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Fachleute in den USA warnen vor Sonnenstürmen bis zum 13. November. Doch ob Polarlichter auch in Deutschland zu sehen sein werden?
Frankfurt – Nachdem die letzte Polarlicht-Warnung des Space Weather Prediction Centers (SPWC) aus den USA ins Leere lief, gibt es bereits die nächste Warnung: In den kommenden Tagen könnten gleich mehrere Sonnenstürme die Erde treffen. Je nachdem, wie sie sich verhalten, sind Polarlichter bis in mittlere Breiten möglich. Auslöser dafür sind koronale Massenauswürfe (CMEs) der Sonne, die am 9. und 10. November beobachtet wurden.
Polarlichter sind auf der Halbinsel Reykjanes in Island zu sehen. (Archivbild) © Owen Humphreys/dpa
Das geladene Plasma, das die Sonne bei diesen Gelegenheiten ins Weltall geschleudert hat, ist derzeit auf dem Weg in Richtung Erde. Die Weltraumwetter-Vorhersage des SWPC rechnet damit, dass beide Sonnenstürme zwischen dem 11. und 13. November 2025 die Erde erreichen. Interagiert das Sonnen-Plasma mit dem Magnetfeld der Erde, können farbenfrohe Polarlichter entstehen. Je stärker die Sonnenstürme sind, desto weiter südlich kann man das Polarlicht-Spektakel beobachten.
Sonnenstürme sind unterwegs zur Erde – mit etwas Glück, kann man Polarlichter sehen
Das SWPC ist ein Teil der US-amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA. Es beobachtet die Sonnenaktivität und modelliert nach einem koronalen Massenausbruch, ob und wann der Sonnensturm die Erde treffen wird. Derzeit gilt folgende NOAA-Warnung:
- 11. November 2025: G2 (moderat)
- 12. November 2025: G3 (stark)
- 13. November 2025: G1 (geringfügig)
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Fotostrecke ansehenWann kann man Polarlichter sehen? Die Vorhersage ist nicht einfach
„Die Analyse dieser Ereignisse wird aufgrund der Vielzahl möglicher Folgen und ihrer Wechselwirkungen bei der Ankunft auf der Erde fortgesetzt, sodass die Prognose mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist“, schreiben die Fachleute auf der SWPC-Website. Bei einer Sache ist sich die Fachwelt jedoch relativ sicher: Der Sonnensturm vom 10. November ist schneller unterwegs als das Plasma, das am 9. November ausgestoßen wurde. Beim SWPC heißt es dazu: „Zwar besteht Unsicherheit darüber, ob der schnellere Sonnensturm den ersten vor dem Eintreffen der Erdkomponente einholen wird, doch dürfte zwischen den beiden CMEs nicht allzu viel Zeit liegen.“
Doch wird man dann auch Polarlichter sehen können? Während sich Polarlicht-Beobachter auf der Plattform X bereits auf das nächste Himmelsspektakel Hoffnungen machen, sieht es ein Experte aus Deutschland eher skeptisch. „Bei uns in Deutschland sehe ich eher geringe Chancen, da die aufgetretenen Sonnenstürme nicht zentral auf die Erde ausgerichtet waren und einige nicht sehr hohe Geschwindigkeiten erreichten“, erklärt Dr. Volker Bothmer auf Anfrage von fr.de von Ippen.Media. Der Astrophysiker erforscht am Institut für Astrophysik der Universität Göttingen die Sonne.
Die Sonne ist auf dem Höhepunkt ihrer Aktivität
Deren Aktivität lässt sich in einen etwa elfjährigen Zyklus einteilen, dessen Maximum laut Bothmer derzeit noch im Gange ist. „Wir sind noch nicht ganz über das Maximum hinausgekommen und es treten noch immer verstärkt pulsartige verdichtete Zonen magnetischer Materie aus dem Sonneninneren an die Oberfläche“, weiß der Experte. Er gehe jedoch davon aus, „dass wir in den nächsten Monaten das Ende des jetzigen Maximums erreichen werden“.
G1 bis G5: Was die NOAA-Skalen bedeuten
G1 (geringfügig): Schwache Schwankungen im Stromnetz und geringfügige Auswirkungen auf den Satellitenbetrieb möglich. In hohen Breitengraden kann man häufig Polarlicht sehen.
G2 (moderat): In hohen Breitengraden kann es zu Spannungsalarmen in Stromnetzen kommen, lang anhaltende Stürme können Schäden an Transformatoren verursachen. Bei Satelliten sind möglicherweise Korrekturmaßnahmen zur Ausrichtung nötig. HF-Funkausbreitung kann in höheren Breitengraden schwächer werden. Polarlichter bis 55° geomagnetischer Breite möglich.
G3 (stark): Spannungskorrekturen können erforderlich sein. Bei Satelliten in niedriger Umlaufbahn kann der Luftwiderstand zunehmen; womöglich sind Korrekturen bei Orientierungsproblemen erforderlich. Zeitweilige Probleme bei Satellitennavigation und Niederfrequenz-Funk sind möglich, der HF-Funk kann zeitweise ausfallen. Polarlichter bis zu 50° geomagnetische Breite sind möglich.
G4 (schwerwiegend): Möglicherweise weitreichende Probleme bei der Spannungsregelung in Stromversorgungssystemen. Tracking-Probleme bei Raumfahrzeugen, Ausrichtungskorrekturen können erforderlich sein. Satellitennavigation ist für Stunden beeinträchtigt. HF-Funkausbreitung ist sporadisch, Niederfrequenz-Funknavigation ist gestört. Induzierte Ströme in Pipelines beeinträchtigen vorbeugende Maßnahmen. Polarlichter bis zur 45° geomagnetischen Breite möglich.
G5 (extrem): Es kann zu weitreichenden Problemen bei der Spannungsregelung und bei Schutzsystemen kommen. Es kann zu Stromausfällen kommen und Transformatoren können beschädigt werden. Satelliten bekommen Probleme mit der Ausrichtung. Satellitennavigation kann für Tage beeinträchtigt sein. Ströme in Pipelines können Hunderte von Ampere erreichen, die HF-Funkausbreitung kann für ein bis zwei Tage unmöglich sein. Niederfrequenz-Funknavigation kann für Stunden ausfallen. Polarlichter sind bis zu 40° geomagnetische Breite möglich.
Quelle: SWPC der NOAA
Ist in den kommenden Tagen in Deutschland Polarlicht zu sehen?
Es ist als möglich, dass in den kommenden Tagen in Deutschland Polarlicht zu sehen ist – wahrscheinlich ist es jedoch eher nicht. Denn neben dem Sonnensturm spielt noch eine weitere Komponente eine Rolle bei Polarlichtern: das Wetter. Und das sieht derzeit eher trüb und grau aus – Polarlichter dürften da nicht unbedingt durchdringen. (Quellen: SWCP, Anfrage bei V. Bothmer, eigene Recherche) (tab)