun hofft Syriens Übergangspräsident, dass die US-Sanktionen wegen der Menschenrechtsverbrechen unter Assad fallen.

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Trump konnte aber bisher nur ein temporäres Aussetzen garantieren: Denn die komplette Aufhebung der Sanktionen nach dem „Caesar Act“ kann nur der Kongress beschließen.

Immerhin: Die Teil-Lockerung wurde am Montag um weitere sechs Monate verlängert. Das geht aus einem Dokument des US-Finanzministeriums hervor.

Basketballspiel mit Top-General

Al-Scharaa sucht derzeit auch Geld für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes. Laut Weltbank werden rund 216 Milliarden Dollar benötigt. Er warb bereits in reichen Golfstaaten, sprach vor der UN-Vollversammlung, besuchte Kreml-Herrscher Wladimir Putin (73) in Moskau und trat sogar beim UN-Klimagipfel in Brasilien auf.

Al-Scharaa beim Basketballspiel mit Pentagon-General Brad Cooper

Al-Scharaa beim Basketballspiel mit Pentagon-General Brad Cooper

Foto: @vvanwilgenburg/X

Wie sehr sich das Klima zwischen den USA und Syrien gewandelt hat, zeigten Bilder vom Wochenende: Der einstige Revolutionär spielte mit Pentagon-General Brad Cooper Basketball.