Sicherheitsexperte Nico Lange sieht Anhaltspunkte für ein Zerwürfnis zwischen Kremlchef Putin und Außenminister Lawrow. Kiews Bürgermeister Klitschko kritisiert einen neuen Korruptionsfall in der Ukraine. Alle Entwicklungen im Liveticker.
Die russischen Streitkräfte stehen kurz vor der Einnahme der wichtigen Stadt Pokrowsk. Sicherheitsexperte Nico Lange von der Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz äußert sich zu den Gerüchten rund um Russlands Außenminister Sergej Lawrow.
Alle Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine und die Sicherheitspolitik in Europa im Liveticker:
11:36 Uhr – „Lawrow scheint bestraft zu werden“
Nach Berichten über ein Zerwürfnis zwischen Kremlchef Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow geht Sicherheitsexperte Nico Lange davon aus, dass der Chefdiplomat einige Zeit keine prominente Rolle mehr einnehmen wird. „Lawrow scheint bestraft zu werden“, sagte der Politikberater im Gespräch mit WELT TV, „dafür, dass er mit zu harten Forderungen, mit diesem Schreiben an Präsident Trump, dafür gesorgt hat, dass es überhaupt kein Treffen mehr gab, dass jetzt die Verbindungen abgerissen sind und dass Trump ja auch mehr Druck auf Putin machen will.“ Das heiße aber nicht, dass Lawrow dauerhaft in Ungnade gefallen sei. Er werde wohl „eine Weile leiden“ müssen. Lawrow war zuletzt Ende Oktober öffentlich aufgetreten. Sein Fernbleiben hatte Gerüchte über ein Zerwürfnis befeuert, der Kreml hat die Berichte dementiert.
11:30 Uhr – Scharfe Kritik von Klitschko an neuem Korruptionsfall in der Ukraine
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, kritisiert in scharfen Worten die Korruption in seinem Land. In einem Interview mit WELT TV sagte Klitschko zu dem jüngsten Korruptionsverdacht beim staatlichen Betreiber der ukrainischen Atomkraftwerke Energoatom, in den auch Personen aus dem Umfeld von Präsident Wolodymyr Selenskyj verwickelt sein sollen: „Das ist ein Tiefschlag. Besonders in der heutigen Situation, da wir gegen die Russen kämpfen, die unser Land okkupieren wollen. Und gleichzeitig müssen wir noch gegen Korruption kämpfen.“ Das sei „ein großer Schaden“ für sein Land und schade der Glaubwürdigkeit der Ukraine in den Augen ihrer Partner. Er hoffe daher auf schnelle Aufklärung.
Der Kiewer Bürgermeister bezeichnete in dem Gespräch mit WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard eine Anti-Korruptions-Reform als „einer der wichtigsten Reformen“ seines Landes beim Wiederaufbau. Sehr viele Politiker machten den Fehler zu denken, dass es beim Wiederaufbau um Straßen, Häuser und Brücken gehe. An erster Stelle brauche sein Land aber Reformen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Selbstverwaltung.
10:12 Uhr – Ukraine: Haben russische Ölraffinerie im Hinterland angegriffen
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht die Ölraffinerie Saratow tief im russischen Hinterland angegriffen. Die Attacke habe dort Explosionen und ein großes Feuer ausgelöst, teilte der ukrainische Generalstab auf Telegram mit. Zudem seien ein Ölterminal auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim und ein Lagerhaus im besetzten Donezk getroffen worden. Vergangene Woche hatte die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge ein Petrochemie-Werk in Baschkortostan beschossen – die russische Republik liegt etwa 1500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt im Uralgebirge.
10:04 Uhr – Rumänien meldet Fund mutmaßlicher Drohnentrümmer
Nach russischen Angriffen auf ukrainische Donauhäfen sind in Rumänien mutmaßliche Drohnentrümmer entdeckt worden. Das teilte das Verteidigungsministerium des Nato-Mitgliedslandes mit. Demnach erfassten rumänische Radargeräte kurz nach Mitternacht Gruppen von Drohnen in der Nähe des rumänischen Luftraums. Das Ministerium gab daraufhin eine Warnung an die Bevölkerung in der südöstlichen Grenzregion heraus.
07:46 Uhr – Russland: Truppen rücken südlich von Kupjansk vor
Die russischen Streitkräfte sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau tief in die ukrainische Stadt Kupjansk vorgedrungen. Sie rückten Richtung Süden vor, um eine Reihe von Bahnhöfen im Stadtteil Kupjansk-Wuslowyj einzunehmen. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Die Stadt liegt im Osten der Region Charkiw.
07:22 Uhr – Ein Toter bei russischen Drohnenangriffen im Osten der Ukraine
Bei russischen Drohnenangriffen auf Ziele im Osten der Ukraine ist ein Mann getötet worden. Die tödliche Attacke in der Stadt Kramatorsk ereignete sich am Montagabend, wie der Stadtrat mitteilte. Es seien Wohngebäude und zivile Infrastruktur attackiert worden. Eine Bildungseinrichtung und Wohngebäude seien beschädigt worden. In der Region Charkiw wurden nach Behördenangaben drei Menschen bei einem russischen Drohnenangriff verletzt, unter ihnen ein 16-Jähriger.
07:00 Uhr – Militärexperte: „Die Russen gehen jetzt ‚all in‘ – in der Ukraine und in Europa“
Markus Reisner, Oberst im österreichischen Bundesheer, erwartet verstärkte Angriffe der russischen Streitkräfte in der Ukraine, aber auch weitere „hybride Angriffe“ in Europa. Die russische Armee nehme in der Ukraine besonders die Gasversorgung ins Visier, um die Bevölkerung zu zermürben, aber „etwas Neues“ komme hinzu, sagte Reisner im Interview mit ntv.
„Durch die täglichen ukrainischen Drohnenangriffe gerät Russland selbst unter Druck. Außerdem haben sie auf dem Schlachtfeld dieses Jahr wieder keinen Durchbruch geschafft. Die Russen gehen jetzt ‚all in‘. Mit Angriffen in der Ukraine, aber auch mit mehr hybriden Attacken in Europa, denken Sie an die Drohnenflüge an Flughäfen“, erklärte er. Die Hoffnung der Russen sei wohl, „dass die Europäer stärker den eigenen Luftraum schützen wollen – und weniger Fliegerabwehr an die Ukraine geben.“
Das umkämpfte Pokrowsk bezeichnet Reisner als „gefallen“. Die Stadt sei zu 90 bis 95 Prozent in russischer Hand. Für den Kriegsverlauf habe der Verlust aber keine unmittelbare Bedeutung. „Pokrowsk ist auf keinen Fall eine Stadt mit strategischer Bedeutung. Es ist ein operativ bedeutungsvoller Knotenpunkt für Logistik, das ja.“
6:10 Uhr – Selenskyj fordert Urteile nach Schmiergeld bei Atomkonzern
Nach dem Bekanntwerden von Ermittlungen und Razzien wegen des Verdachts auf Korruption beim ukrainischen Staatskonzern Energoatom fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj Verurteilungen. „Die Reinhaltung des Unternehmens hat Priorität“, betonte der Staatschef in seiner abendlichen Videobotschaft. Es sei jeder zu bestrafen, der an Korruptionsschemen beteiligt war. Selenskyj erinnerte dabei daran, dass die Atomkraftwerke von Energoatom den Hauptteil der Elektroenergie erzeugen. Nach russischen Drohnen- und Raketenangriffen steht in vielen Regionen des Landes Strom nur stundenweise zur Verfügung.
06:00 Uhr – Deutschlands Ukraine-Hilfen steigen 2026 auf 11,5 Milliarden Euro
Deutschland erhöht seine Ukraine-Hilfen 2026 im Vergleich zum Regierungsentwurf noch einmal um drei Milliarden Euro. Das Geld ist laut Finanzministerium für Artillerie, Drohnen, Panzerfahrzeuge und zwei Patriot-Flugabwehrraketensysteme vorgesehen.
Montag, 10. November: 15:29 Uhr – Selenskyj will Patriot-Systeme von den USA kaufen
Selenskyj will im Kampf gegen andauernde Angriffe Russlands bei den USA 25 Patriot-Luftabwehrsysteme bestellen. Selenskyj räumte am Montag ein, dass die Systeme teuer seien und die Herstellung der gewünschten Menge mehrere Jahre dauern könnte. Europäische Länder könnten aber ihre Patriot-Systeme der Ukraine überlassen und auf Ersatz warten, erklärte er. „Wir würden nicht gerne warten“, sagte er.
Selenskyj erwähnte, dass die Ukraine vor kurzem weitere Patriot-Systeme von Deutschland bekommen habe. Wie viele der Systeme sich derzeit in der Ukraine befinden, ist unklar.
12:55 Uhr – Ukrainische Flugabwehr zunehmend überfordert
Im Oktober hat sich die Situation der Ukraine bei der Flugabwehr nach Einschätzung von Experten stark verschlechtert. „Russland gelingt es zunehmend, die ukrainische Luftabwehr zu umgehen und kritische Infrastruktur zu schädigen“, heißt es im vom Europäischen Austausch und der Konrad-Adenauer-Stiftung monatlich herausgegebenen Bericht „Monitor Luftkrieg Ukraine“. Insbesondere der Einsatz ballistischer Raketen habe sich mit 108 Stück mehr als verdoppelt, während gleichzeitig die Abfangquote auf der Basis ukrainischer Angaben bei nur etwa 15 Prozent liege.
Dem Bericht zufolge wurden durchschnittlich jede Nacht 170 russische Drohnen gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt. Mit nach ukrainischer Zählung 5.298 Langstreckendrohnen liegt der Wert allerdings etwa sechs Prozent unter den Ziffern des September. Im Juli sei dabei mit knapp 6.300 Drohnen der bisherige Höchstwert erreicht worden. Im Bericht wird vermutet, dass dies auf ein Nichterreichen russischer Produktionsziele zurückzuführen ist.
11:35 Uhr – „Putin in der Lage ist, am selben Tag am gleichen Ort zwei unterschiedliche Botschaften zu senden“09:51 Uhr – Korruptionsnetzwerk in Energiebranche aufgedeckt
In der Ukraine gehen die Behörden mit einem großangelegten Einsatz gegen Korruption in der Energiebranche vor. Es sei eine hochrangige kriminelle Vereinigung aufgedeckt worden, teilt die Anti-Korruptionsbehörde auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Die Ermittlungen hätten 15 Monate gedauert und umfassten 1000 Stunden Tonaufnahmen.
Den Angaben zufolge bauten die Beschuldigten ein weit verzweigtes Netzwerk auf, um wichtige Staatsunternehmen zu beeinflussen. Dies betreffe insbesondere den staatlichen Atomkraftwerksbetreiber Energoatom. Der Kampf gegen die weit verbreitete Korruption gilt als zentral für den von der Ukraine angestrebten Beitritt zur EU und die Sicherung milliardenschwerer Hilfsgelder westlicher Verbündeter.
07:32 Uhr – USA liefern milliardenschwere Waffen nicht an Europa aus
US-Waffen im Wert von mehr als fünf Milliarden Dollar werden einem Bericht zufolge aktuell nicht an die Nato-Alliierten geliefert. Grund ist der „Shutdown“ in den USA, wie das US-Portal „Axios“ unter Berufung auf Schätzungen des US-Außenministeriums berichtet. Betroffen seien unter anderem Lieferungen von Himars-Raketensystemen, Amraam-Luft-Luft-Raketen und Aegis-Flugabwehrsystemen. Auch Verbündete wie Dänemark, Kroatien und Polen warten demnach auf die Ausfuhren.
Am späten Sonntagabend haben Republikaner und Demokraten einen konkreten Schritt zur Beendigung des Shutdowns getan. Der Senat votierte mit den Stimmen der Demokraten dafür, über einen Übergangsetat zu beraten.
05:30 Uhr – 71 ukrainische Drohnen abgeschossen
Die Nachrichtenagentur Ria meldet unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium den Abschuss von 71 ukrainischen Drohnen in der Nacht durch die russische Luftabwehr.
dpa/AFP/AP/Reuters/ll/fro/kami/jho/coh/dol