„Wanderte“ vor 400 Jahren aus Amerika nach Europa ein: die Robinie. Foto: Ingmar Staude via Uni Leipzig
Einheimische Pflanzenfresser spezialisieren sich um
Leipzig, 11. November 2025. Fremde Pflanzen, die im Zuge der Globalisierung auf die eine oder andere Weise nach Europa gelangt sind, fügen sich rascher als gedacht in einheimische Ökosysteme ein. Zu diesem Schluss ist ein Forscherteam der Uni Leipzig um Dr. Ingmar Staude gekommen. Tenor ihrer Studie: Je länger die „Exoten“ angesiedelt und je höher ihr Verbreitungsgebiet ist, desto mehr kleinere Pflanzenfresser wie Miniermotten, Gallmücken oder Blattläuse nutzen sie – wobei sich dann ähnlich vielfältige Interaktionen wie bei heimischen Pflanzen einstellen können.
Laut Staude dachten Wissenschaftlerinnen lange Zeit, dass hierzulande neu angesiedelte Pflanzen weniger als Nahrung oder Wirt für heimische Tiere und Pilze dienen, weil sie keine gemeinsame Entwicklungsgeschichte mit der heimischen Tierwelt teilen und sich deshalb besonders stark ausbreiten können. Die Studie habe diesen Anfangszustand bestätigt, so Staude. Sie zeigte aber auch, dass sich das mit der Zeit ändert: Nach einigen Jahrhunderten werden viele dieser Pflanzen zunehmend von Pflanzenparasiten genutzt. Das bedeute, dass sich die Natur besser und schneller an neue Pflanzen anpassen kann als bisher angenommen, aber auf der anderen Seite auch, dass heimische Pflanzenarten essentiell sind, um die hohe Diversität von hochspezialisierten Kleinstpflanzenfressern aufrechtzuerhalten.
Robinie „wanderte“ vor 400 Jahren aus Europa ein
Als Beispiel verweisen die Leipziger auf die Robinie: Dieser Baum stammt aus Nordamerika und wurde vor rund 400 Jahren nach Europa eingeführt. Mehrere Quellen gehen davon aus, dass Jean Robin, der Botaniker der Könige von Frankreich, dieses Gewächs um 1601 aus Virginia eingeführte. Sie verbreitete sich dann auch in Mitteleuropa. So wachsen Robinien zum Beispiel seit 1710 in der heutigen Tschechischen Republik. Heute dient die Robinie mehr als 100 Mikro-Pflanzenfressern als Wirt.
Autor: Oiger
Quelle: Uni Leipzig
Wissenschaftliche Publikation:
„Non-native plants attain native levels of microherbivory richness with time and range expansion”, von Lara J. Schulte, Miriam Wahl und Ingmar R. Staude, in: „Ecology Letters“, Fundstelle im Netz: DOI: 10.1111/ele.70247

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